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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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das Zeug herstellt? Hätte ich dann nicht auch meine Hälfte des Vertrags erfüllt?“ fragte Fraden mit munterer Stimme.
    „Es könnte hier hergestellt werden?!“ sprudelte Moro hervor. Dann fuhr er bedächtiger fort: „Aber sicher, sicher doch, der Vertrag wäre erfüllt.“ Seine Augen wurden schmal, und sein Mund verzog sich zu einem verschlagenen Grinsen. Jeder Idiot konnte die Gedanken dieses sogenannten großen Geistes lesen, dachte Fraden. Wenn man einmal das Omnidren hier selbständig herstellen konnte, dann hieß es: Lebe wohl, Bruder Bart! Aber wenn Moro erst einmal nach dem Köder geschnappt hatte und die Dinge in Gang kamen, dann würde Bruder Bart sich aus dem Staube machen, und er würde zurückkehren als Bart Fraden, Präsident der Freien Republik von Sangre. Es war alles nur eine Frage der zeitlichen Feinabstimmung.
    „Es kann hier genausogut wie überall sonst hergestellt werden“, sagte Fraden. „Das heißt, wenn es genügend Schizophrene hier auf Sangre gibt.“
    „Schizophrene?“
    Ach, du liebe Güte, dachte Fraden. Wie erkläre ich diesem alten Abfallkübel, was ein Schizophrener ist? Die besten Lügen sind auf jeden Fall immer die einfachsten.
    „Verrückte“, sagte Fraden, „ihr habt doch gewiß Verrückte auf Sangre?“
    „Verrückte …? Meinst du vielleicht solche Tiere, die sich nach einer besonders einfallsreichen Folter so überaus seltsam gebärden? Solche, die wie Kohlköpfe herumsitzen oder plötzlich unbekannte Sprachen sprechen?“
    Das war nun nicht gerade eine wissenschaftliche Beschreibung der Schizophrenie, dachte Fraden. Da Omnidren jedoch völlig synthetisch war, spielte es auch keine Rolle.
    „Genau das ist es“, sagte er. „Schizophrenie.“
    „Das kommt manchmal vor“, sagte Moro. „Solche Tiere sind als Sklaven natürlich völlig nutzlos, und als interessante Folterobjekte taugen sie auch nicht mehr. Sie werden sofort der öffentlichen Speisekammer übergeben. Sind diese Verrückten tatsächlich zu irgend etwas nutze?“
    „Eigentlich nicht“, antwortete Fraden, „aber mit ihrem Blut kann man schon etwas anfangen. Omnidren ist ein Extrakt aus dem Blut von Schizophrenen. Allerdings braucht man viele Liter Schizophrenenblut, um eine einzige Dosis herzustellen. Wenn es also genügend viele Geisteskranke gibt – ich rede von Zehntausenden – können wir das Zeug selbst produzieren. Wenn es aber nur hier und da einen Schizophrenen gibt, dann hat es keinen Sinn, daß wir länger darüber reden …“
    „Laß mich sehen, ob ich dich richtig verstanden habe …“ sagte Moro nachdenklich. „Omnidren ist also ein Konzentrat aus dem Blut von Schizophrenen? Wenn man einen Mann in den Wahnsinn treibt, dann wird sein Blut geringe Mengen von Omnidren enthalten?“
    Ihr Götter, stöhnte Fraden innerlich. Wie lange wird es dauern, bis dieser Fettsack endlich begriffen hat, worum es geht? Wenn jemand allerdings einfältig genug ist, daß er eine solche Lüge schluckt, dann darf man sich nicht wundern, daß man ihn Schritt für Schritt vorwärts schieben muß, bis man ihn dort hat, wo man ihn haben will. Aber ich muß mich doch davor hüten, daß ich zu auffällig vorgehe.
    „Sehr geringe Mengen“, sagte Fraden. „Ihr müßt schon eine Methode entwickeln, mit der man Menschen massenhaft in den Wahnsinn treiben kann, und ich wüßte nicht …“
    Moro stieß ein röhrendes Lachen aus. „Du bist ein Narr, Bruder Bart!“ prustete er. „Du hast keinen Sinn für Ethik. Was du sagst deckt sich doch genau mit der Grundeinsicht der Bruderschaft des Schmerzes: Gewinne Vergnügen, indem du Schmerzen zufügst!“
    „Worauf willst du hinaus?“ fragte Fraden in gut gespielter Verwirrung, ganz so, als ob dies nicht von Anfang an seine eigene Idee gewesen wäre. „Weißt du denn einen Weg, wie man Tausende wahnsinnig machen kann?“
    „Bei Hitler und de Sade!“ röhrte Moro. „Begreifst du es denn immer noch nicht? Es ist doch klar, so einleuchtend! Wir werden eine Folterkampagne beginnen, wie sie Sangre noch nicht gesehen hat. Welche Herausforderung für unsere Kunst! Foltern zu erfinden, die so fein ausgedacht sind, daß sie die Tiere in den Wahnsinn treiben, ohne daß ein Tropfen von ihrem Blut vergossen wird!“
    Moro schaukelte auf seinem Sitz hin und her, wie ein Kind mit einem Lutscher. „Wir werden den ganzen Planeten in den Wahnsinn treiben!“ verkündete er. „Den ganzen Planeten!“
    Angebissen, dachte Fraden. Den ganzen Planeten foltern, bis alle

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