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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Kannibalen. Hier fühlt sich die Chromkuppel wie daheim. Wenn du also wissen willst, wie diese Knallköpfe denken – im Interesse unseres Gesprächs wollen wir davon ausgehen, daß sie überhaupt denken –, dann frag den Kugelkopf. Er denkt schon fast genau wie sie.“
    „Soph, jetzt gehst du aber zu …“
    Er spürte, wie sie sich auf die Ellenbogen aufrichtete, und er sah, wie sich die vage Kontur ihres Kopfes in der Dunkelheit schüttelnd bewegte. „Bart, Bart, du Liebe meines Lebens“, sagte sie, „was fange ich nur mit dir an. Von allen Leuten, denen ich bisher begegnet bin, kommst du einem Mann noch am nächsten. Man könnte fast noch etwas weitergehen und behaupten, daß du über Verstand verfügst. Du schaffst es, daß die Dinge ins Rollen kommen, du kannst mit Schweinen wie Moro und den anderen widerwärtigen Kreaturen auf dieser abstoßenden Schlammkugel umgehen. Dir gelingt es, daß sie im Sinne deiner mehr oder weniger sinnvollen Absichten handeln, ohne daß du selbst so wirst wie sie. Wieso geht es dann nicht in deinen dicken Schädel, daß die meisten Männer nicht so sind wie du, und das gilt ganz besonders für so einen Typ wie unseren Kugelkopf. Ich habe eine Menge Burschen gekannt, die du vielleicht starke Männer nennen würdest, und bei keinem von ihnen habe ich es so lange ausgehalten wie bei dir. Hast du dich niemals gefragt, warum?“
    „Ich dachte immer, du seist in meinen Körper vernarrt.“
    „Ich meine es todernst, mein lieber Bart. Ich habe einen teuren Geschmack, und deshalb brauche ich Männer, die mir beschaffen können, was ich benötige. Einen Mann zum Beispiel, der es versteht zu dominieren, der andere Männer zu seinem Vorteil ausnutzen kann. Du siehst, ich spreche völlig offen. Du bist ein solcher Mann. Ich bin eine Kostbarkeit erster Klasse, und daher brauche ich auch einen erstklassigen Mann. Der Haken an meiner Einstellung ist nur, daß die meisten Männer, die sich darauf verstehen, andere Menschen zu ihrem Vorteil zu gebrauchen, am Ende genauso werden wie die Männer, die sie ausgenutzt haben. Das bemerkst du nicht, weil du eben nicht so bist. Aber Willem Vanderling ist so. Sieh ihn dir doch an, wie er eine Bande von mordbesessenen Herogynsüchtigen in den Kampf gegen ebenso blutdürstige Töter führt. Er gleicht sich immer mehr den Männern an, die er führt, und denen, die er bekämpft; die Veranlagung dazu hatte er ohnehin schon immer. Du bist ein Politiker und ein Genießer, dir dient eine Situation wie diese nur dazu, das Leben für die Nummer eins so angenehm wie möglich zu machen. Du verfügst über eine Menge brauchbarer Fähigkeiten und Talente. Kugelkopf jedoch ist ein Soldat, und seine einzige Fähigkeit ist das Morden. Was ist ein Krieg denn anderes als eine lange Reihe von einzelnen Morden? Und Kugelkopf ergötzt sich an jedem einzelnen Mord. Für dich ist der Krieg ein Mittel, aber für ihn ist er Selbstzweck. Jetzt hat er eine ganze Bande von Spielkameraden gefunden, die seine Neigung teilen. Er braucht sich selbst nicht länger etwas vorzumachen. Jetzt kann er endlich morden und darfauch noch stolz daraufsein.“
    „Ich danke Ihnen, Dr. Freud“, versetzte Fraden. „Vergib mir meine Einfalt, aber mir scheint, daß du nicht begreifst, worauf es ankommt. Solange der Krieg für mich ein Mittel ist und für ihn der Selbstzweck, solange habe ich ihn in der Hand. Jedem sein besonderes Vergnügen, würde Moro sagen. Über Willem mache ich mir keine Sorgen. Was mich bedrückt ist …“
    „Du liebe Güte, welche Laus ist dir denn heute nacht über die Leber gelaufen?“ sagte sie.
    „Genau! Genau! Das ist es! Was ist denn nur los mit mir, daß ich nicht schon lange daraufgekommen bin?“
    „Darf ich vielleicht auch erfahren, warum du dich hier so ereiferst?“
    Er riß sie an sich, küßte sie auf die Augen, die Lippen und auf beide Brustwarzen, und dabei lachte er, als ob er den Verstand verloren hätte. „Die Laus, die Läuse!“ rief er. „Du bist so klug! Du bist ein Genie! Die Läuse! Klar, mit den Läusen wird es gehen!“
    „Bist du jetzt völlig übergeschnappt?“
    Mit einem langen Kuß brachte er sie zum Verstummen. Begeistert glitten seine Hände über ihren Körper. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und murmelte: „Es lebe der Wahnsinn!“, während er sie noch fester an sich preßte. Ihr Liebesakt war kurz, heftig, wortlos und von Grund auf befriedigend.
    Erst als er vorüber war und sie einander noch in den Armen lagen, drang die

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