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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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kämpfen.“
    „Das ist Blasphemie! Was seid ihr für Töter, daß ihr von Blasphemie redet?“
    „Wir …“
    „Durs’ Durs’. Durs’. Befehle? Durs’?“ mit metallisch rasselnder Stimme begann das Gehirn zu krächzen.
    „Jetzt habe ich keine Zeit zum Schwätzen mehr“, sagte der Mundschenk, hob einen Krug und hielt ihn an die Mundöffnung des Gehirns. „Das Gehirn ist nicht sehr schlau, man muß die Befehle immer wiederholen, sonst werden die Läuse wild. Ihr wißt ja nun auch alles, was ihr erfahren wolltet, Herren. Wir sind hier alle gute Tiere, mit Blasphemie haben wir nichts im Sinn. Sagt das den Brüdern.“ Er wandte sich ab und beachtete sie nicht mehr. Jetzt sprach er auf das Gehirn ein: „Ihr macht das Südfeld fertig, dann fangt ihr mit dem Nordfeld an und dann …“
    Fraden zuckte mit den Schultern und führte Vanderling hinaus.
    „Nun, du Genie“, spottete Vanderling, „da hast du dein ‚gewaltiges revolutionäres Potential’. Wie hat es dir gefallen?“
    „Ich behaupte weiter, daß es da ist“, beharrte Fraden. „Aber es ist völlig erstarrt. Die Lage ist schon so lange so schlecht, daß sie sich daran gewöhnt haben. Aber in dem Augenblick, in dem du hier die Dinge in Bewegung bringst, geht hier alles hoch wie eine Rakete.“
    „Ja, wie willst du denn hier irgend etwas besser machen?“
    „ Besser? Hier darf man nichts besser machen. Man muß zusehen, daß es noch schlimmer wird. Dabei werden wir zum Glück bereitwillige Helfer haben.“
    „Wer soll uns helfen?“
    Fraden lachte. „Moro“, sagte er, „wer denn sonst?“
     
    Als er im Palast des Schmerzes durch die Korridore auf den Thronsaal zuging, war Bart Fraden nicht mehr so zuversichtlich, daß es ihm gelingen würde, die Lage dort draußen auf dem Land noch weiter zu verschlechtern. Leider stand es dort schon so schlimm, daß sich dieser Zustand nicht weiter steigern ließ, ohne daß das ganze System zusammengebrochen wäre. Wie sollte er Moro gerade dazu überreden?
    Die Läuse versorgten die Tiere – wie sich die Sangraner selbst nannten – mit gerade soviel Nahrung, daß sie am Leben blieben und die Fleischtiere für die Brüder und Töter züchten konnten. Darüber hinaus waren sie eine unerschöpfliche Quelle für Opfer und Sklaven. Das durchschnittliche Tier mußte kaum befürchten, daß es in der Arena endete oder in der öffentlichen Speisekammer, denn es gab fünfzehn Millionen Tiere auf dem Planeten und nur ein paar tausend Brüder. Die alte Mathematik der Tyrannei wirkte auch hier. Die begierige Hand der Herrscher fiel immer nur auf einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung. Solange das so blieb, würden die anderen stillhalten, ganz gleich, was geschah.
    Der Trick würde darin bestehen, daß Moro den Schrecken verstärkte, daß er einen Tribut von zehn Sangranern beanspruchen würde, wo er nun einen verlangte. Aber wie sollte das geschehen? So wie die Dinge lagen, nahmen sich die Brüder genau den Tribut, den sie brauchten. Es mußte eine gewaltige Steigerung der Nachfrage erzeugt werden, so daß die Brüder den Tribut verdreifachten oder vervierfachten, aber wie konnte …
    Bruder Theodore kam ihm entgegen. Er bemerkte Fraden nicht einmal, da er wieder völlig im Omnidrenrausch war. Es war schon gut, daß sie soviel Stoff auf dem Schiff hatten. Sie verschlangen das Zeug mit einer Geschwindigkeit, die er nicht für möglich gehalten hätte. Wenn der Vorrat einmal zu Ende ging, dann würden sie verzweifelt …
    Bong!
    „Natürlich!“ rief Fraden laut, „das ist es!“ Genau – so würde es gehen. Niemand wußte, wieviel Omnidren er noch auf dem Schiff hatte. Sie mußten sich ganz auf seine Angaben verlassen. Was würde sein, wenn Moro glaubte, daß es zu Ende ginge? Wie wäre es, wenn er Moro sagte …?
    Fraden überrann eine Gänsehaut. Es war eine scheußliche Idee, aber es würde funktionieren. Wenn er den Nerv hatte, es zu tun, konnte er den Planeten in eine wahre Folterorgie stürzen und … Tausende würden sterben, sagte er zu sich, aber der Rest würde frei sein. War es nicht das, was wirklich zählte? Entweder du machst es so, Bart, oder du gibst auf und verdrückst dich. Er mußte eben einige tausend Eier zerschlagen, wenn er dieses Omelett bereiten wollte. Oder er mußte gehen und diese Männer gewähren lassen, diese Männer, die … ihn zu einem Mörder gemacht hatten. Dann würden sie weitere drei Jahrhunderte ihren Vergnügungen nachgehen können. Um das zu verhindern – dazu waren

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