Die Bruderschaft des Feuers
Jüngling, der seinem Vater sehr ähnlich sah. Im Augenblick wandte er ihm den Rücken zu und betrachtete eine Wandnische, als versuchte er, sie sich als Abstellkammer oder was auch immer vorzustellen. Azzone musste daran denken, dass auch sein Sohn zu einem großen, starken Jüngling herangewachsen wäre, hätte Mondino ihn nicht sterben lassen. Die Wut, die ihn dazu getrieben hatte, bewaffnet und fest zur Rache entschlossen sein Haus zu verlassen, flammte sofort wieder in ihm auf, so wie das Feuer, das die Stadt verzehrte. Mit boshafter Freude erkannte er, wie seine Rache aussehen würde. Er würde Gleiches mit Gleichem vergelten: ein Sohn für einen Sohn.
Obwohl er versuchte, den Raum möglichst lautlos zu betreten, hörte Gabardino ihn. Er fuhr herum, sah das Schwert und wich zurück. »Ihr? Was wollt Ihr? Warum habt Ihr Euch hereingeschlichen wie ein Dieb?«
Azzone hielt sich nicht damit auf, ihm zu antworten. Er stürzte sich auf ihn, doch dem jungen Mann gelang es, Zuflucht hinter einem mit Wasser gefüllten Bottich zu finden. Er packte eine Schaufel, die in einer Ecke lag, und hielt sie zur Verteidigung vor sich.
»Seid Ihr verrückt geworden?«, schrie er. »Was habt Ihr vor? Denkt bitte einmal nach!«
Azzone sah Angst in seinen Augen aufflackern, und dies gefiel ihm. So völlig durchnässt, mit am Kopf klebenden Haaren und dem Schwert in der Hand, musste er aussehen wie ein Wahnsinniger, der nicht wusste, was er tat. Doch er fühlte sich vollkommen bei Verstand.
»Du wirst sterben«, erklärte er dem jungen Mann mit einer Stimme, die nicht ihm zu gehören schien. »Und das ist allein die Schuld deines Vaters.«
Er stürzte sich auf ihn. Gabardino hielt die Schaufel dem Schwert entgegen und parierte den Schlag, während er um den Bottich herumlief. Er war stark und beweglich, aber im Kampf unerfahren. Für Azzone wäre es ein Leichtes gewesen, ihn zu durchbohren, aber das beabsichtigte er nicht. Er verfolgte ihn und bestürmte ihn mit gezielten Hieben, um ihn zu ermüden. Der Jüngling sagte nichts mehr und war einzig bemüht, nicht zu unterliegen. Irgendwann versuchte er sogar, den anderen mit Schaufelhieben anzugreifen. Azzone wich zurück, um ihn dann wieder zu verfolgen. Es machte ihm Spaß, Katz und Maus mit ihm zu spielen, aber es war zu gefährlich, wenn sich dies allzu lange hinzog.
Er schlug zwei Finten und beobachtete belustigt, wie ungeschickt Gabardino auf beide hereinfiel. Dann verpasste er ihm mit dem Schwert eine Streifwunde an der Seite, und das Grauen des Jünglings, als er sah, wie das eigene Blut sein Gewand befleckte, bereitete ihm höchsten Genuss. Fast wollte er seine Idee aufgeben und ihn auf der Stelle erledigen. Aber er beherrschte sich, setzte noch zu einer letzten Finte an, und als Gabardino lossprang, um den Hieb zu parieren, der dann gar nicht kam, schlug er ihm mit der flachen Seite des Schwertes auf den Kopf.
Gabardino sank auf dem Boden zusammen. Im Nu war Azzone über ihm, fesselte ihm Hand- und Fußgelenke mit einem Seil, das er unter den Maurerwerkzeugen gefunden hatte, und knebelte ihn mit einem Lumpen, den er ihm zwischen die Zähne steckte und hinten am Kopf zusammenband. Dann stellte er ihn aufrecht in die Mauernische, wobei er ihn mit dem Kragen des Gewandes an einen vorstehenden Balken hängte, damit er nicht umfallen konnte. Dann gab er Wasser aus dem Bottich auf den Haufen Mörtelsand, fügte aus einem anderen Gefäß ungelöschten Kalk hinzu, und mit der Schaufel, die Gabardino fallen gelassen hatte, vermischte er das Ganze rasch zu Mörtel.
Der junge Mann wurde wach, als Azzone schon die ersten vier Reihen Steine vor der Nische gemauert hatte. Er begriff, was der andere vorhatte, und begann, hinter dem Knebel zu stöhnen und sich zu winden, aber da er gefesselt war und so an dem Balken hing, dass seine Fußspitzen gerade noch den Boden berührten, konnte er nichts ausrichten. Azzone unterbrach sein Werk, um sich an Gabardinos Angst zu weiden.
»Ganz recht, ich mauere dich lebendig ein«, sagte er.
Gabardino riss die Augen weit auf und versuchte verzweifelt, etwas zu sagen, doch es kam nur ein misstönendes Stöhnen heraus.
»Willst du auch wissen, warum?«, fragte Azzone. »Mondino hat meinen Sohn getötet, der erst neun Jahre alt war. Dann hat er die Leiche meines Vaters gestohlen, um mich daran zu hindern, ihn zu begraben. Ein schneller Tod ist nicht genug, um das zu vergelten. Meinst du nicht auch?«
Der Jüngling wand sich immer noch und
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