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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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solchen Fällen über dem Haus wachte, aber seine Rache duldete keinen Aufschub. So gesehen spielte ihm das Feuer in die Hände. Er hatte das Haus mit dem festen Vorsatz verlassen, Mondino zu töten, ungeachtet der Folgen, doch er hatte ihn zu Hause nicht angetroffen. Eine Magd hatte ihm mitgeteilt, dass die Familie auf ihr Landgut am Savena verreist sei. Nur Mondino und sein ältester Sohn Gabardino seien in der Stadt geblieben, aber sie wisse nicht, wo die sich aufhielten. Sie hatte ihm geraten, in die Medizinschule zu gehen, denn soweit sie gehört hatte, musste Mondino sich noch vor dem Abend dorthin begeben, um eine Zeichnung zu überprüfen.
    Azzone hatte der Magd gedankt und genau in dem Moment das Haus verlassen, als alle Glocken zu läuten begannen und die ersten Schreie losbrachen: »Feuer! Feuer!«
    Nun waren alle ausschließlich damit beschäftigt, ihre Lieben und ihre Wertsachen in Sicherheit zu bringen und Hilfstrupps zur Eindämmung der Flammen zu bilden, sollten die Brände sich weiter ausbreiten. Diese allgemeine Verwirrung war perfekt für sein Vorhaben. Wenn man am nächsten Morgen, nachdem man des Feuers Herr geworden war, Mondino tot auffände, würde sich niemand groß wundern. Er wäre nur einer von vielen.
    Wenn die Stadt aus irgendeinem Grund in Aufruhr war, nutzten das zahlreiche Leute aus, um Rache zu üben oder zu plündern. Wer dabei ertappt wurde, den brachte die wütende Menge meist auf der Stelle um, doch andernfalls war die Möglichkeit, dass man später noch dafür belangt wurde, gleich null. Nach Kriegen oder Naturkatastrophen war die öffentliche Ordnung mit zu viel anderem beschäftigt. Und gerade Mondino hatte so viele Feinde, dass man den Schuldigen nur schwerlich ausfindig machen könnte.
    Die Piazza Maggiore lag da wie eine verlassene, dunkle Insel inmitten der allgemeinen Aufregung. Alle Geschäftigkeit ballte sich um den Palazzo des Podestà und den Palazzo della Biada, wo der Ältestenrat sich wohl zu einer außerordentlichen Sitzung versammelt hatte. In den Bogengängen unterhalb der beiden Gebäude wimmelte es von Häschern, die auf Befehle warteten, Azzone hielt sich jedoch im Schutz der Häuser auf der anderen Seite des Platzes.
    Der Schnee rieselte leise und träge. Zum Glück hatte sich der Wind etwas gelegt, sodass man die Brände schnell eindämmen konnte. Die Vorsteher der Stadtviertel wussten, wie man in so einer Situation handeln musste. Azzone ging langsamer. Wenn er Mondino entgegentrat, durfte er nicht mehr wütend oder erregt sein, denn er wollte seine Rache in aller Ruhe genießen und sie lange auskosten. Bevor er ihm den Todesstoß versetzte, würde er ihn erst ein paar Mal durchbohren. Er würde ihn zwingen, um Gnade zu winseln, und ihm dann ins Gesicht lachen.
    Er würde ihm sagen, dass niemand für seinen Tod büßen müsste. Das war das Beste daran. Nur Eleonora würde er gestehen, was er getan hatte, bevor er sie ebenfalls tötete.
    Er war ihrer schon seit einer Weile überdrüssig. Sie war schön, doch ihr fehlten die Tugenden einer guten Ehefrau. Vor allem konnte sie ihm keine Kinder schenken. Und nachdem Azzone durch Mondinos Schuld seinen einzigen Sohn verloren hatte, hatte er keinen Erben. Damit er sich mit einer gebärfähigen Frau verheiraten konnte, musste er sich erst seiner jetzigen Ehefrau entledigen.
    Ungesehen gelangte er in die Straße, die Mondinos Medizinschule von der Kirche Sant’Antonino trennte. In diesem Viertel waren die Leute noch nicht auf der Straße, aber es würde nicht mehr lange dauern. Azzone wusste, dass ihm wenig Zeit blieb. Erleichtert stellte er fest, dass die Tür zur Medizinschule halb offen stand. Mondino war also dort.
    Er näherte sich langsam. Obwohl er schweißgebadet war und seine langen Haare ihm in Strähnen herunterhingen, spürte er keine Kälte. Ganz im Gegenteil empfand er sogar ein großes Wohlgefühl. Er gönnte sich noch ein wenig Zeit, um sich Eleonoras Tod vorzustellen. In ihrem Fall würde alles einem Selbstmord gleichen. Von ihrem Schuldgefühl überwältigt, weil sie durch ihre Unfruchtbarkeit alle enttäuscht hatte, würde sie sich aus einem Fenster stürzen. Und mit Fedrigos Hilfe würde die Untersuchung der Richter kurz sein und bald zu seinen Gunsten enden.
    Vor ihm lag ein neues Leben. Das kommende Jahr schien unter den besten Vorzeichen zu stehen.
    Azzone schaute sich nicht um, um nicht wie ein Dieb auszusehen und dadurch die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sondern drückte einfach die

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