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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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weitere Überraschung. Ohne Zeit damit zu verlieren, ihm auszuweichen oder seine Stellung zu wechseln, schlug der ihm mit dem Griff der Schaufel heftig gegen das Brustbein, was dem Seidenhändler den Atem raubte und ihn zum Zurückweichen zwang. Dann stürzte sich Mondino mit unerwarteter Heftigkeit auf ihn, und Azzone musste all seine Geschicklichkeit als Schwertkämpfer aufbringen, um nicht zu unterliegen. Zweimal streifte die Eisenschaufel seinen Kopf, und er war gezwungen, hinter dem Wasserbottich Deckung zu suchen.
    Azzone freute sich über diesen Widerstand, das erhöhte den Reiz. Er zweifelte jedenfalls nicht daran, dass er am Ende den Sieg davontragen würde.
    »Was für ein Dilemma«, sagte er und konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. »Euer Sohn droht hinter dieser Mauer zu ersticken. Jeder Moment, den Ihr hier im Kampf mit mir verliert, kann ihn das Leben kosten. Doch wenn Ihr versucht ihn zu befreien, werde ich Euch töten, noch ehe Ihr den ersten Stein gelöst habt.«
    »Ihr seid wahnsinnig!«, rief der Arzt. »Ist Euch nicht bewusst, dass Ihr dafür zum Tode verurteilt werdet?«
    »Das kümmert mich nicht«, erwiderte Azzone, wieder ernst geworden. »Außerdem ist das nicht gesagt. Die ganze Stadt ist in Aufruhr. Überall lodern Brände. Wenn man eure Leichen findet, wird man den Schuldigen wohl nicht so leicht ausfindig machen können.«
    Mondino griff ihn wieder an, doch diesmal war Azzone darauf vorbereitet. Er parierte den Schlag, machte eine Finte und brachte dann einen gezielten Hieb an. Der Arzt fiel zwar zunächst darauf herein, drehte sich jedoch mit großer Geistesgegenwart weg, sodass die Klinge nur die Kordel seiner Kutte durchtrennte und nicht seinen Bauch traf. Azzone ging zum Gegenangriff über und zwang Mondino einen Schritt zurückzuweichen. Er holte zu einem Hieb von oben nach unten aus, der dem anderen den Schädel spalten sollte. Mondino konnte ihn parieren, doch als das Schwert am Griff der Schaufel entlangglitt, durchbohrte es seine Hand.
    Der Anblick von Blut erregte Azzone, und er verdoppelte seine Anstrengungen. Plötzlich stand Mondino vor dem Mauerdurchbruch. Hätte er jetzt die Gelegenheit zur Flucht benutzt und um Hilfe herbeizurufen, würde es für Azzone wohl übel aussehen, doch der Arzt dachte nicht daran. Vielleicht glaubte er ja tatsächlich, er könnte ihn besiegen. Azzone traf ihn am Arm, schlug ihm eine tiefe Schnittwunde, aus der sofort Blut sprudelte. Mondino wich einen Schritt zurück, strauchelte und landete auf dem Sandhaufen.
    Azzone machte sich bereit, ihn zu töten. Mit einem Satz war er über ihm, schwang das Schwert mit beiden Händen und erhob es hoch über seinen Kopf. Als er bemerkte, dass Mondino ihm eine Handvoll Sand in die Augen schleudern wollte, wandte er sein Schwert zur Seite, um ihm die Hand abzuschlagen. Dass dies bloß eine Finte gewesen war, erkannte er erst, als er einen stechenden Schmerz in der Leiste spürte. Azzone sank auf die Knie, während der Arzt seinen Dolch herauszog und ihn dann noch einmal an seiner empfindlichsten Stelle traf. Darauf stürzte sich Mondino auf ihn, und seine großen, knochigen Fäuste trafen ihn überall, am Kinn, im Gesicht, am Hals. Bald gab Azzone seinen Widerstand auf und schrie fast gegen seinen Willen ein demütigendes Wort.
    »Erbarmen.«
    Die Schläge hörten auf. Azzone öffnete die Augen, doch was er sah, raubte ihm jede Hoffnung. Der Arzt war aufgestanden und hatte das Schwert ergriffen. In den grünen Augen Mondinos entdeckte er nur eiskalte Wut.
    Erst als er rennen musste, bemerkte Gerardo, wie ausgelaugt er war. Bis jetzt hatten seine Kräfte ausgereicht, doch nun hatten sie sich erschöpft. Seine Verfolger schienen jedoch noch voller Energie.
    Sie hatten sogar noch ausreichend Kraft, um zu schreien: »Ein Brandstifter! Ergreift ihn!« und Ähnliches, damit die Leute aus ihren Häusern kamen und ihn packten. Zum Glück waren alle im Moment anderweitig beschäftigt.
    Gerardo wäre am liebsten stehen geblieben, um mit ihnen zu reden. Wenn jemand den Hauptmann oder den Kommandanten der Häscher aus Fedrigo Guidis Haus herbeiholte, würde sich alles aufklären.
    Doch er befürchtete, dass ihm seine Verfolger nicht die Zeit geben würden. Er musste einen schrecklichen Anblick bieten mit seinen schwarzen Händen, dem rußverschmierten Gesicht und den übel zugerichteten Kleidern. Sobald sie ihn ergriffen hatten, würden sie ihn umgehend zu Tode prügeln, ohne ihm Zeit für eine Erklärung zu

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