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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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bestätigt.«
    Fedrigo nickte und streckte ihm die Hand hin. »Dann sind wir im Geschäft, mein Junge. Wir werden sofort gehen und Anzeige vor dem Inquisitionstribunal erstatten, natürlich in Eurem Namen.«
    »Jetzt gleich? Und was ist mit dem Klienten, zu dem Ihr unterwegs wart?«
    »Er wird eben warten müssen. Das, was Ihr mir erzählt habt, ist wichtiger.«
    Der Student schien zu zögern, als würde er es sich plötzlich anders überlegen. »Werde ich Mondinos Stelle bekommen?«
    Das würde kaum möglich sein, aber das würde er ihm nicht sagen. Jedenfalls jetzt nicht. »Sicher«, antwortete Fedrigo wohlwollend. »Heute Abend werdet Ihr zwei Erfolge feiern können.«
    Mondino stand wie gelähmt zwischen den vier Leichen und blickte von einer zur anderen. Verzerrte Münder, weit aufgerissene Augen, Blut auf den Steinen. Nur einer war mit einem friedlichen Ausdruck auf dem Gesicht gestorben, und zwar Visdomini.
    »Magister, wir müssen hier weg, bevor jemand kommt«, sagte Gerardo hinter ihm. Mondino rührte sich nicht. »Ich bitte Euch«, fuhr der junge Mann eindringlich fort. »Wenn man uns hier findet, wie sollen wir da beweisen, dass wir die Opfer und nicht die Angreifer waren?«
    Daran hatte Mondino nicht gedacht. Visdomini hatte die Falle in einer einsamen Gegend gestellt. Die Straße verlief zwischen dem Grundstück, auf dem sie sich befanden, und einer Ziegelsteinmauer. Es gab keine Zeugen, niemanden, der bezeugen konnte, wie es wirklich geschehen war. Das einzig Sinnvolle war, Gerardos Rat zu folgen. Und dennoch bewegte er sich nicht.
    Was hatte es für einen Sinn, noch weiterzukämpfen? Trotz all seiner Bemühungen verschlimmerte sich die Lage bloß noch. Vielleicht war es an der Zeit, die Niederlage anzunehmen. So würden alle zufrieden sein. Azzone würde seine Rache bekommen, Gabardino würde die Führung der Familie übernehmen, ohne dass ihm ständig jemand Vorschriften machte, und der mysteriöse Pater, von dem Visdomini gesprochen hatte, würde die Stadt ungehindert niederbrennen können.
    »Magister, da kommen Leute«, drängte Gerardo und stieß ihn leicht an, um ihn zum Gehen anzutreiben. »Ich bitte Euch …«
    Mondino hörte von Weitem grölende Gesänge. Eine Gruppe feiernder Studenten musste auf dem Weg in diese Richtung sein.
    »Geh du«, sagte er. »Ich werde alles auf mich nehmen, mach dir keine Sorgen.«
    »Darum geht es nicht«, entgegnete der junge Mann. »Die Stadt wird bald in Flammen aufgehen!«
    »Und wir haben nichts herausgefunden, womit wir es verhindern könnten.«
    »Das stimmt nicht! Der Capitano del Popolo hat von einem Papyrus gesprochen, der …«
    »Und was willst du tun?«, unterbrach ihn Mondino und wandte sich ruckartig um. »Willst du zum Podestà gehen und ihm sagen: ›Wir haben soeben Messer Visdomini umgebracht, der uns kurz vor seinem Tod erzählt hat, wir sollten in seinem Arbeitszimmer nach einem Papyrus suchen?‹ Hör auf mich, lauf und rette wenigstens dich, solange noch Zeit ist.«
    Der Gesang kam näher, er war noch nicht klar zu erkennen, aber er wurde immer lauter. Es mussten mindestens zwanzig Stimmen sein. Mondino senkte den Blick und starrte seine Medizintasche an, die der Dolch des Kahlkopfs durchbohrt hatte, beinahe als wünschte er, dass dieser sein Ziel nicht verfehlt hätte. In gewisser Weise war er neidisch auf den Frieden, den er auf dem bleichen Gesicht des Capitano del Popolo erkannte. Einfach sterben und keine Sorgen mehr haben …
    »Ich gehe nirgendwohin ohne Euch«, erklärte Gerardo entschieden.
    Mondino starrte ihn an, wie verärgert über seine Beharrlichkeit.
    »Es genügt, Gerardo. Überlass mich meinem Schicksal und geh!«
    »Und an mich denkt Ihr gar nicht«, brach es aus dem jungen Mann heraus. Er packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Glaubt Ihr etwa, ich würde einfach zusehen, wie Ihr für Morde verurteilt werdet, die Ihr nicht begangen habt? Kann es sein, dass Ihr immer nur an Euch denkt?«
    Dieser Vorwurf, der gleiche, den ihm sein Sohn gemacht hatte, hatte die Kraft, ihn aufzurütteln. Mondino entwand sich dem Griff und wich einen Schritt zurück, wobei er über die Leiche des Mönches steigen musste. Er betrachtete Gerardo aufmerksam und sah plötzlich einen anderen Menschen in ihm als sonst. Er war nicht mehr der unreife Junge, der im April dieses Jahres mit einer Leiche in den Armen an seine Tür geklopft hatte, im Gesicht die pure Verzweiflung darüber, in eine Situation geraten zu sein, die seine Kräfte

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