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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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hinsichtlich einer alten heidnischen Religion und ihren Göttern zu bieten. Nichts, rein gar nichts von ihrem Wissen konnte sie zu einer bestimmten Person mit einem Namen und einem Gesicht führen.
    Er konnte nur hoffen, dass der Dominikanerinquisitor ihm einen Namen nennen würde, jemanden, den man verhören und eventuell auch verhaften lassen konnte, falls sich konkrete Beweise ergaben, die ihn belasteten. So ein Wunder brauchte er jetzt.
    Mittlerweile hatte er zwar kaum noch Hoffnung, dass dies wirklich eintreffen würde, aber Aufgeben lag nicht in seiner Natur. Er würde bis zuletzt kämpfen, wie er es immer getan hatte.
    Als er den Weg über die grasbewachsenen Pfade zwischen dem zweiten und dritten Stadtmauerring abkürzte, fiel ihm ein, dass er mit dem Fuchsbraunen schneller gewesen wäre und auch dem armen Tier ein wenig Bewegung hätte verschaffen können, das zu viel Zeit im Stall verbrachte.
    Doch auf einem Pferd fühlte er sich unwohl, dagegen war er machtlos. Er zog es vor, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben, auch wenn das bedeutete, dass er sich die Schuhe schmutzig machte und wie ein kleiner Junge die gefrorenen Pfützen überspringen musste. Zum Glück trug er bequeme Kleidung.
    In diesem Teil der Stadt wurden die Gemüsegärten und Streuobstwiesen jedes Jahr kleiner, während die Zahl der Häuser wuchs. Mondino fragte sich manchmal, wie man im Falle einer Belagerung all die Bewohner von hier innerhalb des zweiten Stadtmauerrings aufnehmen sollte, und vor allen Dingen, wovon sie sich ernähren würden, schließlich hatte die sommerliche Dürre die Ernte bereits so vermindert, dass die Preise in die Höhe geschnellt waren. Das Volk murrte schon, und wenn es nächstes Jahr nicht besser würde, käme es sicherlich zu Unruhen.
    Aus diesem Grund schien es ihm keine gute Idee, dass man die Anbauflächen verringerte, während gleichzeitig die Stadtbevölkerung sich mehrte. Doch abgesehen davon hatte er den Eindruck, dass es Bologna bestimmt war, zu Gottes höherem Ruhm stetig zu wachsen.
    Immer vorausgesetzt, dass kein Brand die Stadt dem Erdboden gleichmachen würde.
    Dieser Gedanke beendete schlagartig seine Überlegungen. Mondino blieb am Rande einer Pfütze stehen, die zum Überspringen zu breit war, und wieder einmal überkam ihn ein Gefühl von Ohnmacht angesichts dieser so großen Bedrohung.
    Aus dem Nebel tauchte ein Eselskarren auf. Als dessen betagter Besitzer ihn dort stehen sah, bot er ihm an, bei ihm mitzufahren, und Mondino sprang mit einem Satz auf den schmalen Sitz neben ihm. Als der Fuhrmann begann, über seine Krankheiten und Gebrechen zu jammern, konnte Mondino sich nicht zurückhalten und gab ihm einige medizinische Ratschläge.
    »Ach, dann seid Ihr also ein Barbier!«, sagte der Mann erfreut. »Wie wäre es mit einer Rasur und einem Haarschnitt zum Ausgleich dafür, dass ich Euch mitnehme?«
    »Leider habe ich mein Werkzeug nicht bei mir«, antwortete Mondino sanft. »Vielleicht beim nächsten Mal.«
    »Sagt mir, wo Ihr wohnt, dann komme ich zu Euch«, beharrte der Mann.
    Er hatte ihn aus Freundlichkeit aufsteigen lassen, doch nun, wo er die Gelegenheit auf einen kostenlosen Haarschnitt gewittert hatte, wollte er nicht darauf verzichten. Mondino nannte ihm die Adresse und dachte sich, wenn der Alte wirklich eines Tages bei ihm auftauchte, würde er ihn eben kostenlos untersuchen. Dann kamen sie auf den Nebel zu sprechen, darauf, dass es nach Meinung aller bald kräftig schneien würde, und auf die hohen Preise und Steuern. Eine kurze Zeit lang vergaß Mondino seine trüben Gedanken und ging ganz in der Rolle des Barbiers auf.
    Als sie sein Ziel erreichten, verabschiedete er sich herzlich von dem Mann, stieg vom Karren und wandte sich dem Eingang des Klosters zu, das sich an die Basilika San Domenico anschloss. Er fragte nach dem Inquisitor, und man antwortete ihm, dass er diesen in der Kirche finden würde, doch der kräftige Mönch, der ihm geöffnet hatte, mit einem Vollbart bis zur Kordel, bot ihm nicht an, den Weg durchs Kloster zu nehmen. So musste Mondino zurückgehen, um von außen hineinzugelangen.
    Der Platz vor der Basilika lag in eiskaltem Nebel versunken, der alle Geräusche dämpfte und den Vorbeieilenden das Gefühl vermittelte, mutterseelenallein auf der Welt zu sein. Die noch unvollendete Spitze des neuen Glockenturms war in den tief hängenden Wolken verschwunden. Beim Anblick der ihn umgebenden Holzgerüste erinnerte sich Mondino daran, dass er noch in der

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