Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
wußte sie, daß von ihm Gefahr ausging. Aus
    einigem Abstand untersuchte sie das Futteral. Wie sie gehört hatte, benutzten die Meuchelmörder des Südens oft vergiftete Nadeln, die sie an Gegenständen befestigten, und sie fragte sich, ob dies nun hier der Fall war.
    Aber ihr fiel nichts Verdächtiges auf. Das Futteral war mit Wachs versiegelt, allerdings verriet kein Abdruck eines Rings, wer den Brief verfaßt haben könnte.
    Der Bote beugte sich vor und starrte ihr ins Gesicht.
    Höhnisch verzog er die Lippen.
    Er will mich dazu herausfordern, den Brief anzunehmen, dachte Iome.
    Sie streckte den Arm aus und packte das Handgelenk des Kerls, nicht das Futteral. Er riß die Augen auf.
    Mit einem lauten Schrei trieb er seinem Pferd die Sporen so tief in die Flanken, daß Blut hervortrat.
    Er war klein, kaum größer als Iome, und er besaß nicht so viele Gaben. Er wollte sein Tier an ihr vorbeidrängen, doch Iome ließ seinen Arm nicht los.
    Währenddessen berührte ihr Unterarm das Futteral. Das Gefühl, das sie dabei empfand, war kaum zu beschreiben – sie spürte eine Bewegung auf der Oberfläche des Behälters.
    Tausend unsichtbare Spinnen schienen darauf
    herumzukrabbeln und sprangen nun auf ihren Arm.
    Voller Schreck packte sie das Handgelenk des Kuriers noch fester und verdrehte es, weil sie ihn zwingen wollte, das Futteral loszulassen.
    Zu ihrer Überraschung knackten die Knochen des Kerls. Ihre Gaben der Muskelkraft hatte sie vor einer Stunde empfangen, und noch hatte sie nicht gelernt, ihre Kraft zu beherrschen.
    Der Behälter mit der Nachricht fiel zu Boden.
    Das Pferd des Mannes machte einen Satz nach vorn, aber Myrrima reagierte bereits. Sie eilte Iome zu Hilfe. Sir Borensons massiges Schlachtroß prallte gegen das kleinere Tier des Boten.
    Das Pferd taumelte zurück und stolperte.
    Der Kurier wurde aus dem Sattel geworfen und landete auf der Straße. Myrrima suchte verzweifelt Halt und krallte sich schließlich am Hals ihres Pferdes fest.
    Iome riß ihr Schlachtroß herum und befürchtete, der Mann würde Myrrima anfallen. Obgleich Gaborn sie gewarnt hatte, standen sie zu dritt gegen einen, und sie sah einer Auseinandersetzung zuversichtlich entgegen.
    »Huf!« befahl sie ihrem Tier. Das Schlachtroß fuhr herum und begann zu tänzeln, wobei es die Hufe weit auswarf.
    Der Kurier sprang auf. Seine Augen funkelten wild. Er lachte wie besessen. Sir Hoswell stieß einen Schrei aus, trieb sein Pferd voran und schwang den Hammer.
    Angesichts der Übermacht sprang der Bote in die Luft – und flog.
    Keinesfalls flatterte er mit den Armen wie mit Flügeln. Und auch sonst vollführte er keine anderen seltsamen Bewegungen. Er keckerte lediglich, breitete die Arme aus wie ein fliegendes Eichhörnchen und ließ sich vom Wind mitnehmen.
    Eine plötzliche Bö wirbelte um ihn herum, blähte seinen blauen Mantel auf und hob ihn unerwartet in die Höhe. Er schwebte über Iomes Kopf. Sein Sprung trug ihn dreißig Meter hoch in die Luft und zweihundert Meter mit dem Wind.
    Einer Krähe gleich hockte er sich in die riesige Eiche am Fluß, wo Iome ihn zuerst gesehen hatte. Die Äste wippten unter seinem Gewicht und bogen sich durch.
    »Bei den Mächten«, fluchte Sir Hoswell und galoppierte zu dem Baum. Er griff hinter sich an den Sattel, zog seinen Stahlbogen hervor und spannte die Sehne ein. Daraufhin legte er einen Pfeil auf.
    Der Kurier saß zwischen drei Ästen und kicherte wie
    wahnsinnig, als Iome und Myrrima eintrafen. Die Königin näherte sich dem Baum vorsichtig und fragte sich, weshalb dieser Mann so plötzlich seine Haltung geändert hatte – vom grinsenden Meuchelmörder zum geifernden Wahnsinnigen.
    »Er ist ein Luftlord«, rief Myrrima verwundert.
    »Nein«, erwiderte Sir Hoswell verärgert, »ein Luftlord wäre gleich davongeflogen. Das ist ein verdammter inkarrischer Zauberer!«
    Jetzt, da Hoswell es ausgesprochen hatte, wirkte der Kerl tatsächlich inkarrisch. Allein sein silberfarbenes Haar war im Norden selten. Aber er hatte bläßliche Haut, und seine Augen waren eher dunkelbraun als silbern oder grau. Kein reiner Inkarraner, dachte Iome – ein Halbblut.
    Hoswell schoß seinen Bogen ab, der Meuchelmörder wich jedoch leichthin aus – vielleicht hatte auch ein plötzlicher Windstoß den Pfeil abgelenkt.
    »Seid gegrüßt«, rief Iome dem Mann im Baum zu und gab Sir Hoswell mit der Hand ein Zeichen, nicht erneut zu schießen. Der Kurier kicherte.
    Die Königin betrachtete ihn. Jetzt, wo sie es

Weitere Kostenlose Bücher