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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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erwartet hatte, und es war völlig verlottert. Auf der ganzen Lichtung lagen Waffen und Ausrüstungsgegenstände wild verstreut. Ungefähr dreißig halbnackte Männer räkelten sich dösend in der Sonne. Bart Fraden hatte erwartet, daß Vanderling bis zu diesem Zeitpunkt mindestens doppelt so viele Männer rekrutiert haben würde. Und obwohl er gerade mit einem fremden Boot gelandet war, lagen die Soldaten da, als würde an jedem Dienstag ein Außenweltler das Lager besuchen.
    „Was ist hier eigentlich los?“ schnappte Fraden. „Warum sind es nur so wenige Sangraner? Warum sitzen sie alle so schlaff herum und spielen mit den Fingern an den Zehen? Wo sind deine Wachposten? Warum …?“
    „Reg dich nicht auf, reg dich um Himmels willen nicht auf!“ jammerte Vanderling. „Du weißt ja gar nicht, was hier läuft. Dieser Schlammklumpen ist einfach unmöglich. Die Burschen sitzen hier herum, weil sie bis an die Ohren mit Herogyn vollgedröhnt sind.“
    „ Was sind sie?“ polterte Fraden. „Bist du jetzt völlig durchgedreht? Wie sind sie an das Zeug herangekommen? Warum unternimmst du nichts dagegen?“
    „Ich habe es ihnen gegeben. Das mußte ich tun.“
    „Du …!“ Es war einer der seltenen Augenblicke eingetreten, wo es Fraden die Sprache verschlug. Herogyn an Partisanen zu verteilen! Das war so, als ob man eine Gehirnoperation mit einer Schaufel durchführte. Wenn sie vollgedröhnt waren, dann konnten sie nicht einmal eine Pfadfindergruppe zurückschlagen, und wenn sie auf Entzug waren … brrr! Es war ein Balanceakt auf einem Rasiermesser; wenn man einen falschen Schritt machte, war die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten.
    „Ich habe das Gefühl, daß du mir einige Erklärungen geben mußt“, sagte Fraden düster. „Wirklich überzeugende Erklärungen! Was hast du mir zu sagen?“
    Sie setzten sich vor eine roh gezimmerte Hütte in der Nähe von Vanderlings Boot, und Vanderling erzählte es ihm.
    „Ich schaffe es nicht, Bart, ich verstehe es einfach nicht“, sagte Vanderling. „Ich habe noch nie so saftlose Burschen wie auf diesem Planeten gesehen. Ich kenne niemanden, dem man so übel mitspielt wie diesen Sangranern, aber sie wollen einfach nicht dagegen kämpfen. Es kommt ihnen nicht einmal der Gedanke daran. Nachdem ich Bruder Boris mit meiner Süchtigentruppe auseinandergenommen hatte – du kannst mir glauben, daß das kein Spaziergang war –, dachte ich, es sei geschafft. Ich meine, ich habe mir vorgestellt, wenn der örtliche Bonze und seine Killer aus dem Weg geschafft sind, dann würden diese Tröpfe aus allen Dörfern der Umgebung bei mir zusammenströmen. Von wegen! Nichts hat sich geändert. Geh doch einmal in ein Dorf und versuche sie dazu zu überreden, sich uns anzuschließen! Sieh sie dir an, wie sie auf ihren schmutzigen Ärschen vor ihren stinkenden Hütten sitzen. Vielleicht hast du Glück, dann kannst du hören, wie ein Kretin sich mit dem anderen darüber unterhält, wie wohl der neue Bruder sein wird oder ob die verfluchte Tributzahlung vielleicht niedriger ausfallen wird. Wenn ich ihnen dann erkläre, daß es keinen neuen Bruder geben wird und daß wir alle diese Schurken auslöschen wollen, dann quieken sie nur: ‚Blasphemie’ und erzählen dir, wie sehr das alles gegen die natürliche Ordnung verstößt. Mitkommen will nicht ein einziger. Also …“
    „Also hast du dir überlegt, daß du nur dann eine Armee zusammenbekommst, wenn du die Leute zu Herogynsüchtigen machst, hmm“, sagte Fraden bitter.
    „Du hast es begriffen. Zumindest sind sie auf diese Art wenigstens bereit zu kämpfen.“
    „Willem, ich habe schon Streichhölzer gesehen, die einen klügeren Kopf hatten als du! Wir brauchen zehn-, vielleicht fünfzehntausend Leute, um diesen verdammten Planeten zu übernehmen. Denkst du denn, daß das Herogyn ewig reichen wird? Was geschieht, wenn uns der Stoff ausgeht? Und wie sollen wir diese mordlustigen Süchtigen in das politische System eingliedern?“
    „Ich habe nicht gedacht …“
    „Da erzählst du mir nichts Neues“, versetzte Fraden bissig.
    „Und was schlägst du vor, du Genie?“
    „Ich will mir eines dieser Dörfer ansehen. Ich will mit den Leuten reden. Auch Trottel benehmen sich nicht ohne Grund wie Trottel, und wenn ich den Grund erst einmal kenne, dann finde ich auch einen Weg, wie wir damit fertig werden können.“
    „Jetzt gleich? Die Jungs sind bestimmt noch fünf Stunden lang völlig im Reich der Träume.“
    „Mach dir aus deinen

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