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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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der sich in alle Richtungen bewegt und sich dabei verändert, wenn er auf Widerstand trifft, etwa in Form eines Menschen, einer Mauer, eines Felsen, oder wenn er auf einen Spalt im Boden stößt, und sei er auch noch so gering und für den gewöhnlichen Sterblichen überhaupt nicht spürbar. Und diese Veränderungen der Luft, den wechselnden Widerstand um sie herum nehmen die beiden so deutlich wahr, wie wir mit unseren Augen sehen – besser sogar, denn ihre göttliche Gabe macht ja keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht. Aber genug davon. Lasst uns jetzt zur heiligen Quelle schreiten und sehen, ob ihr würdig seid, Gralshüter zu werden.« Als sie nun den inneren Altarraum verließen und zwischen den Säulen hindurch vor die Felsennische mit dem Wasserbecken traten, sahen sie, dass die Wand über der Quelle mit einem Mosaik geschmückt war. Dabei handelte es sich um die Darstellung der Kreuzabnahme Jesu durch den heiligen Joseph von Arimathäa. Auch fiel ihr verwunderter Blick jetzt auf vier Schwertscheiden, die auf einer der Steinbänke lagen. Ihre Oberfläche bestand aus gehämmertem Silber, über das sich fünfblättrige Rosen zur Öffnung emporrankten. Als äußerer Schutz vor Beschädigung überzog ein Netz aus dünnen, fein geflochteten Lederbändern die kostbaren Scheiden.
    Auf einer zweiten Bank, vor der Bismillah und Dschullab schon auf sie warteten, lagen vier säuberlich zusammengefaltete weiße Gewänder. In das weiße, einfache Gewebe war links unterhalb der weiten Halsöffnung jeweils ein rotes Templerkreuz mit einer weißen, fünfblättrigen Rose eingestickt. »Legt eure Kleidung ab und zieht diese Gewänder an!«, trug der Gralshüter ihnen auf. Wortlos und ohne Scham folgten sie der Anweisung, entledigten sich ihrer staubigen Kleidung, nahmen von Bismillah und Dschullab die reinen Gewänder entgegen, die weder Nähte noch Säume aufwiesen, und zogen sie über den Kopf. Sie fielen ihnen bis auf die Knöchel und waren so leicht, dass sie sie kaum auf ihrem Körper spürten. »Nun wird es sich zeigen, ob ich die Zeichen richtig erkannt habe und ihr wahrhaftig auserwählt seid, das heilige Amt eines Gralshüters anzutreten!«, verkündete Abbé Villard feierlich. »Steigt ins Becken hinunter und zieht die Schwerter aus dem Felsen! Nur wer reinen Herzens und bis ins Innerste der Seele von wahrer Gläubigkeit beseelt ist, nur dem wird der Heilige Geist bei dieser Aufgabe beistehen. Und nur ihm wird es gelingen, die Klinge ohne jede Kraftanstrengung aus dem Gestein zu lösen!« Erst jetzt bemerkten die vier Auserwählten unter der leicht gekräuselten Wasseroberfläche den goldenen Schimmer von vier Schwertgriffen, die fast am Boden des Beckens aus dem Felsen herausragten. »Aber das ist doch unmöglich!«, entfuhr es Maurice verstört. »Bei Gott ist nichts unmöglich!«, erwiderte der alte Gralshüter. »Und nun tut, was ich gesagt habe!« Gerolt schlug das Herz vor Furcht und Aufregung im Hals und ihm zitterten die Knie, als er nun zusammen mit seinen Ordens brüdern die Stufen ins Becken hinunterstieg. Vier in den Fels versenkte Schwerter! Und eines davon sollte sich unter seiner Hand aus dem Fels lösen, sofern er dessen würdig war! Fünf breite Stufen führten bis auf den Boden des halbrunden Beckens hinunter. Das kühle, kristallklare Wasser, das irgendwo unter dem vorhängenden Felsen wieder abfließen musste, reichte ihnen nun bis an den Hals. Nur McIvor ragte eine Haupteslänge weiter hinaus. Doch auch er musste ganz untertauchen, um nach einem der Schwerter greifen zu können. Die vier Freunde verharrten kurz, als schreckten sie noch im letzten Moment davor zurück, das ungeheuerliche Wagnis dieser Prüfung auf sich zu nehmen. Sie tauschten einen stummen Blick und nickten sich beklommen zu. »Gib uns deinen Segen, Herr!«, murmelte Gerolt, bekreuzigte sich, holte tief Luft und ging dann fast gleichzeitig mit seinen Ordensbrüdern vor dem Felsen in die Knie. Das Wasser schlug über ihm zusammen. Ihm war, als rauschte in seinen Ohren ein tosender Gebirgsbach, als er seine Hand zögernd nach dem Schwertgriff ausstreckte. Er betete, der alte Gralshüter möge sich in ihm nicht geirrt haben, während sich seine Finger um den Griff schlossen. Dann packte er fest zu und zog an der Waffe. Im ersten Moment spürte er einen heftigen Widerstand, als widersetzte sich das Schwert seinem Zugriff. Doch schon im nächsten Moment schien sich eine ungeahnte Kraft vom Schwert auf ihn zu übertragen und durch

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