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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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kleinen Hofstaat von Insekten. Die Sonne war bereits ein beträchtliches Stück am Himmel entlanggewandert, als er ein Fahrzeug erblickte, das nördlich von seiner Position einer Kurve der Straße folgte.
    Vanderling kauerte sich nieder und nahm das Straßenstück, das unmittelbar vor ihm lag, ins Visier der Schnittpistole. Das Fahrzeug kam genau auf ihn zu, seine Geschwindigkeit betrug etwa sechzig Stundenkilometer. Als es näher herangekommen war, konnte er erkennen, daß es sich um eine Art Lastwagen handelte. Es rollte auf Gummireifen und hatte eine geschlossene Fahrerkabine und eine offene Pritsche.
    Er wußte, daß er im nächsten Augenblick eine blitzschnelle Entscheidung treffen mußte. Der Lastwagen war nur noch ein paar hundert Meter entfernt und würde in wenigen Sekunden bei ihm sein. Er schirmte seine Augen mit der rechten Hand gegen die Sonne ab und sah sich den hinteren Teil des Fahrzeugs an. Sonnengebräunte, halbnackte Gestalten hockten dort auf der Ladefläche, aber er erkannte auch schwarze Uniformen und sah Stahl rötlich in der sangranischen Sonne blitzen.
    Fein, fein, fein, dachte er befriedigt. Offenbar handelt es sich um einen Gefangenentransport mit bewaffneten Wächtern. Mehr konnte man für den Anfang wirklich nicht verlangen.
    Vanderling stützte sich auf ein Knie. Er zielte mit der Schnittpistole auf einen imaginären Punkt, etwa zwanzig Zentimeter über der Straßendecke, und wartete ab. Inzwischen war der Lastwagen noch näher herangekommen, und Vanderling sah, daß zwei Männer in schwarzen Uniformen in der Kabine saßen. Vier weitere bewaffnete Männer, vermutlich waren es diese seltsamen „Töter“, saßen auf der Pritsche und bewachten zehn erbarmungswürdige Gestalten, die nur mit einem Lendenschurz bekleidet waren. Sie trugen eiserne Ringe um den Hals, die durch eine Kette miteinander verbunden waren.
    Als die Vorderräder den Zielpunkt erreicht hatten, zog Vanderling den Abzugshebel durch. „Schnipp!“ sagte er grinsend.
    Die Gummireifen auf den Stahlfelgen gerieten in den Dauerstrahl der lautlosen Waffe. Beide Pneus platzten mit einem lauten Knall. Die Felgen schlugen polternd und kratzend auf der Fahrbahn auf und zogen einen meterlangen Funkenschweif hinter sich her. Inzwischen hatten auch die Hinterreifen den Strahl der Schnittpistole passiert, die Reifen waren zerplatzt, und die Stahlfelgen waren auf einer Seite glatt beschnitten worden. Der hintere Teil des Wagens sackte durch und knallte schwer auf die Straße, Gefangene und Wächter wurden durcheinander gewirbelt und fielen auf den Rücken. Der Lastwagen hatte noch genügend Schwung, um einige Meter auf dem Bauch weiterzurutschen, bevor er in einer Öllache zum Stehen kam.
    Im gleichen Augenblick flankten die vier Töter, die auf der Ladefläche gesessen hatten, über die niedrigen Bordwände. Jetzt standen sie auf der Fahrbahn, schwenkten ihre Gewehrläufe ratlos hin und her. Ihre Augen blitzten vor rasendem Zorn, ihre Kiefer mahlten krampfartig.
    Vanderling war noch immer im hohen Gras verborgen. Er zögerte gerade lange genug, um zu erkennen, daß es sich bei den Tötern sämtlich um große, schlanke, harte Männer mit hohem Haaransatz und vorspringendem Kinn handelte. Alle trugen sie mit Klingen bestückte, an Stahlstäben befestigte Eisenkugeln, die in ihren Gürteln steckten. Dann hob Vanderling die Schnittpistole etwas an, etwa auf Halshöhe der Töter, drückte den Abzug und schwenkte die Pistole waagerecht hin und her; genau wie ein Mann, der mit einem Gartenschlauch eine Wiese sprengt.
    Schrille Schreie erklangen und verstummten, kaum daß sie die Lippen verlassen hatten. Vier Köpfe balancierten einen Moment lang seltsam schräg auf den Rümpfen und fielen dann hinab auf die Straße. Die kopflosen Körper hielten sich noch eine Sekunde lang aufrecht, bevor sie wie Marionetten, deren Fäden jemand abgeschnitten hatte, zu Boden sanken.
    Inzwischen waren auch die beiden Töter aus dem Fahrerhaus ausgestiegen. Während sie noch wie gelähmt auf die verstümmelten Reste ihrer Kameraden starrten, hatte Vanderling sie bereits in zwei Teile zertrennt. Sie fielen auf die Fahrbahn. Aus den Mündern drangen markerschütternde Schreie. Dann verstummten sie.
    Vanderling klopfte zärtlich auf den Lauf der Schnittpistole, erhob sich und trottete gemächlich zum Lastwagen hinüber.
    Auf dem rückwärtigen Teil des Fahrzeugs erblickte er zehn Exemplare einer erbärmlichen Menschengattung. Sie waren verdreckt, ihre fast

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