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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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unschädlich machen konnte.
    Ja, so überzeugte mich das Benehmen meines Vaters gar, daß seine Phantasien etwas Gutes an sich hätten und daß diese Wahnvorstellungen sich als hilfreich erweisen könnten.
    Schließlich fragte ich mich, wie ich gestehen muß, ob es dieses Zeichen nicht wirklich gegeben hatte.
    Dann, letzte Woche, geschah etwas Merkwürdiges: Mein
    Vater brach in einen unbeschreiblichen Wutanfall aus, nachdem er von dem anderen Erdkönig – Euch – gehört hatte.
    Er tobte und brüllte wild herum. Einen Wandteppich hat er mit bloßen Händen zerrissen, und selbst seinen eigenen Thron hat er umgestoßen. Den Diener, der ihm diese Nachricht überbrachte, hat er verprügelt. Einige Stunden später hatte er die Fassung zurückerlangt und behauptete, diesen Betrüger, der Anspruch auf seinen Thron erhob, hätte er voraussehen müssen. Von dem Augenblick an schmiedete er Ränke, wie er Euch mit Dreck bewerfen könnte. Seine Vorwürfe klangen überzeugend, und selbst ich fragte mich, ob Ihr ein Schwindler seid. Allerdings wurde mein Vater plötzlich… unbeständig.
    Während er über etwas spricht, wechselt er unvermittelt das Thema oder brüllt einen zusammenhanglosen Befehl. Zudem bewegt er sich… eigentümlich.«
    »Offenbar ist er verrückt geworden – und noch dazu
    gefährlich«, sagte Gaborn. »Warum habt Ihr niemandem
    davon erzählt? Aus welchem Grund habt Ihr bis jetzt
    gewartet?«
    Celinor faltete die Hände und faßte Gaborn kühl ins Auge.
    »Als ich ein Kind von zehn Jahren war, wurde mein Großvater wahnsinnig. Er litt unter schweren Halluzinationen. Um seiner eigenen Sicherheit willen sperrten ihn meine Eltern in eine Zelle in den Gewölben des Bergfrieds.
    Diese lag genau unter meinem Schlafzimmer, und bis in die späte Nacht hörte ich ihn dort murmeln und lachen.
    Zu jener Zeit verriet mir mein Vater, dieser Fluch laste auf unserer Familie. Er versuchte, meinem Großvater die letzten Jahre so angenehm wie möglich zu machen. So übertrugen wir den Stoffwechsel von vier Übereignern auf ihn, damit er rasch altere und bald sterbe, während wir im Reich verkündeten, er sei bereits verblichen.
    Mein Vater verlangte mir das Versprechen ab, daß, sollte er je die gleichen Symptome zeigen, ich ihn nicht besser und nicht schlechter behandele.
    Wenn mein Vater nun dem Wahnsinn verfallen ist, so hoffe ich, daß wir ihm das gleiche Mitgefühl entgegenbringen.«
    »Sicherlich«, sagte Gaborn. Dennoch war er beunruhigt, da an den Grenzen von Heredon offenbar ein Verrückter sein Unwesen trieb. Er dagegen hatte erwartet, in Anders einen Verbündeten zu finden.
    Er ließ seine Männer wieder aufsitzen, und mit erfrischten Kräften ging der Gewaltritt weiter bis nach Tor Doohan. Im hellen Morgen und angesichts der trockenen Straßen trafen sie dort bald ein. Unterwegs rückte die Kolonne zusehends auseinander, die Reiter mit den schnelleren Pferden ließen die anderen hinter sich zurück.
    Nach einer Stunde galoppierten Gaborn, der Zauberer
    Binnesman und einige wenige andere Lords nach Tor Doohan hinein. Der »Palast« dort stand schon seit Menschengedenken.
    Aus heutiger Zeit betrachtet mochte man ihn kaum als Palast bezeichnen. Eigentlich handelte es sich nur um ein mit einem Kreis grob behauener weißer Steine umgebenes Zelt.
    Diese Steine auf Tor Doohan standen wie Säulen auf dem Berg und ragten wie zerklüftete Zähne über zwanzig Meter in die Höhe, waren dabei fünfzehn Meter stark. Auf diesen Säulen hatte man quer weitere Steinstelen in der gleichen Größe plaziert, von denen jede Hunderttausende von Tonnen wiegen mußte.
    Wer dieses Bauwerk errichtet hatte, wann oder aus welchem Grund, wußte heute niemand mehr. In den alten Sagen hieß diese Stelle der »Ort der Weißen Stute«, denn man sagte, Riesen hätten ihn einst als Pferch für die Sternenstute errichtet, die jedoch entlaufen konnte und zum Sternbild wurde.
    Natürlich konnten nur Riesen eine solche Leistung vollbracht haben, wenngleich es selbst für jene, die noch in den Bergen von Inkarra lebten, eine monumentale Aufgabe darstellte.
    Aber was den Zweck der Steine betraf? Mit Sicherheit waren sie nicht als Pferdestall gedacht gewesen.
    Vielmehr vermutete Gaborn, die Steine wären das Grabmal eines Königs der Riesen aus uralten Zeiten, auch wenn noch niemand seine Knochen ausgegraben hatte.
    Dreitausend Jahre lang hatten sich die Pferdeclans aus Fleeds an diesem Ort zu Kriegsräten und zu ihren jährlichen Spielen versammelt,

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