Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
euch verraten, nicht wahr?« McIvor schüttelte den Kopf. »Das hätte ich ihm ja vielleicht noch verzeihen können. Nein, er tat etwas viel Schlimmeres.« Hass und Abscheu erstickten fast seine Stimme. »Er stellte nun seinerseits Annot nach, versuchte, sie durch Geschenke und andere Versprechen für sich zu gewinnen und...und sie... sich gefügig zu machen.« »Was für ein mieser Lump!«, stieß Gerolt hervor. McIvor lachte freudlos auf. »Malcolm war schon von Kind an sehr überheblich und selbstgefällig, und dass er zu Grausamkeiten neigte, nicht nur im Umgang mit Tieren, ist mir damals auch nicht ganz fremd gewesen. Aber nie hätte ich es für möglich gehalten, dass er zu so einer schändlichen Tat fähig wäre. Angeblich wollte er mir beweisen, wie er hinterher behauptete, dass sie nichts weiter als ein billiges Pächterflittchen war, das sich jedem Mann von edler Geburt bereitwillig hingab. Aber Annot war anders. Sie liebte mich und war rein in jeder Hinsicht. Und da hat Malcolm sie eines Tages einfach mit roher Gewalt genommen und ihr die Unschuld geraubt. Ich habe lange Zeit nichts von dem geahnt, was Malcolm ihr angetan hatte, und ich verstand einfach nicht, warum sie mir plötzlich eisern aus dem Weg ging und nicht mal mehr mit mir sprechen wollte. Ich zweifelte sogar an ihrer Liebe und zürnte ihr, dass sie mir nicht mehr zutraute, sie zu schützen und einen Weg zu finden, wie wir allen Widerständen zum Trotz gemeinsam das Glück finden könnten, das wir uns doch so sehr gewünscht hatten. Und dabei war es ja schon längst bittere Wahrheit, dass ich nicht in der Lage gewesen war, sie zu schützen – nicht einmal vor meinem angeblich besten Freund. Mehr als zwei Monate bewahrte sie ihr entsetzliches Geheimnis. Bis ich dann am Abend vor ihrem Tod von ihr erfuhr, was Malcolm ihr angetan hatte.« Bestürzt sah Gerolt ihn an. »Sie war von ihm schwanger geworden und hat sich das Leben genommen, weil sie die Schande nicht ertragen konnte?« »Ja, sie ist ins Wasser gegangen, weil sie lieber tot sein als mit dieser Schande leben wollte«, sagte McIvor mit erstickter Stimme und wandte verlegen den Kopf ab, hatte er doch sichtlich Mühe, den Aufruhr seiner Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Und noch heute gebe ich mir die Schuld, dass es so gekommen ist.« »Aber du konntest doch nicht wissen, was sie tun würde«, sagte Gerolt.
* Gebetszeit zur Mitta gsstunde.
»Ich kannte ihren Stolz und habe die hoffnungslose Verzweiflung in ihren Augen gesehen«, gab McIvor leise zur Antwort. »Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen, sondern bei ihr bleiben und alles auf eine Karte setzen müssen. Aber mein blinder Hass auf Malcolm und das Verlangen nach Rache waren größer gewesen.« »Und was hast du getan?«, fragte Gerolt, obwohl diese Frage eigentlich überflüssig war, denn er wusste nur zu gut, was er an der Stelle seines Freundes getan hätte. »Ich bin sofort ins Dorf zur Taverne geritten, wo ich mich mit Malcolm verabredet hatte. Er hat mich erst ausgelacht, als ich ihn herausgefordert habe, sich mir zum Kampf zu stellen und sich mit seinem Dolch zu verteidigen. Eine dahergelaufene Pächter-schlampe sei es doch nicht wert, dass zwei Männer unserer Abstammung darüber auch nur ein Wort verlieren würden, und ich solle ihm besser dankbar sein, dass er mir die Augen über Annot geöffnet habe. Und wenn sie es geschickt anstelle und ihren Liebeslohn ordentlich spare, könne sie es als Landhure eines Tages vielleicht sogar noch zu einer eigenen Schenke bringen. So hat er von der Frau gesprochen, die ich wie nichts auf der Welt liebte!« »Dieses gewissenlose Schwein!«, entfuhr es Gerolt. »Das Lachen ist ihm sehr schnell vergangen, als ich ihm daraufhin die Klinge meines Dolches zu spüren gegeben habe. Es war ein schneller Stich in seinen linken Unterarm, denn es sollte ja ein fairer Kampf sein, wie ich mir damals selbst eingeredet habe. Dabei hatte er von vornherein keine Chance gegen mich«, gestand Mc-Ivor düster ein. »Malcolm hat sein Bestes gegeben, aber was hieß das schon? Ich war ihm nicht nur an Körpergröße und Kraft weit überlegen, sondern auch an Schnelligkeit. Ich habe ihn eine Weile im Glauben gelassen, dass er den Messerkampf womöglich doch gewinnen könne. In Wirklichkeit habe ich in meinem Hass und in meiner Mordlust mit ihm gespielt, ihn vor mir hergetrieben und seine zunehmende Todesangst ausgekostet, als er einen Stich nach dem anderen hinnehmen musste und immer schwächer
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