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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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bemerkt. Jetzt schien er ihr ganze Bände von Wissen zu vermitteln.
    Averan lief herum zum Spundloch des Ungeheuers und ging ganz nahe heran. Ihre menschliche Nase war nicht annähernd so empfindlich wie die Geruchsorgane eines Greifers, und der knoblauchähnliche Duft erschien ihr weniger wie ein Geruchsstoff, sondern wie ein laut gebrüllter Ruf: »Hier lauert der Tod! Paßt auf! Paßt auf!«
    Die grüne Frau gesellte sich zu Averan und schnupperte. Sie schreckte zurück und stieß einen Schrei ohne Worte aus, wobei sie wild mit den Armen fuchtelte. Denn genau wie Averan reagierte auch die grüne Frau jetzt, nachdem sie vom Hirn des Untiers gegessen hatte, auf den Duftstoff des Greifers, als sei sie selbst einer – mit allergrößtem Entsetzen.
    Oben zogen die Wolken schnell dahin. Averan sah sich im Licht der Sterne um, bis sie einen geeigneten langen Stock gefunden hatte, dann schob sie dessen Ende in das Loch des Greifers, bis der Warnstoff dick auf dem Stab klebte.
    »Komm schon, Frühling«, rief Averan der grünen Frau zu.
    »Gehen wir.«
    Doch die grüne Frau roch den Tod an Averans Stecken und wich nur noch weiter zurück. Sie sah sich nach einem Versteck um und hielt sich die Hände vors Gesicht. Averan fürchtete, die grüne Frau könnte jeden Augenblick fortrennen.
    Wenn Frühling fortlief, vermutete Averan, würden die
    Greifer sie aufspüren und töten. Frühling hatte es geschafft, einen einzelnen Greifer zu erschlagen, aber aus einem Kampf gegen Dutzende von ihnen würde sie womöglich nicht als Siegerin hervorgehen. Ganz sicher hatte sie noch keine Todesmagierin getötet.
    »Frühling!« schrie Averan. Doch die grüne Frau wollte nichts davon hören. Sie rannte los, über eine Dorfstraße auf ein paar Katen zu, die wie Frowth-Riesen in der Finsternis lauerten und überall ihre dunklen Schatten warfen.
    Averan versuchte auf die einzige Weise ihre Aufmerksamkeit zu erregen, die ihr einfiel: »Verderbter Erlöser, Gerechter Zerstörer, folge mir!«
    Die Wirkung war erstaunlich. Fast schien es, als sei Frühling mit einem unsichtbaren Strick an ihrem Rücken festgebunden.
    Auf Averans Ruf blieb die grüne Frau mit einem Ruck stehen, drehte sich um und blickte voller Unbehagen zurück zu Averan. Langsam kehrte sie zurück.
    »So ist es gut«, sagte Averan. »Ich bin jetzt deine Herrin.
    Folge mir und verhalte dich ruhig. Wir wollen nicht noch mehr Greifer anlocken.«
    Frühling zog ein langes Gesicht, gehorchte jedoch und lief Averan artig hinterher.
    Sie eilte die Straße in Richtung Norden entlang. Die Nacht wurde zunehmend kälter, und auf der schmalen Straße zwischen den Walnußbäumen wehte ein kräftiger Wind.
    Braune Blätter wirbelten über ihren Pfad, und über ihr jagten die Wolken dahin, die den Geruch von Regen mit sich brachten.
    Sie hatte geglaubt, nur noch wenige Minuten rennen; zu können. Seit der Blaue Turm gefallen war, fühlte sie sich so schwach.
    Zu ihrer Überraschung jedoch erfüllte sie das warme Fleisch des Greifers, das sie verzehrt hatte, mit unerwarteter Kraft. Sie fühlte sich gestärkt – nicht stark genug, um einem Mann den Schädel mit einem einzigen Hieb zu zertrümmern oder etwas ähnlich Phantastisches. Es war nicht mit der Übernahme einer Gabe der Muskelkraft zu vergleichen. Aber sie fühlte sich…
    energischer, lebendiger.
    Das Fleisch des Greifers schien für ihren Körper ein
    eigentümlich wirkungsvolles Stärkungsmittel zu sein.
    Fast eine Stunde lang lief Averan unermüdlich und schneller, als es einem Kind ihres Alters möglich sein sollte, und die grüne Frau trabte neben ihr her.
    Etwa alle zweihundert Meter drehte Averan sich um,
    schleifte ihren Stecken quer über den Boden und stellte sich voller Entzücken dabei vor, wie der Ruf »Hier lauert der Tod!
    Paßt auf! Paßt auf!« die Klingenträger auf ihrer Fährte in Angst und Schrecken versetzte.
    Sie wären gezwungen, ihre Reihen zu schließen und sich langsam im Schneckentempo weiter vorwärts zu bewegen.
    Unwillkürlich blieb Averan aus vollem Lauf stehen. Woher wußte sie das? Aus ihrem Traum, ihren geliehenen Erinnerungen, konnte sie sich an nichts Konkretes mehr erinnern, das ihr verraten hätte, wie die Greifer reagieren, wie die Klingenträger handeln würden. Und trotzdem war sie sich ganz sicher.
    Dennoch erschloß sich ihr nicht alles: Wer war die Eine Wahre Meisterin? Was wollte sie? Natürlich das Blut der Gläubigen, und damit war menschliches Blut gemeint, aber was wollte sie damit

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