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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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zu schießen. „Durs’ … Durs’…“, ächzte das sterbende Gehirn. Dann erzitterte es und rollte auf die Seite, die acht Beine zuckten.
    „Was …?“ Wumm! Ein schriller, gurgelnder Schrei, dann nur schwaches Stöhnen und weitere dumpf klatschende Geräusche.
    Vanderling flog herum und sah den alten Mann, der sich von seinem Lager erhoben hatte. Ein Morgenstern hatte ihn im Gesicht getroffen. Der Alte sank in sich zusammen. Gomez, Jonson und die anderen drängten sich um seinen mageren Körper, schlugen wie irrsinnig mit den Morgensternen auf ihn ein, traten mit den schweren Stiefeln nach ihm und stießen kehlige, tierische Laute aus.
    Vanderling fluchte und stieß mit den Stiefeln und dem Gewehrkolben nach den Männern. „Aufhören! Aufhören! Es reicht! Wir müssen zusehen, daß wir von hier fortkommen! Los, los, los, jetzt!“
    Mit Gebrüll, Flüchen und Tritten gelang es ihm schließlich, sie durch die Tür hinaus in die Nacht zu treiben. Als sie durch das Dorf auf den Schutz des Waldes zuliefen, kamen dunkle, rufende, gestikulierende Gestalten aus den Hütten, die gegen sie stießen und blindlings in der Dunkelheit nach ihnen griffen.
    Die Guerillas begannen zu schreien, schwangen ihre Morgensterne und benutzten sie, um sich einen Weg durch die Phalanx der Dorfbewohner zu bahnen. Dies taten sie so sachlich wie ein Mann, der sich mit einer Machete seinen Weg durch ein Gestrüpp schlägt. Schmerzenslaute erfüllten die Nacht, Schreie, Flüche und das ekelerregende Geräusch, das entsteht, wenn Metall auf Fleisch trifft.
    Vanderling fühlte, wie Hände nach ihm griffen, sich in seine Kleidung krallten. Fluchend löste er den Morgenstern und schwang ihn in weiten, willkürlichen Bögen. Ein Schauder lief ihm den Arm herauf, als er Fleisch und Knochen traf, dann wieder einer und noch einer.
    In ihm löste sich etwas, als er sich den Weg zurück in den Wald durch die Dunkelheit freikämpfte. In dieser schützenden Dunkelheit, wo ihn kein Auge beobachten, niemand ihn sehen konnte. Als die Tiere blindlings nach ihm griffen, als er ihr Fleisch mit seinem Morgenstern zerschmetterte und zerriß, da war es, als würde sich in seinem Kopf ein Vorhang heben und einen roten Nebel enthüllen, eine sengende, tierische Hitze, die ihn überwältigte, die sein Blut entflammte und ihn ganz unter den Bann dieses Augenblicks stellte.
    Er schrie wie ein Raubtier und schwang seine Waffe mit wilder, unkontrollierter Wucht. Er lachte dröhnend, wenn er spürte, daß sie ins Ziel traf, einmal und noch einmal und noch einmal. Seinen freien Arm gebrauchte er wie einen Knüppel. Seine Faust traf auf menschliche Haut, er trat nach den weichen Leibern; und das Meer der Schreie, das die Dunkelheit erfüllte, trieb ihn dazu, zu treten und zu schlagen, zu zerschmettern und zu töten.
    „Hurensohn! Hurensohn! Hurensohn!“ So ertönte sein schriller Kampfruf, während er sich seinen Weg zum Wald durch das menschliche Unterholz bahnte.
    Endlich lagen das Dorf, die Schreie und Seufzer der Sterbenden und der Verstümmelten hinter ihm, und er stand keuchend am dunklen, stillen Waldrand. Schnell zählte er die dunklen Gestalten, die sich um ihn versammelt hatten. Eins … zwei … drei … fünf … Sie hatten es alle geschafft!
    Die Herogynsüchtigen standen in der Dunkelheit, rangen nach Luft und lachten. Vanderling atmete schwer und lachte auch. Genau wie sie, wie einer von ihnen. „Sehr schön, Jungs, sehr schön!“ sagte er zu ihnen. „Für heute nacht ist die Arbeit getan, jetzt geht’s zurück ins Lager, wo ihr euren Stoff bekommt.“
    In der Gruppe der Männer, die einander leutselig auf den Rücken klopften, wanderte Vanderling grinsend und vergnügt ins Lager zurück. Er badete sich in der Erinnerung an die Schlacht wie in warmer Zufriedenheit.
    „Kinderleicht war das“, sagte er zu sich. Wirklich kinderleicht. Und jetzt, das wußte er, ging der Spaß erst richtig los.
     
    „Es sieht gut aus! Es sieht wirklich verdammt gut aus“, sagte Bart Fraden. Olnay nickte und wandte sich um. Über seine Schulter beobachtete er das Guerilla-Camp, das im Dämmerlicht allmählich zur Ruhe kam. Fraden sah Olnay dabei zu, wie dieser das Lager musterte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und um seine Lippen spielte ein wissendes Lächeln.
    Die Kampagne zur Vernichtung der Gehirne war so gut angelaufen, daß Willem sich nicht mehr darum zu kümmern brauchte. Eine große Anzahl von Gehirnen waren bereits tot. Die Rekrutierungsrate war in

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