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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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wahnsinnig werden, und sie dann ausbluten lassen, damit die Brüder Omnidren für ihre Vergnügen gewinnen! Das werden nicht einmal die Sangraner still erdulden. Die Revolution hat schon begonnen, mein fetter Freund, sie hat schon angefangen!
    Fraden lächelte voll zynischer Bewunderung. „Moro“, sagte er anerkennend, „ich muß zugeben, daß ich einem Geist wie deinem noch nie zuvor begegnet bin.“
     
    Die Nächte auf Sangre waren vergleichsweise kühl. Doch Fraden saß nackt auf der Bettkante und stellte fest, daß er schwitzte. Er war nicht erhitzt, der Schweiß war klamm.
    Er erinnerte sich an einen alten, alten Spruch – so alt, daß niemand mehr wußte, wo er herstammte –: „Sieh dich niemals um, etwas könnte dich einholen.“ Er spürte den Atem von etwas Ungewissem in seinem Nacken.
    Du willst einen Umsturz auf diesem Planeten bewirken, nicht wahr, Bart? Du brauchst etwas, um die gesellschaftliche Starre zu überwinden, etwas, daß die Tiere wirklich in Aufruhr versetzt.
    Dann ist es doch das beste, wenn man die Gegenseite dazu bringt, daß sie aus der Rolle fallt, daß sie versucht, die gesamte Bevölkerung durch Folter in den Wahnsinn zu treiben. Das bringt doch nun wirklich jeden dazu, daß er den Kampf aufnimmt. Clever, Bart, ein wirklich cleveres Spielchen.
    Es war clever, verdammt noch mal! Es mußte funktionieren. Er sollte mit sich zufrieden sein. Woher kam dann dieser kalte Schweiß, dieser Druck in seinem Magen? Warum spürte er diesen Atem in seinem Nacken, und was war es, das da atmete? Das Gewissen konnte es nicht sein, das war nur ein Wort, eine faule Ausrede von Menschen, die nicht handeln wollten. So war es doch – oder nicht …?
    Sophia kam aus dem Badezimmer. Sie war nackt, ihr langes Haar fiel ihr auf die Schultern herab, ihre Brüste waren fest und hübsch, ihre Beine glatt und straff … Zum Teufel, sie war das beste Mädchen in der ganzen verdammten Galaxis, und sie war sein. Sie lächelte mit offenem Mund, und ihre Augen leuchteten. Er kannte dieses Leuchten.
    „Ehrwürdiger Führer …“ sagte sie und ließ sich auf seinem Schoß nieder. Ihren Worten fehlte der gewohnte Sarkasmus. Er kannte diesen Tonfall. Dies war die andere Sophia, die hin und wieder an die Oberfläche trat: das kleine Mädchen beim Fußballstar, das Höhlenmädchen beim Großen Jäger. Diese Sophia erregte ihn in seinem Innersten, aber er verstand sie überhaupt nicht.
    Sie küßte ihn. Es war ein verheißungsvoller, langer, zärtlicher Kuß. „Immer zu tun“, murmelte sie, „immer unterwegs. Ehrwürdiger reisender Rauschgifthändler. Mein Mann. Numero uno. Größer als das Leben selbst und zweimal so gemein …?“
    Sie küßte ihn erneut, und Fraden spürte, wie sein Blut zu pochen begann. Der Atem in seinem Nacken wurde schwächer, zog sich zurück, verging. Das hier war mehr als tierischer Trieb, mehr als die Verheißung ihres Körpers, der den seinen berührte. Was ihr Verlangen ausdrückte, war dies: Ich will dich. Ich will dich. Ich will dich, weil du ein Sieger bist, weil du der Beste bist. Es war ihr Stolz, der seinen Stolz anrief.
    Berühre mich, fühle mich, besitze mich, sagte ihr Körper zu ihm. Ich bin die Beste, und du hast mich verdient. Ich bin die Beste, und ich gehöre dir, solange du an der Spitze stehst, solange du mein ehrwürdiger Führer bist.
    Und eben nur so lange, dachte er, während er sie in seine Arme zog. So standen die Dinge. Das war es wert, daß man dafür kämpfte, intrigierte und sogar tötete, wenn es sein mußte. Dies war zehntausend Leben wert. Der Beste zu sein, die Nummer eins, das Zentrum des Universums, und die beste Frau, die es gab, in den Armen zu halten. Und dabei zu wissen, daß sie dir gehört, weil du der Beste bist, weil du sie jeden Tag neu eroberst, neu in jedem Augenblick, im Kampf gegen das Universum, in der Arena, gegen alle Herausforderer.
    Er legte sich über sie, dehnte sich, spürte, wie er wuchs.
    Sie umschlang ihn und zog ihn zu sich wie den allerersten Preis. Und er nahm sie mit der gleichen Lust, mit der sie sich gab.
    Und ihre leisen Seufzer, ihre sanften Berührungen waren das Siegeslied seiner Mannbarkeit, ein Preisgesang für sein übersteigertes, hungriges Ego.
    Seine Erfüllung wusch seine Zweifel fort, die närrischen Stiche seines Gewissens und den feuchtkalten Atem des Schuldbewußtseins.
    Für den Sieger: alles. Für den Verlierer: Vergessenheit!

 
6
     
    „Was geht denn nun in diesem perversen Schweinestall vor?“ fragte

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