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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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und Waffen und so weiter und so weiter, und bevor du den Satz ‚Es lebe die Revolution!’ gerufen hast, sind wir schon eine Armee, und dann werden wir ja sehen, wie es weitergeht, nicht wahr?“ Er setzte ein Raubtiergrinsen auf.
    Die Sangraner waren völlig verstört. „Gewehre sind nur für Töter“, sagte einer. „Der spinnt“, meinte ein anderer. „Was redest du da?“ fragte Gomez.
    „Was …?“ schnaubte Vanderling. „Jetzt hört mal zu, ihr Schnarchhähne! Ich rede über die Revolution! Wir bewaffnen uns und schicken alle Brüder mitsamt ihren Tötern in die Hölle! Soll ich euch das vielleicht auch noch aufmalen? Ich kenne das Revolutionsspiel rückwärts und vorwärts. Wir werden diesen Strolchen ein paar Tricks zeigen, die sie noch nie gesehen haben, darauf könnt ihr euch verlassen. In weniger als einem Jahr haben wir sie ausgelöscht bis auf den letzten Mann. Ihr habt ja gesehen, wie ich eben mit den Tötern umgesprungen bin. Ein Mann mit einem Gewehr. Stellt euch doch bitte einmal vor, was tausend Männer mit tausend Gewehren ausrichten könnten!“
    „Das ist Blasphemie!“ heulte ein Sangraner auf. „Brüder töten! Töter bekämpfen! Gegen das Naturgesetz!“
    Die anderen rollten entsetzt mit den Augen.
    Vanderling fühlte sich wie Alice im Kaninchenbau. Das waren doch alles Irre! Sklaven, die man verspeisen wollte – aber dagegen kämpfen, das wollten sie nicht!
    Er beschloß, die Taktik zu ändern. „Na schön“, sagte er. „Ich bin neu hier. Was macht ihr denn so, bevor ihr zum Tribut bestimmt werdet?“
    „Wir sind Sklaven des Bruder Boris“, antwortete Gomez. „Wir züchten und hüten seine Fleischtiere, was denn sonst?“
    „Fleischtiere? Schafe, Rinder, Schweine?“
    „Was sind das für Tiere? Auf Sangre gibt’s nur eine Tierart: Menschentiere. Alles andere sind Käfer und Läuse. Die kann man nicht essen, die sind alle giftig. Wir hüten die Fleischtiere, bis sie zehn Jahre alt sind. Dann schlachten wir sie, bereiten sie zu und räuchern die Reste, damit Bruder Boris und die Töter noch einen Vorrat für später haben.“
    „Soll das etwa heißen, daß ihr eure eigenen Kinder schlachtet?“ rief Vanderling aus.
    Gomez lachte. „Bist du nicht richtig im Kopf?“ sagte er kichernd. „Unsere Kinder sind doch Mischlinge, ganz faseriges Fleisch. Die Fleischtiere sind reinrassig, fett und ganz zart. Meinst du denn, Bruder Boris gibt sich mit Mischlingen zufrieden?“
    „Ja, wenn hier solche Sachen ablaufen, warum kämpft ihr Trottel dann nicht dagegen? Seid ihr gern Sklaven? Gefällt es euch, aufgefressen zu werden?“
    „Was heißt hier gefallen?“ fragte Gomez. „Das ist doch das Naturgesetz. Brüder herrschen, Töter töten, die Fleischtiere werden gegessen. Wir Tiere tun alles, was man uns sagt, und die Läuse tun, was wir ihnen sagen.“
    „Läuse? Seit wann kann man Läusen etwas befehlen?“
    „Die waren schon immer auf Sangre. Große schlaue Insekten. Jedes Dorf hat eine Läuseburg. Die Brüder geben uns einen zahmen König, und der Wärter sagt den Läusen, was sie tun sollen. Die Läuse bauen für uns Nahrung an, damit wir nicht verhungern müssen. Alles ist durch das Naturgesetz geregelt.“
    „Und keiner von euch Schwachköpfen will etwas daran ändern?“ polterte Vanderling. „Habt ihr denn noch nicht die Nase voll? Wollt ihr den Brüdern nicht endlich einen Tritt in den Hintern geben und euch selber um alles kümmern?“
    „Das ist gegen das Naturgesetz!“ riefen die Sangraner wie ein Mann.
    „Blasphemie! Der spinnt!“
    Vanderling stöhnte. Diesen Tröpfen hatte man so lange das Gehirn vernebelt, daß nicht einmal Bart sie zum Kämpfen überreden könnte. Gib jemandem lange genug einen warmen Stall, dann spielt er am Ende gern Polopferd. Ein toller Planet! Ein phantastisches „hohes revolutionäres Potential“! Er warf seine Stirn in nachdenkliche Falten. Diese Feiglinge taten alles, was man ihnen sagte, darum könnte er sie wahrscheinlich zum Kämpfen zwingen. Aber was wäre das für eine Armee? Ein Haufen von Scheintoten, dem man keinen Augenblick den Rücken kehren konnte! Was dieser Planet brauchte war eine Bande von mordlüsternen Herogynsüchtigen und …
    Augenblick mal, Augenblick doch mal. Wir haben eine Badewanne voll Herogyn im Schiff. Das wäre doch einen Versuch wert.
    Vanderling lächelte. „Jetzt hat das Palaver lange genug gedauert“, sagte er. „Wie wär’s mit einer Erfrischung? Ihr Burschen bewegt euch nicht vom Fleck. Ich

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