Die Bruderschaft des Schmerzes
seiner Seite hat. Du kriegst also Fraden und zweitausend Guerillas als Dreingabe – na, Moro, ist das ein Angebot?“
„Es könnte funktionieren …“ murmelte Moro. „Aber warum sollte ich dir trauen?“
„Begreifst du denn gar nichts? Ich habe die Sache so angelegt, daß du mir nicht zu vertrauen brauchst! Sechstausend Töter gegen zweitausend Guerillas, die nur mit Messern bewaffnet sind. Außerdem werde ich selbst da sein, und du kannst dich an mich halten. Was hast du denn überhaupt zu verlieren?“
Natürlich sieht es so aus, als ob ich dir vertrauen müßte, Dickerchen, dachte Vanderling, aber da wirst du dich noch wundern …
„Ich habe Schwierigkeiten, einem Feind zu vertrauen, der mir zu trauen scheint“, sagte Moro gewitzt.
„Ich habe keine andere Wahl“, erwiderte Vanderling. „Wenn es mir nicht gelingt, Fraden fertigzumachen, wird er mich erledigen. Außerdem habe ich eine hübsche Lebensversicherung; oder hast du vielleicht das nette kleine Geschenk vergessen, das ich dir geschickt habe?“
„Das Omnidren!“ heulte Moro auf. Vanderling sah, wie die Augen des Bruders auf der anderen Seite des Tisches gierig aufleuchteten. „Gibt es wirklich noch Omnidren? Ich dachte, es wäre nur ein Trick gewesen, um …“
„Viele hundert Pfund von dem Zeug“, antwortete Vanderling. „Mehr als du in fünfzehn Lebenszeiten aufbrauchen kannst. Und das ist meine Lebensversicherung, denn du wirst erst dann ein Gramm bekommen, wenn Fraden tot ist und ich mich in Sicherheit befinde. Danach kannst du alles haben. Na, was sagst du, kommen wir ins Geschäft?“
Nach einer kurzen Denkpause sagte die Stimme aus dem Lautsprecher: „Warum nicht? Mir scheint, daß du wirklich alles bedacht hast. Wir erledigen also zunächst diese Sache, und dann verhandeln wir untereinander?“
„Einverstanden“, sagte Vanderling. „Bis zum Schmerzenstag arbeiten wir zusammen. Kümmere dich darum, daß bei euch alles klargeht, ich werde mich um meinen Teil kümmern … Ende!“
Ohne ein Wort zu dem verwunderten Bruder zu sagen, erhob sich Vanderling, gab seinen Männern ein Zeichen und ging schnell auf den Ausgang zu. Gomez und Jonson stolperten hinter ihm drein. Auf ihren Gesichtern spiegelten sich Erstaunen und Unverständnis. Vanderling biß sich auf die Unterlippe, während er an den leichenbepackten Tischen vorbeiging. Sein Oberkörper zuckte krampfartig –
Als er schließlich mit Gomez und Jonson und den Wachen, die vor der Tür gestanden hatten, allein in der dunklen, stillen Straße war, explodierte er in brüllendes Gelächter.
„Idiot!“ röhrte er. „Oh, welch ein Einfaltspinsel! Angel, Haken und Omnidren!“
Ja, der Prophet glaubte wahrscheinlich, er hätte einen Hauptgewinn gezogen. Klar, er wird mit mir zusammenarbeiten, bis Bart hinüber ist, dann wird er mich einfangen, mich so lange foltern, bis er das Omnidren hat. Dann bringt er mich um und wendet sich wieder seinen alltäglichen Geschäften zu. Dieser stumpfsinnige Fettkloß!
Er bemerkte, daß die Herogynsüchtigen ihn anstarrten, untereinander murmelten und nervös an den Schnittpistolen herumfingerten.
„Macht euch nichts draus, Jungs, wenn ihr nicht alles verstanden habt“, sagte er lachend. „Wenn sechstausend Töter im Stadion sind, um die Opfer und Fraden auszulöschen, wie viele mögen dann wohl noch übrig sein, um die Palastmauer zu verteidigen? Gomez, du wirst am Schmerzenstag mit der ganzen verdammten Volksarmee vor der Stadt warten. Fast zwanzigtausend Mann! Während die meisten Töter im Stadion festgenagelt sind, stürmt ihr das Haupttor, dringt in den Palast ein, legt alles um, was euch zwischen dem Tor und dem Stadion über den Weg läuft, kommt dann herein und …“
„… erschießen die Töter! Wir schlagen die Brüder tot! Wir ermorden den Propheten, wir …“
„Jetzt hast du es begriffen“, sagte Vanderling. „Aber spar dir dein Geschrei für den Schmerzenstag auf!“
Natürlich gibt es da noch eine Kleinigkeit in meinem Plan, dachte Vanderling. Während unsere Jungs mit den Tötern abrechnen, gibt es genug Verwirrung, daß ich mich um Bart kümmern kann. Vielleicht stoße ich ihn zu den Tötern hinab. Das wäre der absolute Knüller! Bart Fraden, der Befreier von Sangre, fiel heute in der entscheidenden Schlacht. Kränze und Blumen! Der Präsident ist tot, lang lebe der Präsident!
Jetzt gab es nur noch einen Faden in dem Netz, den er verknoten mußte.
„Los Jungs!“ sagte er. „Zurück ins Lager! Es
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