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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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eine arme Frau eine gute Partie machen will.«
    Natürlich war es das gewesen, nur wurde Myrrima jetzt bewußt, daß sich noch etwas anderes dabei abgespielt hatte.
    Sie versuchte diese eigentümliche Erkenntnis in Worte zu fassen. »Vielleicht hat Gaborn mich gar nicht Erwählt, so wie wir einander Erwählen. Letzte Woche habt Ihr mir gesagt, man könne seine schöpferischen Kräfte in nichts so gut erreichen als in dem Wunsch nach einem Kind. Ich… es geht noch darüber hinaus. Seitdem wir uns begegnet sind, betrachte ich die Erde, und immer wieder bezaubert mich ihre Schönheit – das Gelb der Gänseblümchen, die bläulichen Schatten der Steine, der intensive Duft von Moos. Gaborn hatte mich erweckt, hatte mein Leben bereichert. Aber da gibt es noch etwas: Er ruft in mir den Wunsch wach, gegen etwas zu kämpfen.«
    »Ihr seid eine unheimliche Frau, Myrrima.«
    Myrrima versuchte, das Gesagte ein wenig abzuschwächen.
    »Ich habe Euch mitgeteilt, ich würde verstehen, wenn Ihr hierbleiben wolltet. In Carris wird es sehr gefährlich sein. Ich möchte trotzdem dorthin.«
    »Weder seid Ihr noch bin ich ausreichend im Umgang mit Waffen geübt, um in die Schlacht zu ziehen«, warnte Iome.
    »Das wäre nicht weise.«
    »Das weiß ich«, stimmte Myrrima zu. »Nur bleibt dennoch der Wunsch.«
    Iome biß sich auf die Unterlippe. »Ich denke… Euch leiten gute Absichten. Und da Ihr ein Runenlord seid, müßt Ihr Euch anstrengen, sie in die Tat umzusetzen. Bei Eurem Durchhaltevermögen könnt Ihr ohne Unterlaß daran arbeiten; mit Eurer Muskelkraft könnt Ihr gewaltige Hiebe austeilen.
    Unser Volk verdient, daß wir das Beste geben.
    Dennoch beunruhigt mich das alles, Myrrima. Euch wurde so vieles in so kurzer Zeit geschenkt. Ich möchte Euch nicht sterben sehen.«
    Myrrimas Pferd beugte den Kopf vor. Zwar war der Boden hier festgestampft und kaum ein Stengel wuchs noch, aber das Tier fand nichtsdestotrotz ein paar Blätter Klee.
    »Wir werden schnell reiten«, versprach Iome. »Vielleicht treffen wir dann vor Sonnenuntergang in Carris ein.«
    »Ihr seid zu freundlich, meine Dame«, erwiderte Myrrima, stieg von ihrem Pferd und vertrat sich die Beine.
    Zwei Stunden später aßen sie in einem Gasthaus. Ein Kurier brachte Neuigkeiten aus dem Süden: Lowicker von Beldinook hatte den Erdkönig in einen Hinterhalt locken wollen, war jedoch an der Grenze besiegt worden. Iome wankte angesichts dieser schlechten Nachricht.
    Lowicker hatte sein Wort gegeben, mit Gaborn zusammenzugehen, hatte versprochen, ihm Ritter zur Seite zu stellen. Lowicker wollte seine Truppen sogar persönlich gegen Raj Ahten führen und außerdem Gaborn und seine Soldaten mit Vorräten versorgen.
    Was würde also nun geschehen, da Gaborn den König von Beldinook besiegt hatte? Ein Verbündeter nach dem anderen fiel aus. Es war fast zwei Uhr am Nachmittag. König Orwynne war gestern um diese Zeit im Kampf gegen den Glorreichen der Finsternis gefallen. Jetzt hatte sich Lowicker als Verräter erwiesen und war dafür mit dem Tode bestraft worden.
    Anstelle des alten Königs müßte nun dessen Tochter
    entweder gegen Gaborn in den Krieg ziehen oder Bedingungen für die Kapitulation aushandeln. Gaborn hatte es jedoch eilig, und er würde sicherlich beides nicht wünschen.
    Gleich, wie sich Lowickers Tochter entschied, Gaborn wollte nur ihr Land passieren.
    Es konnte gefährlich werden, die Reise nach Beldinook fortzusetzen. Die Ritter des Erdkönigs waren zwischen hier und Carris verstreut, vermutlich in Gruppen von einem Dutzend Mann Stärke.
    Dadurch war es für Gaborn unmöglich zu kämpfen. Ja, die kleinen Gruppen boten im Gegenteil wunderbare Ziele für Beldinooks Zorn.
    Nein, Lowickers Tochter würde sich nicht ergeben, sondern angreifen. Sie würde jeden hetzen, den sie auf ihrem Land antraf.
    Gaborn hatte gehofft, Lowicker würde ihm Hunderttausende von Soldaten zur Verfügung stellen. Nun mußte er sich durch dieses Heer hindurchkämpfen.
    Iome seufzte, blickte von Myrrima zu Hoswell und sagte entschlossen: »Wir brauchen zusätzliche Vorräte für uns und unsere Tiere.«
    Auf den Anblick, der sie bei der Kriskavenmauer erwartete, war Myrrima nicht vorbereitet. Der Kurier in Fleeds hatte lediglich berichtet, Gaborn habe Lowickers Hinterhalt vereitelt. Die Zerstörung der Mauer hatte er verschwiegen.
    Zudem hatte Myrrima nicht gedacht, Lowicker noch lebend vorzufinden. Die drei Reiter erreichten die Mauer, hinter welcher der alte König auf dem Boden lag

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