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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Tiere Angst in ihm auslösten, so wußte Roland doch, daß Raj Ahtens Krieger weitaus gefährlicher waren.
    Jedem Unbesiegbaren standen wenigstens zwanzig Gaben zu Buche. In der Schlacht waren sie allen anderen Soldaten der Welt überlegen.
    Über diese Truppe hinaus beherbergte Carris über
    dreihunderttausend gewöhnliche Soldaten aus Mystarria, Indhopal und Fleeds. Die Männer drängten sich auf den Wehrgängen, in den Türmen und auf den Straßen wie Fleisch in der Wurstpelle. In den Burghöfen und Gassen war wegen der vielen Lanzenträger kaum ein Durchkommen.
    Eine solche Streitmacht hätte eigentlich jedem Angriff widerstehen müssen. Nur gegen eine Attacke der Greifer würde sie wenig ausrichten.
    Er beobachtete die kleine Flotte von zwanzig Booten, die nach Osten aufbrach, und hoffte inständig, sie würde bald zurückkehren, damit die Evakuierung beginnen könnte. Dann überlegte er sich, auf welche Weise er am besten ins Wasser gelangen würde, falls die Notwendigkeit dazu bestünde.
    Den ganzen Morgen über verwüsteten die Greifer das Land oder marschierten von Süden heran. Ihre Anzahl um Carris herum war unmöglich genau zu bestimmen, aber sicherlich handelte es sich um Zehntausende.
    Seit Menschengedenken hatte niemand mehr Greifern bei der Arbeit zugeschaut – niemand kannte ihre Geschicklichkeit und ihre Geschwindigkeit.
    Ein starker Wind wehte, und wieder fiel schwacher Regen.
    Wässeriger Glanz überzog die ledrige Haut der Greifer. Regen und Wolken ließen eine gewisse Hoffnung in den Menschen auf Burg Carris keimen, denn – das wußte jeder – vor einem Gewitter würden die Ungeheuer vermutlich fliehen.
    Überall buddelten Heuler und zerstörten Verteidigungsanlagen, gruben Löcher, hoben im Süden und Westen Gräben aus, fluteten sie mit Wasser aus dem Donnestgreesee und schufen so vier sich durchs Land schlängelnde Kanäle.
    Von den Feldern im Westen drangen seltsame, fremdartige Geräusche herüber, das Poltern und Rasseln der Greifer, das anscheinend grundlose und unerklärliche Bellen der Heuler, das Schmatzen der Schleimwürmer. Über allem lag ein Zwitschern wie das Knirschen von Knochen, welches die Gree ausstießen, während sie durch die Luft schwirrten. Dieser Lärm vermittelte Roland das Gefühl, er befinde sich in einer anderen Welt.
    Im Norden arbeiteten die Greifermagierinnen und die
    Schleimwürmer am Knochenhügel und fügten Steine zu einem geheimnisvollen Muster zusammen, einem merkwürdigen, verschlungenen und irgendwie bösartig wirkenden Relief. Die Magierinnen sprühten bestimmte Felsen und Vorsprünge dieser Skulptur mit Flüssigkeiten aus ihren Spundlöchern ein, was einen übelkeitserregenden, faulen Gestank hervorrief.
    Inzwischen bauten die Greifer eine Meile südlich der Stadt einen eigentümlichen Turm – schwarz und gewunden wie das Horn eines Narwals –, der sich jedoch in einem seltsamen Winkel erhob, als wollte er auf den Knochenhügel zeigen.
    Zum See hin errichteten sie mehrere große Gewölbe aus Steinen, die mit dem Schleimwurmharz verbunden wurden.
    Mancher auf der Mauer vermutete, es seien Kammern, die zum Eierlegen oder Brüten dienten.
    Nur eins taten die Greifer nicht: Carris angreifen.
    Sie machten ganze Weiler, die über Jahrhunderte gewachsen waren, dem Erdboden gleich. Sie plünderten Festungen und führten die Steine ihren eigenen Zwecken zu. Sie rissen Straßen und Gärten auf.
    Aber sie griffen nicht an. Solange die Klingenträger die einzige Straße nach Carris versperrten, durfte niemand auf Flucht oder einen Ausfall hoffen. Nun, wenn die Greifer allerdings auch weiterhin die Burgtore nicht stürmten, wäre Roland, was ihn betraf, mit dieser… Abmachung einverstanden.
    Während der Tag seinen Lauf nahm, vergaß er sogar die Schrecken des Morgens, die Schreie von Raj Ahtens Fußsoldaten, die niedergemetzelt worden waren. Langsam verstrichen die Stunden, und die Männer auf den Mauern verhielten sich bemerkenswert still. Erst gegen Mittag lebten erneut Gespräche auf.
    Die Kundschafter waren vor Stunden aufgebrochen und
    würden gewiß bald zurückkehren. Wer jedoch wollte ihnen einen Vorwurf machen, wenn sie dies nicht taten? Wieder und wieder schweiften die Blicke der Männer im Verlauf der Stunden hinaus auf den See, aber am Horizont im Osten tauchte kein einziges Boot auf.
KAPITEL 18
Der schwächliche König Lowicker
    Bis vor einer Woche hatte sich Myrrima nie weiter als zehn Meilen von ihrer Heimat entfernt, und während sie nun durch

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