Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
Vom Netzwerk:
Gottes und nicht des Teufels, und erklärte sein Vertrauen darauf, dass eine genauere Untersuchung seines Lebens vor und nach der Reise nach Rom seine Unschuld beweisen würde.«
    »Aber so war es nicht?« Marcello da Verona zeigte sich äußerst interessiert. Die Augen unter seinen schwarzen Stirnfransen leuchteten, sein Mund war halb geöffnet, er stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn auf die zusammengelegten Fäuste.
    »Es passierte Folgendes«, erwiderte der Mönch. »Anscheinend hatte Pater Nicola einen hochgestellten Beschützer, der sich der Sache annahm. So wurde nicht nur seine Unschuld bewiesen, sondern sogar die Schuld desjenigen, der ihn so heimtückisch beschuldigt hatte: des Kantors aus dem Petersdom, der seine Stellung durch die Begabung des Benediktinermönchs bedroht sah.«
    »Also ist alles zu einem guten Ende gekommen«, sagte der Inquisitor. »Aber was hat das mit Bologna zu tun?«
    »Dazu komme ich gleich. Es verhielt sich nämlich so, dass Pater Nicola inzwischen der Folter unterzogen worden war, und bei all den verschiedenen Qualen, die man ihm angetan hatte, hatte sich ein übereifriger Mönch des Grundes für die ganze Aufregung angenommen. ›Sollte Eure Stimme wirklich eine Gabe Gottes sein‹, hatte er gesagt, ›so wird sie diese Prüfung überstehen.‹ Und dann hat er ihm ein glühendes Eisen in den Rachen gestoßen.«
    Marcello da Verona zuckte bei diesen Worten zusammen, sagte jedoch nichts. Pater Luigi erklärte ihm, dass der Mönch zwar seine Stimme behalten habe, aber dass sie unwiederbringlich entstellt war. Pater Nicola konnte zwar singen, aber nicht mehr mit der Reinheit von früher. Als sich herausstellte, dass er unschuldig war, wurde seinem Ankläger der Mund mit flüssigem Blei gefüllt, damit er nie mehr falsche Anklage wider jemanden erheben konnte. Und der Papst selbst fragte den armen Sänger, wie die Kirche ihm zumindest zum Teil das erlittene Unrecht vergelten könne. Pater Nicola erklärte, er wolle den Gesang ganz aufgeben und ein gewöhnliches Leben als Mönch im Dienste des Herrn führen, an einem Ort, der ihn nicht an seine Vergangenheit erinnerte.«
    »Ich nehme an, dieser Ort war Bologna«, sagte der Inquisitor.
    »Genau. Pater Nicola änderte seinen Namen, wählte den des großen heiligen Gründers seines Ordens für sich und wurde hierhergeschickt, um an die Stelle eines gerade verstorbenen Priors zu treten. Wie Ihr wisst, ist das nicht gerade das übliche Verfahren, aber wenn es der Heilige Stuhl so anordnet …«
    »Ja, ja, ich kenne die Verfahren«, sagte der Inquisitor. »Wer ist dieser Mönch denn jetzt, und wo hält er sich auf?«
    »Es handelt sich um Pater Benedetto, den Prior der Kirche Sant’Antonino. Als er vor acht oder neun Jahren hierherkam, hat er den Mönchen erzählt, er litte unter einer chronischen Bronchitis. Vielleicht stimmt das ja auch, doch seine Stimme ist durch das glühende Eisen beschädigt worden, nicht durch ein Ungleichgewicht der Körpersäfte.«
    »Pater Benedetto ist der Pater?«, sagte Mondino mit vor Überraschung weit aufgerissenen Augen. »Unmöglich. Er verlässt kaum jemals sein Arbeitszimmer, aus Angst, sich ein schlimmes Leiden zuzuziehen. Außerdem ist seine Stimme ruiniert, er kann nicht der Sänger sein, nach dem wir suchen.«
    Als Gerardo die Medizinschule betreten hatte, war er noch nicht vollkommen von der Schuld des Priors überzeugt gewesen, aber nachdem er laut geschildert hatte, was seit dem Augenblick geschehen war, als er ihn im Pratelloviertel erkannt hatte, bis zu dem Punkt, als der Mönch ihm eine Gruppe Verfolger auf den Hals gehetzt hatte, hatten sich seine Zweifel in Gewissheit verwandelt.
    »Er muss es sein«, wiederholte er entschlossen. »Doch um sicherzugehen, gibt es nur einen Weg, wir müssen zu ihm gehen und mit ihm reden. Und zwar gleich.«
    »Aber das Kloster wird die Tore schon für die Nacht geschlossen haben«, wandte Gabardino ein, der gerade die Armwunde seines Vaters nähte.
    »Wenn die ganze Stadt in Aufruhr ist, werden die Mönche bestimmt noch wach sein«, sagte Gerardo. »Die Mönchskutte, die der Magister trägt, wird uns die Türen des Klosters unverzüglich öffnen.« Er wandte sich an Mondino: »Ihr gebt vor, ein Benediktinermönch der Kirche San Siro zu sein, den man in einer dringenden Angelegenheit nach Pater Benedetto geschickt hat.«
    »Und dann?« Gabardino besah prüfend die Naht auf dem Arm seines Vaters, bevor er den Faden verknotete und ihn

Weitere Kostenlose Bücher