Die Bruderschaft des Feuers
lassen.
Und inzwischen konnte der Mann, der sie auf seine Verfolgung angesetzt hatte, in aller Ruhe weitere Brände legen.
Gerardo meinte jetzt zu wissen, dass dieser Mann der Anführer der Sekte war, der geheimnisvolle Pater, oder zumindest ein bedeutendes Mitglied der Sekte, so wie Fedrigo Guidi. Sonst hätte er auch keinen Grund gehabt, ihm die Menge auf den Hals zu hetzen.
Der schnellste von seinen Verfolgern kam nun nah genug heran, um ihn an der Schulter zu packen. Gerardo wandte sich um, verdrehte ihm den Arm und schlug ihm mit der Faust gegen die Kehle. Mit einem erstickten Schrei sank der Mann zu Boden, und seine Gefährten, die etwa zwanzig Schritte zurücklagen, schrien gemeinsam auf. Gerardo lief wieder los, sein Herz schlug ihm bis zum Hals, und sein Blick war schon getrübt. Die Schneeflocken, die sich auf seine Haare und sein Gesicht legten, lösten den Ruß und rannen dann in kleinen schwarzen Tränen über die Wangen. Wenn einer dieser Tropfen seine Augen erreichte und dort unangenehm brannte, wischte er ihn mit dem Handgelenk fort.
Gerade wurde ihm bewusst, dass er jeden Moment zusammenbrechen würde, als die Schreie seiner Verfolger verstummten. Er vernahm nichts mehr als das Pochen des Blutes in seinen Schläfen, alles andere war ein unbestimmtes Geräusch wie das Meeresrauschen in einer Muschel.
Er hatte einen kleinen Platz erreicht, von dem drei Gassen abzweigten. Frische Stiefelspuren, die in die enge Straße nach rechts führten, brachten ihn auf eine Idee. Er glitt in die Gasse zu seiner Linken, wobei er von einem Stein zum nächsten hüpfte, um keine Spuren im Schnee zu hinterlassen. Damit verlor er zwar wertvolle Zeit, doch er konnte gerade noch um die Ecke biegen, bevor die Gruppe den Platz erreichte. Wenn er jetzt losrannte, würden sie ihn hören, außerdem war er am Ende seiner Kräfte. Er musste rasten, um wieder zu Atem zu kommen. Deshalb kauerte er sich in eine Brennholzschütte an einer Hauswand und wartete. Seine Verfolger blieben zögernd stehen, und Gerardo hörte, wie jemand in seine Richtung ging. Wenn er jetzt in die Gasse einbog, würde er ihn sehen.
Ohne auf die Kälte zu achten, bohrte Gerardo Hände und Füße in den Schnee, der auf der Schütte aus Stein lag, und machte sich bereit, sich auf den Mann zu stürzen, sobald er ihn erreichte. Vielleicht konnte er ihn durch die Überraschung zu Boden schleudern und weiterlaufen, in der Hoffnung, dass er nicht in einer Sackgasse gelandet war.
»Er ist nach rechts gelaufen! Schnell, ihm nach!«
Bei diesem Ruf vom Platz her hielten die Schritte inne. »Seid Ihr sicher?«, schrie der Mann zurück.
»Komm schon!«, erwiderte der. »Wenn er da entlanggerannt wäre, hätte er doch Spuren im Schnee hinterlassen, oder?«
Man hörte das Geräusch von vielen Stiefeln, die sich entfernten, und wie der Mann am Eingang der Straße sich leise fluchend umwandte und ihnen folgte. Gerardo seufzte erleichtert. Er stand auf und lief die schmale Gasse entlang, bis er in einer Straße herauskam, die er kannte. Er hatte einen hufeisenförmigen Bogen geschlagen und befand sich jetzt ganz in der Nähe der Piazza Maggiore. Trotz der späten Stunde und des Schneesturms war die Straße belebt. In fast jedem Hauseingang drängten sich die Menschen, einige warteten mit Eimern voller Wasser, andere bewachten ihren wertvollsten Hausrat, den sie auf der Straße in Sicherheit gebracht hatten, für den Fall, dass auch ihre Häuser ein Raub der Flammen würden.
Gerardo nahm sich etwas Schnee von einem Mauervorsprung und rieb sich damit Hände und Gesicht ab. Mehr konnte er nicht tun, um nicht wieder Verdacht zu erregen. Bei den Kleidern war allerdings nichts zu machen.
Seine Glieder waren schwer wie Blei. Sollten seine Verfolger jetzt erneut auftauchen, würden sie ihn mit Sicherheit fangen. Er holte einmal tief Luft, bevor er weiterging. Doch fast niemand achtete auf ihn. Alle waren zu sehr mit sich selbst und ihren Angehörigen beschäftigt.
Inzwischen hatte der Mann, den er verfolgt hatte, mehr als genug Zeit gehabt, um seine eigenen Spuren zu verwischen. Aber aufgrund der Richtung, die er eingeschlagen hatte, vermutete Gerardo, dass er einfach nach Hause zurückgekehrt war, um sich nach den Anstrengungen des Abends auszuruhen oder vielleicht auch, um dort einen weiteren Brand zu legen.
Es konnte aber auch sein, überlegte er, während er die Straße an der Porta Nova wieder zurücklief, dass er völlig unschuldig war, allerdings hatte er dann
Weitere Kostenlose Bücher