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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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und von einem Dutzend Krieger Gaborns bewacht wurde.
    Man hatte ihm einen Speer durch den Bauch gebohrt und ihn so auf der Erde festgenagelt. Das Banner, das an dem Speer hing, bezichtigte Lowicker des Königsmordes. Arme und Beine hatte man dem Mann abgeschlagen, und nun lag nur der Rumpf, der noch immer in die königlichen Gewänder gekleidet war, in der heißen Sonne.
    Lowicker besaß viele Gaben des Durchhaltevermögens, und nur aus diesem Grunde lebte er noch. Allein ein König oder einer von Raj Ahtens Unbesiegbaren konnte eine solche Tortur so lange durchstehen. Um ihn herum bildete das Blut Lachen, die Schwärme von Fliegen anzogen. Mit so vielen Gaben des Durchhaltevermögens begannen die entsetzlichen Wunden nichtsdestotrotz rasch zu heilen.
    Mit Erstaunen betrachtete Myrrima, wie der sterbende
    Monarch sich ans Leben klammerte. Lange würde es nicht mehr dauern, und eigentlich sollte er sich nach dem Tod sehnen.
    Diese Strafe war für Königsmörder vorgeschrieben.
    Während sie heranritten, seufzte Myrrima schmerzlich: Auch Sir Borenson war ein Königsmörder, und dem Gesetz nach hätte Iome dieses Urteil über ihn verhängen können.
    Der Geruch des Todes überdeckte jeden anderen, stellte Myrrima mit den Gaben ihrer Hunde fest. Er duftete überraschend verlockend.
    Beim König angekommen, wandte dieser ihnen den Kopf zu und starrte Iome an, während ihm der Schweiß von der Stirn rann. Lachend höhnte er: »Nun, Brut von Sylvarresta, seid Ihr gekommen, um Euch an meinem Anblick zu weiden?« Aus seinen Worten konnte man die Schmerzen heraushören.
    Iome schüttelte den Kopf. Sie befahl einem der Ritter: »Gebt ihm wenigstens etwas zu trinken.«
    Der Baron schüttelte den Kopf. »Das würde sein Leiden doch nur verlängern. Außerdem ließe er Euch, wäret Ihr an seiner Stelle, bestimmt kein Wasser zukommen.«
    Sie sah König Lowicker freundlich an. »Möchtet Ihr etwas trinken?«
    »Ach, schau an, sie verspürt Erbarmen für den Verdammten«, fauchte er. »Spart Euch Euer Mitleid. Ich will es noch weniger als Euer Wasser.«
    Eine solche Kälte, selbst im Angesicht des Todes, konnte Myrrima nicht fassen. Aber diesen zufriedenen Blick hatte sie schon bei anderen gesehen, auf Burg Sylvarresta, als die Wachen die Plünderer vor der Ankunft des Glorreichen der Finsternis bestraften. Diese Männer, ausgemachte Verbrecher, hatten sich vor dem Erdkönig verborgen, damit er ihnen nicht ins Herz blickte und ihren wahren Charakter entdeckte.
    Nun erkannte sie Lowickers Dilemma. Während viele
    Könige sich mit Gaborn verbündeten und auf diese Weise sich und ihr Volk zu retten hofften, würden andere so enden wie Lowicker von Beldinook und Anders von Süd-Crowthen – verdorbene Männer, denen keine andere Wahl blieb, als sich gegen den Erdkönig zu stellen.
    Lowicker wußte, er war so durch und durch bösartig, daß er nicht auf Gnade hoffen durfte.
    »Ich bemitleide Euch trotzdem«, sagte Iome.
    Der alte König kicherte wahnsinnig. Tränen zogen Linien durch sein staubbedecktes Gesicht. Der Schmerz und die heiße Sonne trübten offensichtlich seinen Verstand.
    Was für ein widerlicher Mensch, dachte Myrrima. Er
    verdient kein Erbarmen, und dennoch bietet Iome es ihm an.
    Er verdient kein Wasser, und trotzdem würde die Königin es ihm geben.
    »Euer Hoheit«, sagte Sir Hoswell nach einer Weile, »soll ich es tun?« Er wagte nicht, ein so hartes Wort wie »töten« zu benutzen.
    Myrrima überlegte, ob Iome zustimmen und den Alten von seinem Leiden befreien würde.
    »Nein«, antwortete die Königin, die plötzlich zornerfüllt wirkte. »Damit würde ich ihm zu weit entgegenkommen.« Sie trieb ihr Pferd an Lowicker vorbei, und Myrrima verspürte tiefe Erleichterung.
KAPITEL 19
Ein Held wider Willen
    Im Westturm von Herzog Paldanes Bergfried starrte Raj Ahten aus dem Fenster und beobachtete die Arbeiten der Greifer.
    Im Augenblick konnte er nichts anderes tun als warten. Seine Kundschafter waren noch nicht von der Ostseite des Sees zurückgekehrt, und daher wußte er nicht, ob eine Flucht über das Wasser möglich war. Da die Truppe inzwischen jedoch lange überfällig war, ging er davon aus, sie sei bis zum letzten Mann getötet worden.
    Im Hinterkopf dachte er, Gaborn würde Carris mit seinem Heer zu Hilfe eilen. Vielleicht mußte sich der Erdkönig persönlich auf eine Schlacht mit den Greifern einlassen, und zufrieden stellte er sich vor, wie er diesem Kampf zuschauen würde.
    Raj Ahten befand sich hier oben in

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