Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
Vom Netzwerk:
versprach, so bald wie möglich wiederzukehren, um die Sachen zurückzubringen.
    Inzwischen hatte der Schnee Straßen und Dächer mit einer knöchelhohen weißen Schicht überzogen, und daher schlotterte Mondino vor Kälte, trotz der Schwaden heißer Luft, die ab und an mitsamt beißenden Rauchwolken von den Brandherden herüberwehten. Zum Glück war es nicht mehr weit bis zur Medizinschule.
    Als er sah, dass die Tür offen stand, begann er zu rennen.
    Der Pater wusste, dass er verfolgt wurde. Die Rollen hatten sich verkehrt und aus dem Jäger war jetzt der Gejagte geworden, aber das beunruhigte ihn nicht. Er wusste schon, wie er sich Gerardo da Castelbretones entledigen konnte, obwohl er sich ermahnen musste, ihn nicht zu unterschätzen. Dieser junge Mann war dem Hinterhalt des Capitano del Popolo entkommen, er hatte den geheimen Tempel in Fedrigos Haus entdeckt, und wenn jemand seinen Plan doch noch zum Scheitern bringen konnte, dann waren das er und Mondino de’ Liuzzi.
    Vor einigen Monaten hatte der Pater sogar überlegt, ihn anzusprechen und ihm die Aufnahme in seine Sekte anzubieten. Der junge Mann verfügte über alle nötigen Tugenden: Mut, Verstand und Tatkraft, das hatte er bewiesen, als er sich damals der Inquisition entzogen hatte, indem er sein Haus in Brand steckte und dann über die Dächer geflohen war.
    Doch bei genauerem Hinsehen hatte sich der ehemalige Templer als zu großer Idealist erwiesen und wenig geneigt, widerspruchslos zu gehorchen, zwei äußerst gefährliche Eigenschaften. Daher hatte der Pater den Gedanken wieder verworfen.
    Und jetzt war er zum Feind geworden.
    Der Plan hatte zunächst perfekt funktioniert. Die ersten Brände waren wie vorgesehen ausgebrochen, und da sie mit Griechischem Feuer gelegt waren, war es unmöglich gewesen, sie im Keim zu ersticken. Leider hatten sich die Flammen dann nicht mit der erhofften Schnelligkeit ausgebreitet, was unter anderem am Schnee lag, aber dies war nur eine Frage der Zeit. Andere Anhänger standen mit Schläuchen voll Griechischen Feuers bereit, um weitere Brände zu legen. Sie hatten die Anweisung zu warten, bis in einem bestimmten Bezirk alle ins Nachbarviertel geeilt waren, um dort zu helfen, ehe sie das Feuer entzündeten. So würden sie für Angst und Verwirrung sorgen, und es würde immer schwieriger werden, ein Ausbreiten der Flammen auf die ganze Stadt zu verhindern.
    Der Pater hatte sich zu Fedrigos Haus begeben, um dort auf seine Statthalter zu warten. Inzwischen müssten die Anhänger, die die ersten Brände gelegt hatten, bereits tot sein. Ihm blieb also gerade noch genug Zeit, im Mithraeum das Buch mit den Geheimritualen, die Samen der  Haoma -Pflanze und den Brief, den er für seinen Nachfolger vorbereitet hatte, zu hinterlegen, und den Zugang zum Tempel zu vermauern. Danach würde er gemeinsam mit Fedrigo die Vorbereitungen für das letzte Ritual beginnen. Er war erschöpft, aber zufrieden und konnte es kaum noch erwarten, die Befreiung von einem Erdenleben zu erfahren, das allein aus Unverständnis und Mühsal bestand.
    Nach seinem Tod würde Bologna aus den Trümmern wiederauferstehen, und eines Tages würde ein anderer Auserwählter jenen Tempel finden und der Religion der Sonne, des Feuers und des Lichts neues Leben einhauchen. Nicht umsonst hatten die Römer Mithras den Namen  sol invictus  gegeben, unbesiegte Sonne.
    Doch sein Plan war gescheitert, als er gesehen hatte, dass das Haus voller städtischer Häscher war. Er hatte sich sofort gedacht, dass Gerardo und Mondino de’ Liuzzi damit zu tun hätten. Der Podestà war nicht intelligent genug, um ihnen so schnell auf die Schliche zu kommen.
    Er war zunächst in der Menschenmenge in der Straße untergetaucht und hatte abgewartet, was geschehen würde. Vor allem hoffte er, dass Fedrigo ihn nicht verraten würde. Jetzt, wo Giovanni da San Gimignano tot war, war der Anwalt der Einzige, der sein wahres Gesicht kannte. Als er Gerardo und Mondino aus dem Tor herauskommen sah, wurden seine Befürchtungen bestätigt. Von den Umstehenden erfuhr er, dass der Tempel entdeckt worden war, und vernahm mit aufrichtigem Schmerz, dass Fedrigo nicht mehr lebte.
    Der Anwalt hatte ihn von Anfang an begleitet. Bei Erweiterungsumbauten an seinem Haus hatte er den Tempel in seinen Kellergewölben entdeckt, doch aus Angst vor bösen Mächten hatte er ihn nicht zu betreten gewagt und sich daher an ihn gewandt, um zu erfahren, was zu tun wäre. Der Pater, der damals noch nicht diesen Titel

Weitere Kostenlose Bücher