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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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starrte lange in ihr prachtvolles Gesicht, sah die Schönheit und die Unschuld dort und erkannte, daß es ebenso unmöglich sein würde, sie zu töten, wie dem eigenen Kind das Herz herauszureißen.
    Daher ließ er Saffira mit Ha’Pim und Mahltet allein und ging hinaus zu Pashtuk, der im Schutz eines Fichtenastes auf einem Felsen nahe der Hütte stand.
    Die hohen Gipfel hatten sie hinter sich. Dunkle, kerzengerade Fichten säumten die Straße ins Tal und versperrten die Sicht. In einer Stunde könnten sie das wärmere, tiefer gelegene Hügelland erreichen, wo Eichen und Ulmen gediehen.
    Borenson sah den Weg hinunter.
    »Wie geht es Euren Perlen?« fragte Borenson Pashtuk. Ihm war aufgefallen, daß der Krieger oft im Sattel hin und her rutschte und sich mit den Oberschenkeln hochdrückte.
    »Ich vermag nicht zu begreifen«, antwortete Pashtuk, »wie Körperteile, die ich nicht mehr besitze, mir solche Schmerzen bereiten können.«
    »So schlimm, ja?« fragte Borenson.
    »Sobald wir uns Carris nähern«, sagte Pashtuk, »wird Raj Ahten auch von Euch seine Unze Fleisch verlangen.«
    »Unze Fleisch?« scherzte Borenson. »Meine Männlichkeit wiegt mehr als das.«
    Pashtuk lächelte nicht. »Ich gebe Euch einen gutgemeinten Rat: Wendet Euer Pferd und flieht. Weder Ha’Pims noch Mahkets Pferd können das Eure einholen. Ich würde Euch gewiß eine spannende Verfolgungsjagd bieten… aber ich werde Euch nicht gefangennehmen.«
    »Aus welchem Grund nicht?« fragte Borenson.
    Pashtuk schüttelte den Kopf. »Der Erlaß meines Herrschers dient vor allem dem Zweck, zu verhindern, daß Männer leichtfertig nach Obran suchen und daß einer der Palastdiener ein Auge auf die Konkubinen wirft. Ich glaube, für Männer wie Euch wurde er nicht erlassen, Männer von Ehre, die sich eines Vertrauensbruchs niemals schuldig machen würden.«
    Borenson war ihm von Herzen dankbar. »Danke«, sagte er.
    »Aber was für ein Mann wäre ich, wenn ich davonrennen würde, bevor ich die mir zum Schutz Anbefohlene in Sicherheit gebracht habe?«
    Plötzlich wußte er tief im Innern, daß er nicht fliehen konnte, daß er niemals von Saffiras Seite zu weichen vermögen würde.
    Er verspürte einen inneren Drang, bei ihr zu bleiben, und er fragte sich, ob er sie verlassen könnte, wenn er nach Inkarra aufbrechen mußte. Ja, teils sehnte er sich regelrecht danach, bei ihr zu verweilen, denn eine Trennung wäre nur unter großem Schmerz möglich. Zumindest sollte er in ihrer Nähe sein, um ihr ein Messer in den Rücken zu stoßen, falls sie beschloß, den Erdkönig zu verraten.
    Pashtuk schüttelte den Kopf. »Ich habe Euch nur zu Eurem Besten warnen wollen. Ich hätte Verständnis, wenn Ihr flieht.
    Und sollte sich die Gelegenheit bieten, werde ich Euch bitten, es zu tun.«
    Borenson blickte die Straße hinunter. Pashtuk sollte ruhig glauben, daß er die, Möglichkeit in Erwägung zog – daß er keinen weiteren Grund hatte, bei Saffira zu bleiben. »Vielleicht habt Ihr recht. Sieht ganz so aus, als würdet Ihr mich nicht benötigen. Wir hätten längst auf eine Patrouille stoßen müssen – wenigstens auf den letzten zwanzig Meilen, aber offenbar befindet sich keine in der Nähe.«
    Mehr brauchte er nicht zu sagen. Nach Zerstörung des
    Blauen Turmes konnten vermutlich nur noch wenige Männer die schwere Aufgabe eines Kundschafters übernehmen, und die meisten von ihnen hielten sich vermutlich in Carris auf.
    »Das ergibt alles keinen Sinn«, fuhr er leise fort. »Ihr braucht mich nicht zum Schutz. Warum reist Saffira so langsam?
    Wovor hat sie Angst?«
    Pashtuk biß sich auf die Lippe und flüsterte: »Sie ist gerissener, als Ihr denkt. Unseren Herrscher zu erzürnen ist gefährlich. In Indhopal heißt es: ›Ein zweites Mal erregt niemand das Mißfallen unseres Königs.‹
    Sie hat nur einmal die Gelegenheit, die Nachricht zu
    überbringen und um Frieden zu ersuchen. Dabei muß sie ihr Bestes geben. Habt Geduld. Ihr habt ihr eintausend Zwingeisen zum Geschenk gemacht. Wie schnell, glaubt Ihr, können ihre Annektoren sie anwenden?«
    »Ich weiß es nicht. Wie viele Annektoren hat sie denn?« Er nahm an, daß Saffira ein Dutzend Annektoren zur Verfügung standen. Raj Ahten jedenfalls hatte so viele in seinen Diensten.
    »Zwei«, sagte Pashtuk. »Einen Meister und einen Lehrling.«
    Borenson fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Nur zwei. Die hätten alle Hände voll zu tun. Wenn sie für ein Zwingeisen fünf Minuten brauchten, könnten die zwei

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