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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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hinten und enthüllte sein kurzgeschorenes Haar. Das Gesicht des Mannes wirkte hager, von Sorgen ausgezehrt. Er kniete sich hin und schöpfte mit den Händen Wasser zum Trinken.
    »Was geschieht in Carris?« erkundigte sich Gaborn.
    Der Gelehrte ließ das Wasser entsetzt durch die Finger rinnen. Er drehte sich nicht zu Gaborn um. »Alles zu seiner Zeit, Euer Hoheit.«
    »Ihr könnt doch nicht einfach nur die Toten verzeichnen«, erwiderte Gaborn. »Wie sehr Ihr auch versucht, es zu verbergen, trotzdem fühlt Ihr mit ihnen. Gestern, als der Blaue Turm fiel, habe ich den Schrecken auf Eurem Gesicht bemerkt.«
    »Ich bin der Zeuge der Zeit«, erklärte der Days. »Aber ich darf nicht in den Lauf der Ereignisse eingreifen.«
    »Der Tod wird sich jeden Mann und jede Frau in Eurer
    Gesellschaft holen. In Carris halten sich Hunderttausende auf, und ich glaube, auch sie werden sterben müssen. Wollt Ihr das lediglich als Zeuge beobachten?«
    »Vielleicht könnte ich, selbst falls ich wollte, nichts tun, um das zu verhindern«, antwortete der Days. Nun wandte er sich um und blickte Gaborn an. Die Morgensonne ließ eine Träne in seinem Augenwinkel glitzern.
    Was sagt er? überlegte Gaborn. Er kann es nicht verhindern?
    Wenn das zutraf, mußte Raj Ahten eine teuflische Falle ausgeheckt haben. Gaborn wollte mehr darüber wissen.
    »Gestern abend habt Ihr mich gefragt, ob ich jemals einen Days Erwählen würde«, sagte er. »Meine Antwort lautet: ja.
    Jedoch nur, wenn sich derjenige in den Dienst seiner
    Mitmenschen stellt.«
    »Wollt Ihr Euch meine Treue erkaufen?« fragte der Days.
    »Ich will lediglich die Welt retten.«
    »Möglicherweise ist dieses Streben zum Scheitern verurteilt.«
    »Wie angenehm muß es sein, einfach nur als Betrachter zuzuschauen«, schalt Gaborn, »und vorzugeben,
    Gleichgültigkeit sei eine Tugend und unsere Schicksale seien von der Zeit längst besiegelt.«
    »Hofft Ihr, mich zu verärgern, auf daß ich mein Gelübde breche?« entgegnete der Days. »Ich dachte, das wäre unter Eurer Würde. Vielleicht habe ich eine zu hohe Meinung von Euch gehabt. Und ich werde es im Buch Eures Lebens vermerken müssen.«
    Gaborn schüttelte den Kopf. »Betteln, flehen, nachbohren, erpressen. Wenn ich Euch solche Fragen stelle, dann nicht allein meinetwegen. Und so warne ich Euch: Ich werde Euch nicht Erwählen. Ich werde mit Euch in die Schlacht reiten und Euch nicht Erwählen. Höchstwahrscheinlich werdet Ihr noch heute den Tod finden, falls Ihr mir nicht verratet, welche Gefahr Carris bedroht.«
    Der Days zitterte, versuchte die Fassung zu wahren und wandte sich ab. Doch sein Zittern verriet Gaborn genug. Carris drohte ein so großer Schrecken, daß der Days wirklich glaubte, er würde den nächsten Tag nicht mehr erleben.
    Dennoch zog er den Tod dem Bruch seines Eids vor, sich nicht in die Angelegenheiten der Menschen einzumischen.
    Während Gaborn nun wartend am See stand, trat Erin
    Connal zu ihm. Sie hatte ihm gestern abend schon gesagt, sie wolle mit ihm unter vier Augen sprechen, nun setzte sie sich hin und verkündete: »Euer Hoheit; ich muß Euch von einem Komplott berichten, das gegen Euch geschmiedet wird.«
    Daraufhin erzählte sie in knappen Worten von König
    Anders’ Absicht, Gaborns Anspruch auf den Thron zu
    bestreiten.
    Gaborn war schockiert. Warum Anders so etwas tun wollte, vermochte er sich kaum vorzustellen. Denn noch ein Lord, der ihn bekämpfte… Es war die reinste Verschwendung.
    Die Erde hatte einen neuen König gekrönt, und bislang hatte er geglaubt, die Menschen würden sich darüber freuen. Statt dessen sprossen überall im Lande neue Feinde… so wie an diesem kalten See die Blümchen.
    Gaborn unterhielt sich einige Minuten lang mit Erin, dann holte sie Prinz Celinor, damit er mehr über die Sache erfahren konnte.
    Ganz offen fragte Gaborn den Prinzen: »Erin hat mich
    gewarnt, Euer Vater würde Ränke gegen mich schmieden. Wie ernst, glaubt Ihr, meint er es damit? Wird er gegen mich ins Feld ziehen, oder wird er Meuchelmörder schicken?«
    Celinor antwortete genauso ehrlich und so rasch, als hätte er sich längst selbst Gedanken darüber gemacht. »Ich… ich weiß es nicht. Nie zuvor hat mein Vater Krieg mit einem anderen Lord von Rofehavan angefangen, noch versucht, einen ermorden zu lassen. Mit mir hatte er nicht über solche Dinge gesprochen. Aber… in letzter Zeit war mein Vater nicht mehr er selbst. Jedenfalls im vergangenen Monat nicht mehr. Ich glaube, er wird

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