Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
redeten sie leise über das, was Abbé Villard ihnen in der Krypta offenbart und in ihre Entscheidung gestellt hatte. »Ich wünschte, er hätte uns mehr über das erzählt, was uns erwartet, falls wir beschließen der Geheimen Bruderschaft beizutreten und Hüter des Heiligen Grals zu werden«, sagte McIvor grüblerisch. »Nicht dass mich der Kampf mit den Iskaris schrecken würde, was immer das auch für gottlose und gefährliche Handlanger des Teufels sein mögen. Noch nie ist ein Hasenherz unter dem Banner der Templer in die Schlacht gezogen! Und ich denke mal, dass die Gefahren, die uns von ihnen drohen, auch bei euch nicht dasjenige sind, das euch beunruhigt und euch die Entscheidung so schwer macht. Aber der Abbé hat noch so vieles andere im Dunkel gelassen.« »Ja, auch ich hätte da noch eine ganze Reihe von Fragen«, pflichtete Maurice ihm bei. »Zum Beispiel hätte ich gern gewusst, wo sich der heilige Kelch überhaupt befindet und was werden soll, wenn Akkon der Belagerung nicht standhält und die Stadt in die Hand des Feindes fällt. Vielleicht wird er ja noch in Jerusalem versteckt gehalten. Und wie sollen wir da seinen Schutz gewährleisten?« »Das wüsste ich auch gern«, sagte Gerolt. »Aber was mich noch mehr beschäftigt, ist diese merkwürdige Sache mit der Prüfung durch den Heiligen Geist. Müssen wir davon ausgehen, dass wir diese Prüfung womöglich nicht bestehen, auch wenn wir bereit sind, der Bruderschaft beizutreten und das heilige Amt als Gralsritter auf uns zu nehmen?« Tarik gab einen Stoßseufzer von sich. »Hingabe ist die schwie rigste Sache der Welt, solange man sie anstrebt, und die leichteste, wenn man sie erreicht hat«, murmelte er. »Ich wünschte, die Zeit des Wartens wäre vorbei und der Abbé würde uns endlich zu sich rufen, damit wir der Entscheidung nicht länger ausweichen können und all das erfahren, was wir jetzt noch nicht wissen.« Maurice nickte. »Das Warten ist wirklich zermürbend. Und es ist mir ein Rätsel, dass er schon geschlagene zwei Wochen hat verstreichen lassen. Ich hatte mit nicht mehr als ein paar Tagen gerechnet!« »Wer von euch weiß denn schon, wie er sich entscheiden wird?«, wagte Gerolt nun zu fragen. »Ich!«, meldete sich McIvor sofort und mit fester Stimme. »Meine Entscheidung ist vorhin in der Kapelle gefallen. Ich werde dem Ruf folgen, auch wenn ich mich dessen für unwürdig halte. Es kann doch keinen heiligeren und ehrfürchtigeren Dienst für einen demütigen Gläubigen geben, als sein Leben bedingungslos dem Schutz des heiligen Kelches zu widmen. Näher kann ein Mensch unserem Heiland und Erlöser auf Erden doch gar nicht kommen! Und was die besagte Prüfung durch den Heiligen Geist betrifft, so soll geschehen, was mir vorbestimmt ist! Ich vertraue darauf, dass es kein leichtfertiges Gerede war, als der Abbé uns versichert hat, dass wir zum Schutz des Heiligen Grals berufen sind und dass Gottes Segen auf uns ruht. Ich brauche jedenfalls keine weiteren Zeichen, um daran zu glauben.« Tief bewegt von dem feierlichen Bekenntnis des Schotten, der sonst gar nicht zu langen Reden neigte, sahen die anderen ihn an. Und es war, als hätte er damit auch bei ihnen den Knoten der Unentschlossenheit durchschlagen. Gerolt wurde plötzlich das Atmen leichter und alle Unruhe und Ungewissheit fielen mit einem Mal von ihm ab. Klar lag der Weg vor ihm und es war, als hätte es nie Zweifel in ihm gegeben. »Ich wüsste nicht, was man dem noch hinzufügen könnte, McIvor! Und deshalb werde auch ich dem Abbé mit einem bedingungslosen Ja! antworten, wenn er mich fragt, ob ich bereit bin, Hüter des Heiligen Grals zu werden!«, erklärte er fest entschlossen. »Dann sind wir ja schon drei!«, warf Tarik ein. »Denn auch ich bin dabei!« »Du scheinst zwar eine Menge weiser Sprüche zu kennen, aber dafür nicht gut rechnen zu können, Levantiner! Wir sind nämlich vier!«, korrigierte ihn Maurice sogleich und blickte mit scheinbarer Entrüstung in die Runde. »Ich kann es doch nicht euch allein überlassen, ein biblisches Alter zu erreichen, während meine Gebeine schon längst in einem Grab verrotten!« »Lasst uns hier und jetzt einen Pakt schließen!«, schlug Gerolt in seiner übergroßen Freude und Erleichterung vor. »Lasst uns feierlich per Handschlag besiegeln, dass wir gemeinsam der Bruderschaft beitreten! Und dass wir in jeder Not und Gefahr in fester Treue wie bisher als Tempelritter im Dienste des heiligen Amtes füreinander einstehen werden!«
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