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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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nein“, log er. „Es ist nur für vollwertige Brüder.“
    „Junge, Junge, eine richtige Junggesellenparty also! Jede Menge Bier und schmutzige Filme vermutlich?“
    „Seit wir gelandet sind, habe ich kein Glas Bier mehr gesehen, nur diesen sauren Traubensaft, den sie hier Wein nennen“, versetzte Fraden. „Außerdem glaube ich, daß heute eine Live-Show geboten wird.“
     
    Der größte Teil des Stadions, dessen Sitzreihen aus einfachen Holzbrettern ohne Lehne bestanden, war leer. Ein vergleichsweise kleiner Teil der Sitze an der Seite, die sich dem Haupteingang gegenüber befand, war mit einem Dach versehen. Es sollte die Besucher vor den Strahlen der heißen roten sangranischen Sonne schützen, die dunkelrote Schatten zwischen die Sitzreihen und auf den Arenaboden zeichnete. Der überdachte Pavillon war mit winzigen Gestalten überfüllt. Es sah so aus, als ob sich alle Stadionbesucher dorthin geflüchtet hatten und das Ende eines Gewitterschauers abwarteten. Der Anblick verursachte Fraden Unbehagen, während er durch einen Längsgang auf den Pavillon zuschlenderte.
    Er blickte hinab in die Arena und sah ein seltsames, längliches hölzernes Bauwerk, das drüben vor dem Pavillon errichtet worden war. Es handelte sich um eine lange, erhöhte Plattform, die unangenehm an einen Massengalgen erinnerte. Sie war ungefähr fünf Meter breit und mindestens hundert Meter lang. Fußeisen waren in großen Mengen zu beiden Seiten der Plattform angebracht, und da ihre Unterseite nicht verkleidet war, konnte Fraden ein Gewirr von Kabeln sehen, das unter ihr verlegt war. Ein besonders dickes Kabel lief von der Plattform durch den Sand und verschwand durch ein großes Tor im unterirdischen Teil des Stadions.
    Was zum Teufel konnte dieses Gebilde für einen Sinn haben, dachte Fraden. Er ging noch immer auf den Pavillon zu, sah jetzt zu ihm hinauf und vergaß die rätselhaften Vorgänge in der Arena.
    Mindestens neunhundert Brüder lagen dort in ihren Umhängen aufgepolsterten Liegen, die in Reihen angeordnet waren. Nur etwa jede fünfte Couch war belegt. Vor diesen hatte man niedrige Tische aufgestellt, auf denen Weinkrüge standen, Fruchtschalen und … menschliche Grillbraten. Jeder Bruder war von drei, vier oder fünf nackten Frauen umgeben, die ihnen die Weinkrüge, Stücke von dem gräßlichen Braten, Obst, Omnidrenpäckchen oder was die Brüder sonst verlangten zureichten. Viele Umhangträger ließen die Hände über eine nackte Frau wandern, die sie auf dem Schoß hielten, andere Brüder ließen sich liebkosen. Bewaffnete Töter bildeten einen Ring um den Pavillon. Sie lächelten das Lächeln von Totenschädeln. Eine ausgelassene, festliche Stimmung herrschte in dem Pavillon; es wurde gescherzt, gerufen, getrunken, und gewaltige Mengen von Speisen wurden verzehrt. Das Rom zur Zeit Caligulas konnte nur ein schwacher Abglanz von diesem Schauspiel gewesen sein, dachte Fraden.
    Moro saß auf einem erhöhten Thron vorn in der Mitte des Pavillons. Er entdeckte Fraden und winkte ihn zu sich heran.
    Fraden bahnte sich einen Weg durch die lachende, grölende Masse der Brüder und Dienerinnen. Ihre Hände trieften von menschlichem Fett, Lippen und Gesichter waren mit rotem Wein bespritzt, ihre Augen waren die Augen von tollwütigen Wildebern. Er spürte, wie etwas in ihm aufstieg, als sie ihn begrüßten, ihm zuwinkten, sein Brudergewand mit ihren klebrigen Fingern ergriffen. Er war bleich und von Wut und Ekel geschüttelt, als er endlich den Fuß von Moros Thron erreicht hatte, wo sich ein riesiger Tisch unter der Last von bauchigen Weinkrügen bog. Eine Silberschale stand dort, auf der sich kleine, knusprig braune Ärmchen türmten.
    Moro wies ihm einen Platz auf der Couch neben seinem Thron an und winkte ihm dabei mit einem halbverzehrten Ärmchen zu, das er wie ein Zepter schwang. Fraden ließ sich hölzern steif auf dem Rand der Liege nieder, während eine Frau Moro einen Weinkrug an die Lippen führte.
    Moro fuhr sich mit dem feisten Unterarm über den Mund. „Ah, Bruder Bart“, schnurrte er, „der Grund für diese große Herausforderung. Willkommen, willkommen zu unserer kleinen Feierstunde!“ Er nahm eine Prise Omnidren, führte sie an sein Nasenloch, sog sie ein, nieste, lachte und sagte: „Das muß man sich einmal vorstellen: Folter bis zum Wahnsinn, ohne daß ein Tropfen Blut vergossen wird! Ich hoffe, daß mein erster Versuch, dieses edle Ziel zu erreichen, von Erfolg gekrönt sein wird. Andererseits, was

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