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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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durch die Nacht eilte, erholte er sich von Stunde zu Stunde. Er wurde stärker, und seine Bewegungen wurden behender.
    Obgleich es ihn anwiderte, vermochte er die Süße des Bösen nicht zu verleugnen, und einmal dachte er sogar: Wenn Raj Ahten die Zwingeisen benutzt, um zur Summe aller Menschen zu werden, könnte ich nicht das gleiche tun?
    Diesen Gedanken schob er allerdings rasch beiseite, denn er war eines Königs nicht würdig.
    So ritt er an der Seite von Zauberer Binnesman und in Gesellschaft von fünfhundert Lords aus Orwynne und Heredon. Gaborn hatte seinem Days ein Kraftpferd besorgt, damit er die Gesellschaft begleiten konnte.
    In der Dämmerung blickte er von einem Berg aus über die wogende Ebene. Die Sonne, die nichts erwärmte, bummelte über den Horizont, und Dunst erhob sich über den Feldern von Fleeds.
    Zur Vorbereitung auf die Hetzjagd über die Ebene hielt er bei einem stillen See an, auf dessen Ufer wilder Hafer, purpurne Wicken und goldener Honigklee wucherten, und ließ die Pferde tränken und füttern. Das eiskalte Wasser war erstaunlich klar; fette Forellen schwammen träge knapp unter der Oberfläche.
    Gelbe Lerchen sangen in den Weiden entlang der Straße; näherte er sich ihnen, flogen sie auf wie die Funken des Schleifsteins in einer Schmiede.
    »Fünfzehn Minuten Rast«, verkündete Gaborn. »Wenn wir dann galoppieren, sollten wir Tor Doohan innerhalb einer Stunde erreicht haben. Von dort aus geht es rasch weiter nach Süden, und möglicherweise haben wir Carris schon am späten Nachmittag erreicht.«
    Er hatte es jetzt noch eiliger als zuvor. Das Gefühl, Carris drohe Gefahr, wollte ihn überwältigen, und die Erde drängte ihn.
    »Am späten Nachmittag?« fragte Sir Langley. »Welchen
    Grund gibt es dafür?«
    Carris war so weit entfernt, daß kein Bote eine Nachricht in weniger als einem Tag hätte herbringen können. Dennoch konnte Gaborn die Lords mit Neuigkeiten überraschen. »Ja«, räumte er ein, »es gibt tatsächlich einen. Ich glaube, Raj Ahten steht vor den Mauern der Burg. Vor fünf Minuten befand sich einer meiner Boten noch in Todesgefahr… Doch dieses Gefühl ist gerade verschwunden. Trotzdem spüre ich, wie die Gefahr um meinen Erwählten abermals zunimmt.«
    Aufgeregt besprachen die Lords diese Mitteilung und
    überlegten sich Strategien. Raj Ahten war bekannt dafür, wie schnell er eine Burg erobern konnte. Die wenigsten glaubten, Carris würde seinem Ansturm auch nur den Tag über standhalten. Falls doch, wäre es vermutlich ein leichtes, den Wolflord zu vertreiben.
    An diese Möglichkeit glaubte allerdings niemand.
    Man stimmte darin überein, daß Gaborn die Burg würde
    belagern müssen, und sicherlich würde er bald den Sieg davontragen. Doch wie lange durfte eine solche Belagerung dauern? Raj Ahtens Armeen strömten über die Grenze, und der Wolflord würde kaum länger als eine Woche auf Verstärkung warten müssen. Deshalb war Gaborn
    gezwungen, die Festung entweder rasch einzunehmen oder die Armeen, die sich im Anmarsch befanden, zu vertreiben.
    Gleich wie, der Erdkönig hätte vermutlich eine Schlacht von epischen Ausmaßen vor sich.
    Das alles klang so einfach. Lords aus ganz Rofehavan
    würden sich unter seinem Banner vereinen. Bereits jetzt gebot er über Lowicker und Fleeds, die Unabhängigen Ritter, Heredon und Mystarria. Mit einer so großen Armee dürfte es nicht schwerfallen, Raj Ahten zu schlagen. Eigentlich hoffte Gaborn sogar, der Wolflord würde Carris erobern, denn dann säße er auf der Halbinsel wie eine Ratte in der Falle.
    Nichtsdestotrotz fühlte er tiefe Sorge. Der Tod bedrohte jeden einzelnen Mann und jede einzelne Frau seines Gefolges.
    In Carris würde es eine Schlacht der Könige geben, und die würde nicht erst in einer Woche stattfinden. Lockte ihn Raj Ahten vielleicht gar in eine Falle?
    Und wäre seine Armee, sogar mit Lowickers Hilfe und der von Fleeds, groß genug, diese Schlacht zu gewinnen?
    Er ging zum See, wo er hoffte, mit seinen Gedanken ein wenig allein sein zu können. Zwischen den Felsen am Ufer sprossen kleine gelbe Blümchen. Er pflückte eins. In seiner Kindheit hatte er diese Blümchen stets für einen Schatz gehalten, und nun fiel ihm auf, wie gewöhnlich sie eigentlich waren.
    Wie Menschen. Alle Männer und Frauen und Kinder. Noch immer betrachtete er jeden als Schatz, obwohl die Erde ihm mitgeteilt hatte, daß er nur wenige retten konnte.
    Sein Days kam zum Ufer, streifte die Kapuze seines
    Reitermantels nach

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