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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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töten, erschreckten sie.
    Der Ritter blickte neugierig zu ihr hoch.
    »Ich möchte wissen, worauf er es abgesehen hat. Aus
    welchem Grund hat er uns nicht angegriffen?«
    »Von einem, der vom Wind besessen ist, werdet Ihr keine vernünftigen Antworten erhalten«, erwiderte Hoswell.
    »Durchsucht die Leiche«, befahl Iome.
    Daraufhin wühlte Hoswell in den Taschen des Zauberers herum, entdeckte jedoch nichts.
    Nun zog er dem Mann den rechten Stiefel aus. Fuß und
    Wade waren mit blauen Tätowierungen überzogen, ganz im Stil von Inkarra, allerdings stellten sie nicht wie gewöhnlich den Weltenbaum dar, sondern inmitten der Familiennamen war das Zeichen des Windes abgebildet. Iome kannte sich ein wenig mit inkarrischen Glyphen aus, konnte aber das, was dort geschrieben stand, nicht entziffern.
    Hoswell kratzte sich am Kinn und betrachtete die
    Tätowierungen eingehend. »Er ist tatsächlich aus Inkarra. Sein Name lautet Pilwyn. Zandaros ist die Linie seines Vaters, die Hure, die ihn geboren hat, hieß Yassaravine«, erklärte er. Er sah Iome vielsagend an.
    »Yassaravine coly Zandaros?« fragte diese. »Des
    Sturmkönigs Schwester?« Beim Sturmkönig handelte es sich um den vielleicht mächtigsten Lord von ganz Inkarra. Der Legende nach stammte seine Linie von den Himmelslords ab, seine Vorväter waren jedoch in Ungnade gefallen.
    Wenn Hoswell recht hatte, war dieser Luftzauberer ein mächtiger Mann.
    Die Inkarraner fochten keine Kriege untereinander aus. Ihre Anführer regelten ihre Streitigkeiten, indem sie selbst miteinander kämpften. Die inkarrischen Methoden des Kampfes hingegen waren oftmals subtil, gar verdreht. In den seltensten Fällen gingen zwei Herrscher tatsächlich mit Waffen aufeinander los. Häufiger wurde der Gegner vergiftet, gedemütigt, in den Wahnsinn oder Selbstmord getrieben.
    Während Iome nun das Vorgehen dieses Zauberers
    überdachte, hielt sie verblüfft die Luft an.
    Vermutlich hatte er sich mit großem Vergnügen als Kurier aus Mystarria verkleidet und die Ironie genossen, sich als Bote des Landes auszugeben, das er zerstören wollte.
    Endlich begriff Iome auch das kribbelnde Gefühl, das sie bei der Berührung des Brieffutterals verspürt hatte. Darauf waren mit dem Wind magische Runen geschrieben. Ohne Zweifel hätte die »Botschaft« Gaborn, sobald er die Hülle berührt hätte, vernichtet.
    Darüber hinaus hatte dieser Kerl Iome entweder Träume geschickt, um ihr den Seelenfrieden zu rauben, oder er hatte ihre Träume ausspioniert.
    »Ist es das, wofür ich es halte?« fragte sie Hoswell.
    »Ja, ich fürchte«, antwortete der. »Zum ersten Mal in der Geschichte führen die Inkarraner Krieg gegen Rofehavan, und sie werden gegen uns gänzlich neue Methoden in die Schlacht führen.«
    Entmutigt ballte Iome die Fäuste und blickte hinauf in den Himmel. Sie wollte nicht noch einen Lord töten – einen Fremden, dessen Familie hernach auf Vergeltung aus sein würde. Doch weshalb zogen die Inkarraner in den Krieg? Ob sie mit dem Zauberer vernünftig reden könnte?
    Der Wind fuhr seufzend durch die Zweige in der Krone der Eiche. Sie rief hinauf: »Pilwyn coly Zandaros, sprich mit mir!«
    Der Luftwirbel toste nicht länger durch die Zweige und blieb zitternd über dem Baum stehen, als würde er auf ihre Worte lauschen.
    »Wir haben Euer Volk nicht angegriffen«, fuhr sie fort. »Und wir wollen auch keinen Krieg mit Inkarra. Eigentlich hatten wir auf ein Bündnis mit Eurem Land in diesen finsteren Zeiten gehofft.«
    Der Wind antwortete nicht. Ob der inkarrische Lord in seiner gegenwärtigen Gestalt sprechen konnte, wußte sie nicht.
    Vielleicht war diese Aufgabe zu schwierig, überlegte sie.
    »Sir Hoswell, nehmt ihm die Erde aus Mund und Nase.«
    »Meine Dame?«
    »Nun macht schon.«
    Der Ritter kam ihrem Befehl nach, doch die Leiche regte sich nicht. Sie lag nur da und lächelte geheimnisvoll in den Baum hinein. Iome bemerkte, daß die Augen noch nicht glasig geworden waren.
    Sie ritt zurück zu der Stelle, wo das Futteral auf der Straße lag. Es zu berühren, wagte sie nicht. Statt dessen schaufelte sie mit den Händen Staub darüber. Einen Augenblick lang drehten sich zwei Runen, die mit Wind geschrieben waren, umeinander, dann lösten sie sich unter dem Staub auf.
    Erst nachdem sie nicht mehr zu sehen waren, öffnete Iome das Futteral und las die Botschaft auf dem gelben Pergament, das herausfiel.
    Ach, die lebendige Luft zu schmecken –
    sonst nichts.
    In der Schriftrolle hatte somit ein

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