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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Ihre Unterlippe zitterte. „Ich könnte es nicht aushalten, wenn … Äh, schließlich geht es auch um mein Leben …“
    „Zwei Asse“, verkündete Fraden und hob zwei Finger. „Zähle nach, es sind zwei!“
    „Und worum handelt es sich bei diesem zweiten strategischen Edelstein? Eine Taschenatombombe? Eine kugelsichere Weste? Eine anständige Lebensweise?“
    Fraden lachte. „So esoterisch wie eine anständige Lebensweise ist es nun gerade nicht“, sagte er. „Ich denke an etwas durchaus Weltliches: an die Einwohner von Sade!“
     
    Fraden blickte über den Tisch. Er sah an dem Funkgerät vorbei auf den bleichen, ungewiß lächelnden Bruder und seine vier nervösen Töter. Bruder Andrew scheint den großen Durchblick zu haben, dachte er, aber diese Töter haben ihn offenbar nicht. Darum sind sie auch so aufgeregt. Da sitzen sie nun mitten im feindlichen Lager und mußten soeben mit anhören, wie ihr kleiner Blechgötze die Kapitulation angeboten hat.
    „Nun?“ Moros Stimme dröhnte ungeduldig aus dem Lautsprecher.
    „Ich will einmal sehen, ob ich auch alles richtig verstanden habe“, sagte Fraden. „Du ergibst dich unter der Bedingung, daß ich dir und deinen Brüdern freien Abzug gewähre und die dafür notwendigen Schiffe anfordere. Aber ich soll die Übergabe formell entgegennehmen, und zwar am Schmerzenstag im Stadion? Das höre ich gern, und ich habe auch nichts dagegen – ich frage mich nur, warum ich dir ausgerechnet zweitausend Opfer für dies Folter-Festival spendieren soll.“
    „Wir werden den Vertrag mit dem größten Schmerzenstag-Folterfestival aller Zeiten besiegeln!“ sagte Moro. „Da es das letzte Folterfestival sein wird, das die Bruderschaft genießen kann, wollen wir von allem das Beste aufbieten. Ich kann dir versprechen, daß unsere Kunst an diesem Schmerzenstag ihren Gipfel erklimmen wird. Du darfst auch nicht vergessen, daß die Tiere – ganz gleich, wie die Lage ist – vom Schmerzenstag sehr viel erwarten. Es ist die einzige Gelegenheit, die sie haben, einmal auf der anderen Seite zu stehen, denn sie dürfen Schmerz austeilen und Vergnügen empfinden. Wenn du auf Sangre der Herrscher sein willst, dann ist es nicht weise, gleich am ersten Tag deiner Herrschaft die Sangraner zu enttäuschen. Übrigens mußt du auch an dein eigenes Vergnügen denken. Ich kann dir ein Schauspiel versprechen, das …“
    Fraden hatte Mühe, seinen Spott zu unterdrücken. Moro zog die ganze Sache völlig falsch auf! Ich bin es doch, der die Opfer braucht, nicht er! Ich sollte versuchen, ihn zu überreden. Aber das alte Schwein ist so sehr auf seine große Folterparty versessen, daß er ganz vergessen hat, warum er mich eigentlich um die Opfer bitten sollte. Ein toller Verschwörer!
    „Na gut, Moro“, sagte er, „das hört sich alles so vielversprechend an, daß du mich überredet hast. Ich bin einverstanden. Auf ein kleines Detail möchte ich aber noch hinweisen: Als Präsident der Freien Republik bestehe ich auf einer kleinen … äh … Ehrenwache. Vier- oder fünfhundert Mann sollten genügen.“
    „Was? Das kommt gar nicht in Frage!“
    „Das verstehe ich nicht, Moro“, sagte Fraden langsam. „Warum denn nicht? Du hast doch keinen üblen Trick vor, oder? Schließlich brauchst du dir doch über nichts Sorgen zu machen; es findet doch alles auf deinem Boden statt. Wenn du mich also nicht hereinlegen willst, hast du eigentlich keinen Grund, mir diese Bitte abzuschlagen …“
    „Äh … vielleicht eine symbolische Anzahl“, unterbrach ihn Moro hastig. „Gegen, sagen wir … fünfzig Mann hätte ich nichts einzuwenden.“
    Fraden hatte Schwierigkeiten festzustellen, wen er besser durchschauen konnte, Moro oder Vanderling.
    „Mindestens hundert Mann, sonst kann ich nicht kommen“, sagte er. „Schließlich bin ich der Präsident der Freien Republik von Sangre. Ohne eine bescheidene Ehrenwache von mindestens einhundert Mann sehe ich ja aus wie ein Straßenräuber.“
    „Na gut“, schmollte Moro, „ich will nicht kleinlich erscheinen.“
    „Sehr vernünftig“, antwortete Fraden. „Wir sehen uns am Schmerzenstag. Ende.“
    Bruder Andrew erhob sich und führte die Töter aus der Hütte. Er machte ein Gesicht wie eine besonders hungrige Katze, die einen außergewöhnlich einfältigen Kanarienvogel beschleicht.
    „Mann, Mann, Mann“, dachte Fraden laut, nachdem sie gegangen waren. Ich bin von Strolchen und Mördern umzingelt. Alle wollen sie dem armen kleinen Bart den Garaus

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