Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
Vom Netzwerk:
Töter sind. Jeder Trupp sollte in einer Nacht vier oder fünf Dörfer schaffen. Und natürlich darfst du nur Süchtige dazu nehmen. Die Freiwilligen verstehen die … äh … strategische Notwendigkeit des Unternehmens vielleicht nicht. Such dir fünf Gruppenführer aus, nimm sie zunächst selbst ein paarmal mit, bis sie begriffen haben, worum es geht, und dann können sie ihre eigenen kleinen Trupps führen.“
    „Genauso machen wir es“, sagte Vanderling. „Ich will gleich mit den Vorbereitungen anfangen.“
    „Aber laß um Himmels willen die Schnittpistole im Camp. Vergiß nicht, daß du ein Töter bist, also benimm dich auch wie ein Töter.“
    „Jaaa!“ stimmte Vanderling zu. Fraden fand, daß etwas zuviel Begeisterung aus seiner Stimme klang.
     
    Willem Vanderling musterte die fünf schwarzgekleideten Gestalten, die bei ihm im dichten Unterholz eines kleinen Wäldchens hockten. Das Dorf war nur eine dunkle Ansammlung von verschwommenen Konturen, die vor ihnen in der mondlosen Nacht von Sangre aufragten. Die schwarze Kuppel des Läusehaufens türmte sich hoch über die Silhouetten der Hütten. Vanderling las in den Gesichtern seiner fünf Gruppenführer im Sternenschein: Gomez, Jonson, McPhee, Ryder, Lander. Sie standen dicht davor, wild zu werden. Ihre Augen waren tief eingesunken und blutunterlaufen, die Armmuskeln waren zu straffen Bändern gespannt, die Hände umklammerten die Gewehre und betasteten gelegentlich den Morgenstern, der am Gürtel baumelte. Das ist der letzte Überfall für diese Nacht, dachte er. Sie waren schon im letzten Dorf beinahe durchgedreht. Das Gehirn hatten sie erschlagen, und dann wollten sie alle Dörfler niedermachen, die aus ihren Hütten gekommen waren. Wenn sie schon so tief in den Entzugserscheinungen steckten, dann war es schwer sie zu kontrollieren, wenn man keine Schnittpistole hatte, denn nur diese fürchteten und respektierten sie. Also noch schnell das fünfte Dorf, und dann zurück ins Lager, wo man sie mit einer Dosis Herogyn wieder beruhigen konnte.
    „Also Männer“, flüsterte Vanderling, „auf geht’s. Das ist das letzte Dorf für diese Nacht; danach bekommen alle ihre kleine, blaue Pille.“
    Sie grinsten ihn an und fuhren sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    „Denkt dran: Wir stürmen hinein, erschlagen das Gehirn, machen viel Lärm, und dann geht es ohne irgendwelche Abstecher wieder hinaus. So ist der Plan, und den wollen wir diesmal auf jeden Fall einhalten, verdammt noch mal!“
    Geräuschvoll und arrogant stapften sie durch das im Schlaf liegende Dorf. Vanderling führte sie an den Hütten vorbei, aus denen die gedämpften Geräusche der erwachenden Bewohner zu hören waren. Sie eilten vorbei. Ihre Stiefel knallten hart über den kahlen Boden. Er führte sie direkt zu einer einzeln stehenden Hütte auf der anderen Seite des Läusehaufens.
    Da war es also! Den Läusegestank konnte man schon von weitem riechen, genauso wie den billigen Fusel, mit dem das Gehirn eingelullt wurde.
    „In Ordnung“, sagte Vanderling, als sie vor der kleinen stinkenden Hütte anhielten. „Denkt daran: Gewehre, keine Morgensterne! Wir wollen, daß es schnell geht und viel Lärm macht!“
    Sie stürmten in die Hütte. In einer dunklen Ecke schlief ein weißhaariger Alter auf einem Strohlager. Neben dem Lager standen eine Unmenge von Tonkrügen. Sie waren unverschlossen und mit Rohalkohol gefüllt. Aber der Geruch des Alkohols wurde von dem stechenden Gestank des Wesens in der Mitte der Hütte überlagert.
    Das Gehirn lag auf dem Bauch. Es pulsierte. Sein Leib war so sehr angeschwollen, daß seine Beine, kleine, verkümmerte Stümpfe, den Boden nicht mehr erreichten. Gegen den unförmigen, sackähnlichen Rumpf wirkte der Kopf winzig. Das Gesicht war fast nicht zu sehen, eine widerwärtige Puppenmaske mit kleinen, schwarzen Augen, einem schmalen, wimperngesäumten Mund, der von den grünen Fleischmassen fast überwuchert war.
    „Durs’. Durs’. Befehl? Durs’“, erklang das zittrige Stimmchen des Gehirns.
    Widerwärtige, stinkende Masse, dachte Vanderling. Er hob sein Gewehr, richtete es auf das Gehirn und feuerte in schneller Folge fünf Schüsse auf das Gesicht ab. Seine Männer begannen wild zu feuern. Sie trafen die Kreatur im Gesicht, im Leib, an den Beinen. Durch Dutzende von Löchern, die die Kugeln gerissen hatten, quoll ein zäher, grüner Schleim hervor. Der Raum war erfüllt vom beißenden Geruch des Schießpulvers.
    Vanderling hörte nicht auf

Weitere Kostenlose Bücher