Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
Vom Netzwerk:
„Stabschefs“ nickten wieder heftig. Dieses eine Mal waren sie mit Fraden einer Meinung.
    „Ihr brecht am besten jetzt gleich auf“, fuhr Fraden fort, „wenn ihr vor Sonnenuntergang eure Stellungen bezogen haben wollt. Und nimm nicht mehr als zehn von deinen … Offizieren mit, die anderen sollten Freiwillige sein. Ich wünsche nicht, daß auch nur ein einziger von den Sangranern, die ihr befreien sollt, verletzt oder getötet wird. Das Spiel, das wir hier spielen, ist das von Robin Hood. Vergeßt das nie!“
     
    Während Vanderling und seine beiden Herogynsüchtigen loszogen, um den Hinterhalt vorzubereiten, nahm Fraden Olnay beiseite. „Ich habe Pläne mit dir“, sagte er. „Ich brauche einen Mann, der eine Gerüchteküche leitet und sich um die Spionage kümmert; und ich denke, du bist dafür besonders geeignet. Wärest du daran interessiert?“
    „Ich soll Befehle geben?“ sagte Olnay, der große Mühe hatte, die Vorfreude, die aus seinen Augen leuchtete, zu verbergen. „Soll ich den Tieren sagen, was sie zu tun haben, genau wie ein Bruder? Daran bin ich sehr interessiert. Was ist aber eine Gerüchteküche?“
    Fraden stöhnte innerlich. Olnay war der beste Mann, den er zur Verfügung hatte, und das einzige, wofür sich dieser wirklich interessierte, war es, den Bruder zu spielen! Na, wenigstens hatte er Ehrgeiz. Den galt es zu nutzen.
    „Ach, das ist ganz einfach“, antwortete Fraden. „Du suchst dir ein paar Rekruten aus, denen du wirklich trauen kannst. Du schickst sie in ihre Dörfer zurück, wo sie sich genauso wie alle anderen Dorfbewohner benehmen sollen. Die Tiere sollen nämlich nicht wissen, daß sie Guerillas sind. Sie berichten dir dann alles, was dort vorgeht, und du erzählst es mir. Manchmal habe ich eine kleine Geschichte, manchmal vielleicht eine Lüge, die ich verbreiten will. Die erzähle ich dir dann, und du gibst sie an deine Agenten weiter, wenn sie ihre Berichte abliefern. Die Agenten verbreiten die Geschichte dann in ihren Dörfern. Das ist doch wirklich sehr einfach, nicht wahr? Aber wenn es auch einfach ist, so können wir auf diese Art doch alle möglichen Gerüchte in den Dörfern verbreiten, und die Dörfler wissen nicht einmal, daß wir es sind, von denen die Geschichten stammen. Glaubst du, daß du ein solches Unternehmen leiten kannst?“
    „Klar“, sagte Olnay ohne zu zögern. „Ich sage den anderen, was sie machen und was sie sagen sollen. Das ist doch leicht. Aber warum wollen wir den Tieren Lügen und Geschichten erzählen?“
    Fraden schüttelte den Kopf. Wie soll man einem Sangraner die Strategie der politischen Kriegführung erklären? Nun ja, ein kleiner Versuch konnte nicht schaden …
    „Sieh mal“, begann er, „warum bist du eigentlich zu uns gekommen?“
    „Ich habe gehört, wie sie in meinem Dorf davon gesprochen haben, daß die Töter getötet werden sollen, und die Brüder auch, und daß wir für uns selber sorgen sollen. Ein paar Tage später sind die Töter gekommen und haben zehn Tiere mitgenommen. Und das war nur ein paar Tage nachdem sie den normalen Tribut abgeholt hatten. Hab’ wieder daran gedacht, was du uns darüber erzählt hast, daß sie uns alle verrückt machen wollen, daß sie uns das Blut abzapfen wollen. Da habe ich mir gesagt, daß das nichts mit der natürlichen Ordnung zu tun hat. Wenn die Brüder sich nicht um die natürliche Ordnung kümmern, warum soll ich es dann tun? Ich bringe lieber andere um, als daß ich mich selber töten lasse. Da bin ich zur Volksarmee gekommen.“
    Ein Fall wie aus dem Lehrbuch, dachte Fraden. „Wenn du nun nicht davon gehört hättest, was so geschieht, dann wärst du vielleicht noch in deinem Dorf oder vielleicht schon als Wahnsinniger in Sade“, sagte er. „Ich kann nicht überall sein. Aber die Agenten können es. Du mußt den Leuten das erzählen, was sie deiner Meinung nach hören sollen, dann tun sie alles für dich, was du von ihnen verlangst.“
    „Ohne jemanden zu töten?“ wunderte sich Olnay. „Das ist also Propaganda?!“
    „Genau!“ antwortete Fraden.
    „Du sagst mir also etwas, und ich sage es meinen Agenten, und die sagen es den Tieren, und die Tiere machen dann alles, was wir wollen, genauso als ob wir Moro und die Töter wären?“
    So kann man es auch betrachten, dachte Fraden. Das ist wohl die sangranische Sehweise.
    „Ja, so könnte man es beschreiben“, sagte er. „Nun, was meinst du dazu?“
    „Alle Tiere sollen mir gehorchen als sei ich ein Bruder …“

Weitere Kostenlose Bücher