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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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versuchte, konnte sie es spüren. Den Mächten gegenüber war sie stets sehr empfindsam gewesen, und nun fühlte sie die Macht, die ihn antrieb. Bei dem Mann handelte es sich keineswegs um einen kaltblütigen Meuchelmörder. Vielmehr war er verwirrt, von Leidenschaft getrieben und vollkommen furchtlos – einer, der sich dem Wind hingegeben hat. Sofort erkannte Iome seine Falschheit.
    Noch immer keckerte der Kurier. Die Königin lächelte ihn an und erspürte seine Stimmung. Über die Magie der Luft wußte sie wenig. Luft war ein unvorhersehbarer Meister – wild und veränderlich. Um sich gegen sie zu wappnen, mußte man ihre Stimmungen entlarven und sie spiegeln.
    Nun verstehe ich, was er tut, dachte Iome. Er versetzt sich in diese Stimmung, um die Gunst der Luft zu erlangen. Aber der Wind ist ein schwankender Patron, und mit der Wahrscheinlichkeit, mit der er einem Mann zehnfache Kraft verleiht, läßt er ihn auch fallen.
    Sie erinnerte sich an den Glorreichen der Finsternis – an die Urgewalt der Luft, die er ausgesandt hatte. Konnte die Luft den Meuchelmörder geschickt haben? Würde sie eine solche Hinterlist treiben?
    Sir Hoswell starrte den Boten finster an. »Wer hat Euch gesandt?«
    »Wer? Wer?« rief der Kerl. Fröhlich flatterte er mit den Armen wie eine Eule. Sein gebrochenes Handgelenk hing schlaff herab. Er betrachtete es, zuckte zusammen und warf Iome einen vorwurfsvollen Blick zu. »Das tut weh.«
    »Warum kommt Ihr nicht herunter?« fragte Iome.
    »Runter?« rief der Mann. »Auf die Erde? Auf die Erde?«
    schrie er aufgeschreckt. »Nein. Gänse kommen runter. Enten kommen runter. Spinnen kommen runter!«
    Unvermittelt leuchteten seine Augen auf, als sei ihm gerade etwas eingefallen. »Disteln kommen runter!« brüllte er.
    »Disteln kommen runter. Warum verwandelt Ihr euch nicht in Distelsamen und fliegt einfach nach oben? Das könntet Ihr! Ihr könntet, wenn Ihr nur wolltet. Ihr wolltet, wenn Ihr nur könntet. In Euren Träumen.«
    Iomes Herz klopfte. Letzte Woche hatte sie von Distelsamen geträumt, davon, wie sie sich in diese verwandelte und über Burg Sylvarresta hinwegflog, durch die Luft davonschwebte und alle Probleme hinter sich ließ.
    Der Kurier riß die Augen auf, streckte die unversehrte Hand aus und winkte sie zu sich. »Kommt zu mir, oh schwerfällige Königin des Himmels, Ihr braucht keine gefiederten Flügel zum Fliegen.«
    Er meint es ernst, erkannte Iome. Ich soll mich zu ihm gesellen.
    Ein mächtiger Windstoß traf sie in den Rücken und riß sie fast aus dem Sattel. Sie packte den Knauf und hielt sich fest.
    Gaborns Warnung ging ihr durch den Sinn, und nun
    wunderte sie sich über ihre eigene Dummheit.
    Wenn sie losließe, würde die Bö sie aus dem Sattel reißen, und sie fürchtete sich vor dem Ziel, zu dem der Wind sie tragen mochte. Sie schrie um Hilfe.
    Sir Hoswell ließ den Pfeil los. Der schlug in der Nähe des Meuchelmörders in den Stamm und störte die Konzentration des Mannes. Der Wind erstarb.
    Der Besessene fuhr herum und fauchte wie ein wilder Hund, so sehr hatte ihn der unerwartete Angriff verärgert.
    »Nein?« rief er. »Nein? Nein! Sie wird es nicht wagen! Sie wird nicht wachsen. Nicht so, wie der Sohn in ihr wächst!«
    Nun knurrte er, und das erinnerte Iome an den Glorreichen der Finsternis: »Gebt mir des Königs Sohn.
    Ich wittere einen Sohn in Eurem Leib. Gebt ihn mir, oder ich hole ihn mir!«
    Der Mann ergriff den Pfeil, wand ihn aus dem Eichenholz, in dem er feststeckte, und schleuderte ihn auf Hoswell zurück.
    Mit erstaunlicher Geschwindigkeit flog der Bolzen auf den Ritter zu und war in der Bewegung nur mehr verschwommen zu sehen. Er schoß nicht geradeaus, sondern drehte sich schnell um sich selbst.
    Er traf Hoswell an der Schulter, prallte von seiner Rüstung ab und fiel ins Gras.
    »Hütet Euch!« warnte Gaborns Stimme Iome.
    Sie duckte sich, als der Pfeil wieder aufstieg und auf sie zukam. Dann sauste er an ihrem Kopf vorbei und segelte davon, bis er in der Ferne außer Sicht geriet. Ohne ihre Gaben des Stoffwechsels wäre sie aufgespießt worden.
    »Verflucht!« brüllte Hoswell. »Ich steige jetzt in den Baum, wenn es denn sein muß.«
    »Wartet!« hielt Iome ihn zurück.
    Sie blickte zu dem Meuchelmörder hoch. Er sah zu ihr herab und lachte schnatternd.
    Jetzt spürte sie die Macht, die ihn antrieb, noch deutlicher.
    Bislang hatte sie es noch nie mit einem Zauberer der Luft zu tun gehabt.
    Um ihn herum erfühlte sie ein Geflecht von

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