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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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nicht mehr so begeistert wie vor ein paar Minuten. Das brauchten sie auch nicht zu sein. Willems Leute waren einfach Töter, und je weniger sie nachdachten, desto besser, aber diese Männer sollten vollwertige Partisanenkämpfer werden. Eine Guerilla-Armee, die unkontrolliert plünderte, vergewaltigte und mordete war genauso unbrauchbar wie ein blinder, einarmiger Raumschiffpilot.
    „Gut, Männer“, sagte Fraden, „ihr seid jetzt Soldaten der Volksarmee der Freien Republik von Sangre. Colonel Olnay wird euch eure Waffen aushändigen, und es wird von euch erwartet, darauf zu achten, daß sie in der nächsten Woche nicht bereits auseinanderfallen. Olnay, wenn du hier fertig’bist, erwarte ich dich drüben bei Vanderlings Unterkunft. Ich habe ein paar Pläne geschmiedet, und es wird Zeit, daß wir sie ausführen.“
    Olnay grinste begierig, während er seine neuen Männer wegführte, und Fraden beobachtete ihn mit gemischten Gefühlen. Solange die Rekruten noch so spärlich ins Lager tröpfelten, kamen natürlich hauptsächlich besonders motivierte und nicht eben einfältige Burschen wie Olnay und Guilder. Es war gewissermaßen die Elite, die jetzt kam. Aber wie würde es sein, wenn der Kampferst einmal angelaufen wäre und die Sangraner in Massen ins Camp strömten – wie würden die Sangraner aussehen, die dann kamen? Würden es nur Schurken sein, die auf Plündern und Morden aus waren? Nun, dachte Fraden bitter, auch für solche Leute gab es eine Verwendung.
    Er setzte sich in Richtung auf Vanderlings Hütte in Bewegung. Als er sah, daß Vanderling mit zwei Süchtigen, Gomez und Jonson, vor der Hütte auf ihn wartete, runzelte er die Stirn. Dies war eine Sache, die ihm einige Sorge bereitete: Willem hatte die beiden Süchtigen ständig um sich, wie ein Dobermannpärchen. Die Obristen Gomez und Jonson – Stabschefs nannte Willem sie. Willem neigte in letzter Zeit dazu, den Feldmarschall-Blödsinn etwas zu ernst zu nehmen … Ein Feldmarschall, der weniger als zweihundert Mann kommandierte … Warum erkannte er nicht, wie lächerlich das war? Wahrscheinlich würde er sich bald einen Marschallstab schnitzen, doch wenn man es recht bedachte, dann trug er bereits seine Schnittpistole so umher, als sei sie so ein verfluchter Stab. Fraden lachte bitter in sich hinein. Wenn er erst ein Monokel trägt, dann wird es höchste Zeit, daß ich ihn wieder auf seine natürliche Größe zurückstutze.
     
    „Na, hast du wieder etwas Kanonenfutter zusammengetrieben, Bart?“ fragte Vanderling. Er hatte sich mit seinen beiden Obristen sowie Fraden und Olnay, der inzwischen zu ihnen gestoßen war, an einem groben Tisch vor seiner Hütte niedergelassen. Gomez und Jonson grinsten dazu wie ein Zwillingspaar von Speichelleckern. Fraden sah, wie sich Olnays Miene verdüsterte. Er maß die beiden Herogynsüchtigen aus zusammengekniffenen blauen Augen, in denen sich Furcht und Verachtung mischten.
    „Wir wollen gar nicht erst in die Gewohnheit verfallen, solche Späße zu machen“, versetzte Fraden, „auch nicht, wenn wir unter uns sind. Es kann sein, daß es genau im falschen Augenblick an die Öffentlichkeit kommt. Als ich sie zum letzten Mal gezählt habe, hatten wir fünfundsiebzig Freiwillige. Im Durchschnitt kommen drei Mann pro Tag …“
    „Das stinkt doch zum Himmel!“ polterte Vanderling. „Wir haben noch immer mehr Offiziere als Stoppelhopser … äh … Mannschaften, wollte ich sagen.“
    „Wir sollten ein ganzes Dorf mitnehmen“, sagte Gomez, und seine kleinen Augen blitzten raubtierhaft unter der roten Haarmähne. „Die Tiere haben doch keine Waffen, es wird spielend klappen. Wir nehmen hundert Männer mit, dann überfallen wir weitere Dörfer. So können wir Hunderte von Soldaten bekommen – Tausende!“
    „Du meinst Hunderte von Gefangenen“, sagte Fraden. „Wer braucht denn Gefangene?“
    „Wir werden schon dafür sorgen, daß die Tiere kämpfen“, verkündete Jonson hitzig. „Sie kämpfen, oder wir töten sie. Wenn wir ein paar umbringen, dann werden die anderen schon kämpfen.“
    „Er hat gar nicht so unrecht“, warf Vanderling ein. Seine Worte waren so schnell gekommen, daß Fraden nicht an eine spontane Eingebung glauben mochte. „So wie wir es jetzt machen, kommen wir nicht von der Stelle.“
    „Der Kerl hat noch nie in seinem Leben recht gehabt!“ schnappte Fraden. „Hier handelt es sich um eine Revolution, hast du das vielleicht vergessen? Wenn du eine Revolution gewinnen willst, dann mußt

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