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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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junge Freund Mondinos gesprochen hatte, wirklich ausgebrochen, und ich habe es vorgezogen hierzubleiben.«
    Ein kräftiger Windstoß blies die Kerze nun endgültig aus, und das Gesicht des Inquisitors versank in der Dunkelheit. Pater Luigi griff eilig nach dem Kerzenleuchter, näherte die Kerze der Flamme der Öllampe und stellte sie wieder neben Marcello da Verona, der ihm mit einem Kopfnicken dankte.
    »Der Grund, warum ich Euch so dringend sprechen wollte«, fügte der Mönch hinzu, dem das Schweigen des Inquisitors Unbehagen bereitete, »betrifft die andere Angelegenheit, in der ich auf Euren Wunsch hin nachforschen sollte.«
    »Die Sänger, die aus Rom nach Bologna gekommen sind?«
    »Genau. Da in der letzten Zeit niemand Erwähnenswertes hier angekommen ist, habe ich meine Gehilfen in die Kirchen der unterschiedlichen Orden hier in der Stadt ausgesandt, wo sie vor allem mit den älteren Mönchen reden sollten. Und einer von ihnen hat mir eine Geschichte erzählt, die ich für äußerst interessant halte.«
    Marcello da Verona machte eine auffordernde Handbewegung, und der Mönch fuhr fort: »Die Geschichte liegt viele Jahre zurück. Aber ich will Eure Zeit nicht mit einer langatmigen Erzählung vergeuden. Wenn Ihr es vorzieht, gehe ich lieber nachsehen, wie weit die Mönche sind, die wir an allen Türen der Kirche und des Klosters postiert haben, falls das Feuer uns erreichen sollte.«
    »Ich nehme an, dort ist alles unter Kontrolle. Der Prior weiß, was zu tun ist, und ich glaube auch nicht, dass dieser Teil der Stadt bedroht ist. Soweit ich weiß, wüten die Flammen vor allem im Viertel Porta Stiera. Also erzählt, aber nur das Wichtigste. Was habt Ihr entdeckt?«
    Der Mönch hatte beinahe gehofft, der Inquisitor würde ihn fortschicken. Er schluckte, verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen und begann: »In jener Zeit fiel in der Abtei von Pomposa, wo schon der berühmte Guido von Arezzo gelernt hatte, ein junger, außergewöhnlich begabter Sänger auf, ein Benediktinermönch mit Namen Nicola da Volterra. Seine Stimme war so rein und klar, seine Fähigkeit, niedergeschriebene Noten vorzutragen, so ausgeprägt, dass sein Ruf bis nach Rom drang. Und eines Tages erschien ein päpstlicher Bote in der Abtei, um ihn in die Ewige Stadt zu begleiten, wo er vor keinem Geringeren als Bonifatius  VIII . selbst singen sollte.«
    Pater Luigi schwieg und dachte an die Zeiten zurück, die noch gar nicht so lange her waren, sich aber trotzdem so deutlich von den heutigen unterschieden. Damals hätte sich niemand vorstellen können, dass der Papstsitz einmal nach Avignon verlegt würde und dass der König von Frankreich den amtierenden Stellvertreter Christi auf Erden zwingen könnte, ihm zu Diensten zu sein. Bonifatius  VIII . war, trotz all seiner Fehler, ein Papst gewesen, der die Macht der Kirche gestärkt hatte. Clemens der Fünfte dagegen schien alles dafür zu tun, um diese Machtstellung zu schwächen.
    »Fahrt fort, Vater«, sagte der Inquisitor. »Was hat sich in Rom ereignet?«
    Der Mönch schüttelte den Kopf. »Das, was dort geschehen ist, ist der beste Beweis dafür, dass übertriebene Berühmtheit einem Mann der Kirche nie förderlich ist. Rom hat Nicola da Volterras Leben auf immer zerstört.«
    Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und erzählte die Geschichte genau so, wie man sie ihm berichtet hatte, ohne etwas hinzuzufügen oder wegzulassen. Pater Nicola hatte vor dem Pontifex gesungen, erklärte er, und hatte sich dort nicht nur auf schon bekannte Hymnen beschränkt, sondern eigene Kompositionen hinzugefügt. Seine wunderbare Stimme und seine Begabung im Schaffen von musikalischen Werken hatten ihm zwar eine Stelle im Vatikan verschafft, doch gleichzeitig hatte sein Talent gefährliche Neider auf den Plan gerufen, die sich von dem raschen Aufstieg des Benediktiners bedroht fühlten.
    »Er wurde angeklagt, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben, und ihm wurde vor dem Inquisitionsgericht der Prozess gemacht«, sagte Pater Luigi.
    »Oh Gott«, seufzte Marcello da Verona.
    Der Mönch nickte zwei Mal. »Er wurde zunächst mit dem Mittel der  territio verbalis  verhört: Man zeigte ihm die Folterinstrumente und erklärte ihm, welche Schmerzen er erdulden müsste, wenn er sein Verbrechen nicht gestehen würde, doch Pater Nicola, der zwar angesichts der Haken, Hämmer, Zangen und Nägel reichlich Tränen vergoss, legte kein Geständnis ab. Er sagte, seine Stimme sei ein Geschenk

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