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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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Meiner Meinung nach hat ein Dieb die Tür aufgebrochen, aber erst nachdem Messer de’ Liuzzi Anweisungen bezüglich der Rückführung der Leiche erteilt hatte.«
    Gerardo schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht«, sagte er. »Ein Dieb hätte auch den Schrank aufgebrochen, doch der wurde nicht angerührt.«
    Der Capitano schnaubte ungeduldig. »Wenn Messer de’ Liuzzi Anzeige erstattet, werde ich eine Untersuchung einleiten. Doch im Augenblick kann ich nichts tun, und ich habe mich um Wichtigeres zu kümmern.«
    Gemeinsam traten sie wieder hinaus auf die Straße. Während Gerardo nach einem Jungen suchte, der bereit wäre, gegen eine Münze die Schule zu bewachen, bis er zusammen mit Mondino zurückkehrte, entfernte sich der Capitano del Popolo zusammen mit den beiden Häschern, die ihm überallhin folgten. Zweifelsohne war er überzeugt, dass sich mit dem Verschwinden von Bertrandos Leichnam noch ein Problem von selbst gelöst hatte.

DREI

    A ls Gerardo bei ihm zu Hause erschienen war, wollte sich Mondino gerade mit seinen drei Söhnen zu Tisch setzen, eine inzwischen selten gewordene Gelegenheit, und hatte ihn daher nicht gerade freundlich empfangen. Der junge Mann hatte ihm von der aufgebrochenen Tür seiner Schule erzählt, und selbst dann war Mondino zunächst versucht gewesen, nicht hinzugehen. Er wollte sich den Luxus gönnen, die Schäden erst nach dem Mittagessen zu begutachten, und würde dem Jungen, den Gerardo als Wache dort zurückgelassen hatte, eben eine Münze zusätzlich geben.
    Doch als Gerardo ihn fragte, ob er vielleicht selbst veranlasst habe, dass Bertrandos Leiche zu seiner Familie zurückgebracht würde, wurde Mondino schlagartig eines klar: Er hätte sich gestern sofort gegen die Forderung des Podestà zur Wehr setzen müssen, selbst wenn er dafür verhaftet worden wäre.
    Zwei weitere Sätze hatten genügt, um das Vorgefallene zu rekonstruieren, und der Arzt hatte eilends das Haus verlassen, tief betrübt über die Blicke seiner Söhne, denen er natürlich kein Wort über seine Rolle in der Untersuchung von Bertrando Lambertis Tod erzählt hatte.
    Gerardo hatte ins Waisenhaus zurückkehren müssen, und Mondino war allein weitergegangen. Bevor er jedoch die Schule erreichte, hatte er aus der Schenke seines Freundes Andrea da Viterbo, dem Rektor der Freien Künste, wüste Beschimpfungen und Schreie vernommen. Er hatte sich genähert und gesehen, wie Andrea von fünf oder sechs Studenten angegriffen wurde. Ohne zu zögern, hatte er sich gemeinsam mit anderen Passanten in die Prügelei gemischt, um seinem Freund beizustehen, und schließlich hatten sie die Angreifer in die Flucht geschlagen, deren Anführer, ein gewisser Guglielmo da Gubbio, sich unter Drohungen entfernt hatte.
    Erst danach hatte er verschwitzt und mit einem Kratzer im Gesicht endlich seine Medizinschule erreicht. Er hatte sich ein Bild von der Lage gemacht und dann den Jungen nach einem Schlossermeister in die Via delle Clavature geschickt. Während er ungeduldig dessen Ankunft erwartete, wurde er plötzlich von hinten angesprochen.
    »Friede sei mit Euch, Magister.«
    »Und mit Euch, Pater Prior«, antwortete er, nachdem er sich umgedreht und Pater Benedetto erkannt hatte, den Prior der Kirche Sant’Antonino. Ein kränklicher und immer fröstelnder Mann, den man selten außerhalb seiner Kirche antraf.
    »Was ist Euch denn zugestoßen?«, fragte der Prior und deutete mit seiner dicklichen Hand auf Mondinos Gesicht. Der Prior war mittleren Alters, hatte kurzgeschnittene, grau melierte Haare und leichte Hängebacken. So dick wie er in seine Kutte eingepackt war, ahnte Mondino, dass er mindestens zwei Wollhemden darunter tragen musste.
    »Ach, das ist nichts weiter«, ging Mondino über die Sache hinweg, während er den Kratzer mit ein wenig Speichel betupfte. »Ich sollte mich lieber bei Euch entschuldigen. Mein Onkel hatte mir aufgetragen, Euch in seiner Abwesenheit einen Arztbesuch abzustatten, doch leider blieb mir in den letzten Tagen keine Gelegenheit dazu.«
    »Deswegen bin ich hier«, sagte der Prior bescheiden. »Ich habe die ganze Nacht gehustet und bin nun ein wenig besorgt.«
    Pater Benedetto litt an einer chronischen Reizung der Bronchien, die zwar lästig, aber nicht so gefährlich war, wie er selbst meinte. Mondino schätzte Menschen nicht, die über ihre eigenen Krankheiten jammerten, deshalb war er sehr froh, dass Liuzzo sich normalerweise um den Prior kümmerte.
    »Im Augenblick könnte ich Euch nicht

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