Die Bruderschaft des Feuers
hättest«, erklärte Fedrigo. »Mondino ist schlau und beileibe kein Feigling. Es besteht die Gefahr, dass er Erfolg hat.«
»Und dann?«
»Wenn es ihm gelingt, verlieren wir den Fall, und ich hasse es zu verlieren.«
»Sorge dich nicht«, sagte Azzone. Er stand auf und baute sich vor ihm auf. »Eine Woche geht schnell ins Land, und in den nächsten Tagen wird Mondino all seine ärztlichen Fähigkeiten darauf verwenden müssen, sich selbst zu kurieren.«
»Wie meinst du das?«
Azzone ließ sich seine Antwort genießerisch auf der Zunge zergehen. Dieses eine Mal hatte er seinen Vetter an Schlauheit geschlagen.
»Ich habe zwei meiner Arbeiter rufen lassen, vertrauenswürdige Männer. Sie müssten heute eintreffen. Sie werden Mondino in einer abgelegenen Straße auflauern und ihn ordentlich durchprügeln. Ich habe sie angewiesen, ihn auf keinen Fall zu töten, aber sie werden ihm gewiss ein paar Knochen brechen.«
»Bist du wahnsinnig?«, fuhr Fedrigo auf. »Dein Vater hatte recht, du bist der Untergang der ganzen Familie!«
Diese Reaktion kam so unerwartet, dass Azzone diesmal nicht sofort aufbrauste. Selbst der Hinweis darauf, welche Meinung sein Vater von ihm gehabt hatte, brachte seinen Zorn nicht in Wallung. Dazu war er zu überrascht.
»Warum?«, fragte er verblüfft. »Dieser Bastard hat meinen Sohn getötet, und jetzt verhöhnt er mich, indem er den Leichnam meines Vaters schändet. Er verdient eine Lektion.«
»Ist dir nicht einmal in den Sinn gekommen«, fragte Fedrigo in scharfem Ton, »dass du verurteilt werden könntest, wenn jemand deine Männer erkennt?«
Azzone schnaubte verärgert über all diese unnütze Vorsicht. »Ich habe mich der beiden schon öfter bedient, wenn es irgendwelche Streitigkeiten gab«, erklärte er gereizt. »Und sie wurden nie entdeckt. Mondino wird die Woche, in der er eigentlich nach der Leiche meines Vaters suchen sollte, im Bett verbringen, und wir werden unseren Fall gewinnen. Ich verstehe nicht, warum du dir solche Sorgen machst.«
»Wenn du meine Hilfe willst, musst du tun, was ich von dir verlange«, sagte Fedrigo in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. »Sonst rühre ich keinen Finger, selbst wenn der gute Name der Familie auf dem Spiel steht.« Azzone schwieg beharrlich, doch sein Vetter ließ nicht locker: »Nun denn? Versprichst du mir, dass du die beiden gleich wieder nach Hause schickst?«
Azzone nickte widerstrebend. »Meiner Meinung nach machst du dir zu viele Gedanken, aber ich werde trotzdem tun, was du sagst, damit du zufrieden bist, Vetter.«
Fedrigo nickte ein paar Mal gedankenverloren, als hätte er eine Entscheidung getroffen. »Ausgezeichnet. Dann werde ich die Anklageschrift vorbereiten. Aber von jetzt an, Vetter, wird alles, was Mondino, deinen Vater und die ganze Angelegenheit betrifft, immer mit mir abgesprochen werden.«
»Glaubst du etwa, ich könnte ohne deine Hilfe nichts zustande bringen?«
»Im Gegenteil«, erwiderte Fedrigo und sah ihn höhnisch an. »Ich glaube eher, dass du zu viel tun könntest. Jedenfalls sind meine Ratschläge im Honorar eingeschlossen, ob du sie nun willst oder nicht. Du solltest sie nutzen.«
Azzone war noch nie jemandem begegnet, der so von sich selbst überzeugt war. Fedrigo Guidi war ein ausgezeichneter Advokat, aber Bologna war voller guter Anwälte. Er überlegte kurz, ob er ihn nicht vielleicht doch besser zu seiner eigenen Befriedigung mit Fußtritten aus dem Haus jagen und dann einen anderen Anwalt beauftragen sollte. Doch dann kapitulierte er. »Gut. Aber ich verlange das Gleiche von dir. Tue nichts, ohne es mit mir zu besprechen.«
»Das versteht sich von selbst«, sagte Fedrigo. »Ohne Einverständnis des Klienten etwas zu unternehmen, wäre töricht für einen Anwalt. Und ich bin nicht so töricht.«
Azzone hatte den Eindruck, dass der andere noch hinzufügen wollte »wie du«, aber sein Vetter schwieg und verließ mit einer knappen Verbeugung den Raum. Auf der Türschwelle drehte er sich noch einmal um und verkündete, dass er in einigen Tagen wiederkommen würde, um ihm den Entwurf der Anklageschrift zu unterbreiten.
Als er wieder allein war, lief Azzone um den Tisch und ging dann zur Tür. Wieder glaubte er ein Geräusch gehört zu haben, aber als er den Flur betrat, sah er niemanden.
»Annina?«, rief er.
Er erhielt keine Antwort. Das Haus wirkte menschenleer. Er beschloss nachzusehen, wo das Mädchen sich herumtrieb, um die angestaute Wut aus seinem Gespräch mit Fedrigo an ihr
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