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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Atem. »Frühling!« rief sie.
    »Frühling!«
    Doch die Oberfläche des Kanals blieb still.
    Kurz überlegte Averan, was sie tun sollte. Dann trieb Frühling nach oben.
    Averan schwamm zu ihr, packte den Bärenfellumhang der Frau von hinten und zerrte den bewußtlosen Körper ans gegenüberliegende Ufer. Sie zog Frühlings Kopf aus dem Wasser und drehte sie um.
    Die grüne Frau hustete und würgte und weinte wie ein
    kleines Kind. Als sie schließlich alles schlammige Kanalwasser wieder ausgespien hatte, half Averan ihr den Rest der Uferböschung hinauf. Sie sah sich in der Dunkelheit um.
    Bei ihrem Versuch, Frühling zu retten, hatte Averan den Stecken verloren. Sie hätte ihn gern wiedergehabt, um sich die Greifer vom Leib zu halten, bezweifelte jedoch, daß sie ihn bei dieser Dunkelheit würde finden können.
    Mühsam erhob sie sich auf die Beine. Sie befand sich ihrer Einschätzung nach noch immer acht Meilen westlich von Carris und weitere sechs südlich. Sie wollte nach Norden, hatte aber Angst. Auf den Hügeln in Richtung Carris konnte sie Feuer brennen sehen.
    Ein heftiger Wind wehte, und die Wolkendecke war so dicht geworden, daß Averan kaum etwas erkennen konnte. Regen prasselte in schweren Tropfen auf sie nieder. Sie mußte ihren Stab aufgeben.
    Wenn ich Glück habe, fängt es vielleicht an zu blitzen, hoffte Averan. Es war allgemein bekannt, daß Greifer sich vor Blitzen fürchteten, wenn auch niemand den Grund dafür kannte. Averan dagegen hatte vom Hirn eines Greifers gegessen und dessen Geheimnisse erfahren. Jetzt verstand sie diese besser: Blitze machten Greifern keine Angst, vielmehr blendeten sie sie und verursachten ihnen Schmerzen. Sich in der Nähe eines Blitzes aufzuhalten war, als blickte man geradewegs in die Sonne.
    Ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der das weiß, erkannte Averan. Was sie getan hatte, war bislang ohne Beispiel – sie hatte das Gehirn eines Greifers gegessen und sich seine Erinnerungen angeeignet – so als wäre sie selbst ein Greifer.
    Leider schien trotz des Regens kein Gewitter aufzuziehen.
    Nach dem stundenlangen Rennen erschöpft, machte Averan sich humpelnd nach Westen auf den Weg und trabte eine Stunde lang dahin. Die grüne Frau fiel immer weiter hinter ihr zurück. Eine Stunde vor Anbruch der Dämmerung hörte sie ein eigentümliches Geräusch aus Richtung Carris, ein seltsames Grollen, das die Erde erschütterte. Wenig später erwachten die Vögel auf den Wiesen und begannen zu zwitschern. Es kam ihr komisch vor, daß die Vögel an einem solch trüben Tag solch freudigen Gesang von sich gaben.
    Kurz vor der Dämmerung entdeckte sie an der Nordseite der Straße einen bewaldeten Hügel und beschloß die Rolle des Fuchses zu Ende zu spielen.
    Sie kauerte sich im Windschatten einer Riesenfichte
    zwischen ein paar Zwergeichen und hohe Farne und wartete auf den Sonnenaufgang. Von ihrer höher gelegenen Position aus müßte sie die riesenhaften Greifer bereits auf Meilen erkennen können, wenn die Ungeheuer nicht ohnehin ihre Fährte verloren hatten.
    Frühling lag neben Averan in ihrem Bärenfellumhang.
    Averan zog Frühlings Umhang weit genug auf, um mit
    darunterkriechen zu können, und schmiegte sich an die warme Brust der grünen Frau.
KAPITEL 11
Ein kalter Wind in Carris
    Eine Stunde vor der Dämmerung hatte der Wind in Carris gedreht und wehte nun bitterkalt von Nordosten her.
    Durch den Nebel unten und die tief hängenden Wolken, die über ihm schnell vorbeizogen, wurde es bei Tagesanbruch eher noch dunkler denn heller.
    Das meiste Licht erzeugten Raj Ahtens Flammenweber, die in Feuer gehüllt den Nebel bis zum Ende des Damms vertrieben hatten. Der Wolflord stand zwischen jenen
    Lichtsäulen und sah zu den Männern auf der Mauer hoch. Die Frowth-Riesen, Kriegshunde und Unbesiegbaren hinter ihm schauten finster drein.
    »Wenn Ihr auf eine Schlacht mit uns aus seid, so kommt nur her«, rief Herzog Paldane kühn. »Doch falls Ihr glaubt, Ihr würdet mit Carris ein leichtes Spiel haben, so irrt Ihr Euch.
    Wir werden uns um keinen Preis ergeben!«
    Um Roland herum hoben die Männer ihre Waffen, schlugen Schwerter und Hämmer gegen die Schilde und stimmten so einen gewaltigen Jubel an.
    Raj Ahten schätzte Paldane mit einem Blick ab und beachtete ihn nicht weiter. Statt dessen betrachtete er die Männer auf den Mauern, und bei Roland verweilte er kurz. Roland versuchte, dem Blick standzuhalten, doch war er dazu nicht fähig. Die Herausforderung und das

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