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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Herogynfreaks ein nettes Päckchen und schieb sie dir sonstwohin!“ schnauzte Fraden. „Gib mir eine Schnittpistole, und dann werden wir unsere zukünftigen Kampfgefährten ganz mutterseelenallein besuchen.“
     
    Das sangranische Dorf war eine unordentliche Ansammlung von etwa fünfzig Hütten. Sie waren mit Stroh gedeckt, hatten keine Türen in den Eingangsöffnungen und waren in einem lockeren Kreis am Ufer eines kleinen, träge dahinfließenden Flusses angeordnet. Hinter dem Dorf befand sich ein riesiger Hügel aus getrocknetem roten Lehm, der die Hütten wie ein Monument überragte. Die Hänge des Hügels waren von zahlreichen kreisrunden Öffnungen zerlöchert. Die Erhebung war etwa zwanzig Meter hoch, und durch die Löcher hätte ein Mensch mit Mühe hindurchkriechen können. Als Fraden aus dem Dschungel trat, der dem Flußlauf bis an den Rand des Dorfes folgte, sah er ein riesiges grünes Insekt – ungefähr von der Größe eines zehnjährigen Kindes –, das aus einem der Löcher schlüpfte. Es hatte acht Chitinbeine, und das vordere Beinpaar hatte es wie Arme angehoben. Der dicke Kopf wurde von zwei schwarzen, seltsam intelligent wirkenden Augen beherrscht. Das Tier hastete den Hügelhang hinunter und verschwand in einem der bebauten Felder hinter dem Dorf.
    „Läuse“, murmelte Vanderling, während sie auf den Kreis der Hütten zugingen. „In diesem Ding leben sicher einige Dutzend dieser Viecher. Läusehaufen, so nennen sie es. Du solltest einmal sehen, wie sie in kleinen Gruppen die Felder bestellen. Da kriegst du eine Gänsehaut.“
    Fraden grunzte. Seine Nase kräuselte sich, als sie in den Bereich der Hütten traten. Der nackte Boden war mit allem nur erdenklichen Abfall und Unrat bedeckt. Etwa zwanzig magere, nackte Kinder spielten lustlos in einem Winkel des Innenhofs. Sie waren unbeschreiblich dreckig. Frauen mit erschöpften, ausdruckslosen Gesichtern und flachen Hängebrüsten schauten von ihrer Arbeit auf. Sie trugen primitive Röcke, die kaum mehr als Lendenschurze waren, und hockten hinter Mörsern, in denen sie Getreide zerstrampften, oder bei Feuerstellen, auf denen sie ein graues, tortillaähnliches Brot backten, das für die beiden bewaffneten Männer allerdings nur von einem oberflächlichen Interesse war. Hier und da steckte ein alter Mann seinen Kopf aus einer Hütte. Kinder, alte Männer, Frauen, Abfall, Unrat, alles stank gemeinsam zum Himmel; ein Geruch, der an eine gewaltige Sickergrube erinnerte.
    „Wo sind denn die Männer?“ fragte Fraden Vanderling.
    „Es ist noch zu früh am Tag“, antwortete Vanderling. „Sie sind alle noch draußen und hüten die Fleischtierherden.“
    „Aber ich war der Meinung, du hättest bei dem Überfall auf das Anwesen alle Töter erledigt …?“
    Vanderling zuckte die Achseln. „Ich habe dir gesagt, daß es Einfaltspinsel sind“, sagte er. „Sie wollen schön brav sein, bis der nächste Bruder kommt.“
    „Wir wollen uns einmal mit einem von diesen Mummelgreisen unterhalten“, schlug Fraden vor, und er ging vor Vanderling her zum Eingangsloch einer Hütte, trat hindurch und sah sich um. Im Innern der fensterlosen Hütte war es dunkel, heiß und stickig. Ein weißhaariger alter Mann saß auf einem Strohbüschel und kaute gedankenverloren auf einem harten, flachen Stück Brot herum. Er schaute sie aus eingefallenen, leidenden Augen an.
    „Ich bin Bart Fraden“, sagte Fraden. „Das hier ist Marschall Vanderling. Wir sind Außenweltler. Wir sind hierhergekommen, um den Menschen von Sangre die Freiheit zu bringen. Wie ist dein Name?“
    „Oakly“, krächzte der Alte. „Was ist Freiheit?“
    Fraden schüttelte den Kopf. „Freiheit ist es, wenn ihr das tun könnt, was ihr wollt, und nicht das, was euch die Brüder befehlen. Freiheit bedeutet, daß es keine Töter und Brüder mehr geben wird, die euch in Sklaverei halten.“
    „Keine Brüder, die herrschen sollen?“ fragte der alte Mann. „Keine Töter, die töten sollen?“
    „Ihr werdet herrschen!“ sagte Fraden. „Ihr selbst seid die Herrscher, und niemand wird mehr jemanden töten. Ihr lebt, wie ihr es wollt, arbeitet nur für euch selbst und müßt niemandem mehr gehorchen – das ist die Freiheit!“
    Der Alte sah ihn finster an. „Ich verstehe“, sagte er. „Diese Freiheit, das ist Blasphemie. So ist es! Ihr bringt die Blasphemie. Ich will keine Blasphemie. Das ist gegen die natürliche Ordnung.“
    „Will es die natürliche Ordnung, daß ihr Sklaven seid? Ist es

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