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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Revolutionen schließlich da!
    Er straffte sich, beschleunigte seine Schritte und eilte auf den Thronsaal zu. Drastische Situationen erfordern nun einmal drastische Lösungen, sagte er sich. Ein Chirurg muß auch manchmal einen Arm abtrennen, um das Leben des Patienten zu erhalten, das muß er doch, nicht wahr?
    Nicht wahr?
     
    „Nun?“ brummte Moro. „Was liegt an, Bruder Bart? Ich hoffe, daß es sehr wichtig ist. Ich mag es gar nicht, wenn man mich bei meiner Zerstreuung stört, und diese Vorführung verspricht äußerst unterhaltsam zu werden.“
    Moro und Fraden waren allein im Zimmer. Der große Bildschirm, der eine Wand des Zimmers bedeckte, zeigte ein widerwärtiges Schauspiel: Zehn Männer waren paarweise mit den linken Handgelenken aneinandergefesselt. Der eine Teil der Paare hielt in der Rechten eine brennende Fackel, der andere ein Messer. Die Männer mit den Messern trugen am ganzen Körper Brandwunden, die Haut der anderen war mit blutenden Stichen übersät. Die Kamera nahm die Szene schräg von oben auf, und man konnte sehen, daß der Boden des Verlieses, in dem die Männer kämpften, mit einem Meer von großen Insekten bedeckt war. Die Tiere waren etwa katzengroß und bildeten den lebenden Fußboden des Kampfplatzes. Eines der Paare kam zu Fall, und es sprang schreiend wieder auf, über und über mit diesen Ausbunden des Schreckens bedeckt, die sich mit scharfen Mundwerkzeugen an den nackten Körpern festklammerten.
    Der abscheuliche Anblick und die Schreie der Männer stärkten Fradens schwankenden Willen. Alles war erlaubt, wenn es dazu diente, diese Ungeheuer zu vernichten, die nur eine Art Vergnügen kannten. Alles! Sogar …
    Fraden löste seine Augen von dem Schreckensbild und trat näher an den erhöhten Thron heran, auf dem Moro saß. Seine Schweinsäuglein glänzten, sein feister Körper vibrierte vor Entzücken, in das sich jetzt Verärgerung über die Störung mischte.
    „Es ist sehr wichtig“, sagte Fraden. „Es geht um das Omnidren. Dreh bitte den Ton ab, damit wir uns besser unterhalten können!“
    Moro legte die Stirn in verärgerte Falten und griff nach dem Schaltpult. Das Schreien hörte auf. „Nun?“
    „Die Brüder verschlingen das Zeug, als ob es kein Morgen mehr gäbe“, sagte Fraden. „Ich habe noch nie erlebt, daß es so schnell verbraucht wurde. Sie machen sich zu Narren.“
    „Das Vergnügen der anderen betrifft nicht dich“, belehrte ihn Moro. „Du behältst diese lächerliche Sklavin, die eine Zunge wie ein Messer hat, auch ganz für dich allein, obwohl Bruder Theodore … Aber das ist nicht seine Angelegenheit, genau wie es dich nichts angeht, wieviel Omnidren jemand nimmt. Jeder nach seiner Fasson.“
    „Mein eigenes Leben geht mich schon etwas an“, erwiderte Fraden, „aber sag mir, wenn ich mich irre.“
    Moro starrte ihn einen Moment lang einfältig an. Es ließ sich schwer sagen, wann er unter Omnidren stand und wann nicht. Er war raffinierter als die anderen; sonst hätte er sich als Prophet auch nicht so lange halten können. Er gebrauchte die Droge nur selten und schien seine Abhängigkeit unter Kontrolle zu haben. Zur Zeit hatte er offenbar eine leichte Dosis geschluckt, und das war genau der Zustand, auf den Fraden gehofft hatte.
    „Ich bleibe so lange am Leben, wie ich euch mit Omnidren beliefere, nicht wahr?“ fragte er. „Wenn es kein Omnidren mehr gibt, dann gibt es auch keinen Bruder Bart mehr?“
    „Genauso ist es“, bestätigte Moro. „Aber so sehr es mich auch amüsieren würde, dich lebendig zu verspeisen oder dich stückchenweise in kochendes Öl zu tauchen, so kann ich dir doch versichern, daß ich das Omnidren vorziehe. Es steigert meine alltäglichen Vergnügen gewaltig … Was soll also dein närrisches Gerede?“
    „Ich will andeuten, ich habe nicht damit gerechnet, daß der Stoff so schnell aufgebraucht sein würde. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dann reicht er nicht für den Rest meines Lebens, und ich würde gern noch recht lange leben. Außerdem plane ich gern weit voraus.“
    Moro runzelte die Stirn. „Wenn es nicht für den Rest deines Lebens reichen wird, dann wird es auch nicht für meine Lebenszeit reichen“, murmelte er niedergeschlagen. „Ich könnte es für mich reservieren lassen, aber das brächte eine Menge Ärger.“
    So weit, so gut, dachte Fraden. Er ist in Sorge. Jetzt konnte er ihn an die Hand nehmen und in seine Richtung führen.
    „Was würdest du dazu sagen, wenn ich euch erklärte, wie man

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