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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Fleeds ritt, beschlich sie das Gefühl, alles, was sie bisher gekannt hatte, würde ihr entgleiten.
    Sie ließ ihre Familie und ihr Land hinter sich. Auf dem Weg nach Süden veränderte sich die Landschaft beständig. Zuerst kamen sie durch die Ebene des südlichen Heredon, durch die Canons des nördlichen Fleeds, und jetzt ging es noch weiter nach Süden. Diese Landschaft war fruchtbarer und auch feuchter als die zu Hause. Einige der Bäume, die entlang der Straße standen, hatte Myrrima nie zuvor gesehen, und selbst die Menschen erschienen ihr anders – die Schafhirten von Fleeds waren meist kleiner und dunkler, die Angehörigen der Pferdeclans hingegen größer und heller. Die Hütten wurden nicht aus Lehmflechtwerk gebaut, sondern aus Stein. Und sogar die Luft hatte einen unterschiedlichen Geruch, obwohl sie sich dessen nicht sicher war, da sie erst vor kurzem die Gabe des Geruchssinns von einem Hund übernommen hatte.
    Sie hatte jedoch mehr als nur ihre Heimat zurückgelassen, jetzt, wo sie mit der Kraft von drei Männern, der Anmut von vier, dem Durchhaltevermögen ihrer Hunde und der Geschwindigkeit von fünf Menschen ausgestattet war.
    Ihrer eigenen Kraft war sie sich nie bewußt gewesen.
    Trotzdem fühlte sie sich auf beunruhigende Weise noch immer wie dieselbe. Sie liebte weiterhin dieselben Dinge, erkannte bei sich die alten Unzulänglichkeiten. Sie fühlte sich hilflos, sogar mit all den Gaben. Obwohl sie ein Wolflord war, blieb sie im Innersten eine Gewöhnliche.
    Ob Borenson ihre Reise nach Süden gutheißen würde, wußte sie nicht, aber bei Anbruch der Nacht hoffte sie ihn in Carris zu treffen. Wenn er ihr nur das Recht, ihn nach Inkarra zu begleiten, zugestehen würde, auch wenn sie keinesfalls an seine Geschicklichkeit im Umgang mit Waffen heranreichte.
    Die Begegnung mit Lord Pilwyn hatte sie erschüttert und verunsichert. Auf was für Feinde würde sie in Inkarra stoßen?
    Wie konnte sie hoffen, diese zu besiegen? Gaben allein reichten nicht aus, wenn man Zauberer wie den Sturmlord überwinden mußte.
    Bei Tor Doohan trafen sie auf eine fast chaotische Situation.
    Gaborns Ritter hatten sich über Meilen verstreut. Manche erreichten den Palast der Roten Königin gerade erst. Ein Vorbeigehender teilte Myrrima und Iome mit, daß Gaborn vor einer Stunde nach Süden aufgebrochen war.
    Aus dem Schatten der großen weißen Steine ritt ein Ritter zu ihnen und sagte zu Iome: »Euer Hoheit, Seine Majestät König Orden bat mir, Euch darüber in Kenntnis zu setzen, daß er in großer Eile nach Carris weiterziehen mußte. Er hat diesen Brief für Euch zurückgelassen.«
    Iome las den Brief, schnupperte am Papier, um sich zu vergewissern, ob Gaborns Geruch ihm anhaftete. Nach der Lektüre zerknüllte sie ihn verärgert und stopfte ihn in die Tasche.
    »Schlechte Nachrichten?« fragte Sir Hoswell. »Kann ich Euch irgendwie helfen?«
    Iome blickte ihn abwesend an.
    »Nein«, antwortete sie. »Mein Lord hat es sehr eilig, Carris zu erreichen. Er bittet uns, ebenfalls rasch dorthin zu reiten.
    Wir werden den Pferden nicht viel Ruhe gönnen können, wenn wir vor Anbruch der Nacht zu ihm stoßen wollen.«
    »Ist es weise, überhaupt den Versuch zu unternehmen,
    meine Dame?« fragte Sir Hoswell. »Ihr seid bereits vierhundert Meilen geritten. Sogar ein so gutes Tier kann eine solche Anstrengung nicht leicht verkraften.«
    Damit hatte er recht. Sir Borensons Kraftpferd hatte noch gut im Futter gestanden, als sie nach Süden aufgebrochen waren, aber in den vergangenen zwei Tagen hatte es wenigstens siebzig oder achtzig Pfund Fett verloren.
    Die Lords von Rofehavan fütterten ihre Kraftpferde, wenn sie schnell reisten, mit einer speziellen Mischung namens Miln. Diese bestand aus Hafer und Gerste, die mit Sirup verrührt und oft zusätzlich mit Luzerne und Honigklee angereichert wurde. Für ein gewöhnliches Roß war Miln schwer verdaulich, ein Kraftpferd konnte damit stundenlang laufen, während ein Tier, das nur mit Gras gefüttert wurde, »Stroh in den Beinen« hatte, wie man sagte, da es nicht lange durchhielt.
    Aber selbst mit Miln konnte ein Kraftpferd nicht ewig weiterlaufen. Myrrimas Tier besaß drei Gaben des Durchhaltevermögens. Daher würden ihm einige Stunden der Ruhe wie ein ganzer Tag erscheinen, und es würde sich entsprechend erholen.
    »Gaborns Pferd hält auch durch«, widersprach Iome.
    Hoswell schüttelte den Kopf. »Mir steht es nicht an, den Erdkönig zu maßregeln, aber Gaborn kennt die Gefahr,

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