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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Nachtportier zu wecken. Irgendwo weiter hinten lief ein Fernseher. Ein dicklicher Junge von kaum zwanzig Jahren erschien und sagte: »Guten Abend. Brauchen Sie ein Zimmer?«
    »Nein«, sagte Trevor und zog langsam ein dickes Bündel 100-Dollar-Scheine aus der Tasche. Er zählte zehn Scheine ab und legte sie nebeneinander auf den Tresen. »Ich brauche jemanden, der mir einen Gefallen tut.«
    Der Nachtportier starrte auf das Geld und verdrehte die Augen. Hier am Strand trieben sich wirklich alle möglichen schrägen Vögel herum. »Unsere Zimmer sind nicht so teuer«, sagte er.
    »Wie heißt du?« fragte Trevor.
    »Ach, ich weiß nicht. Sagen wir mal: Sammy Sosa.«
    »Okay, Sammy. Hier sind tausend Dollar. Die gehören dir, wenn du mich nach Daytona Beach fährst. Das dauert bloß anderthalb Stunden.«
    »Drei Stunden. Ich muss ja auch wieder zurückfahren.«
    »Na gut, also drei Stunden. Das macht mehr als dreihundert Dollar die Stunde. Wann hast du zuletzt dreihundert Dollar pro Stunde verdient?«
    »Ist schon eine Weile her. Aber ich kann nicht. Ich hab die Nachtschicht und muss von zehn bis acht hier sein.«
    »Wer ist dein Chef?«
    »Der ist in Atlanta.«
    »Und wann war er das letzte Mal hier?«
    »Ich hab ihn noch nie gesehen.«
    »Natürlich nicht. Wenn du der Besitzer von so einer Bruchbude wärst, würdest du dann vorbeikommen und nach dem Rechten sehen?«
    »So schlimm sind die Zimmer nun auch wieder nicht. Wir haben Farbfernseher ohne Extragebühr, und die meisten Klimaanlagen funktionieren.«
    »Es ist eine Bruchbude, Sammy. Du kannst abschließen, wegfahren, drei Stunden später wieder da sein, und keiner wird irgendwas merken.«
    Sammys Blick ruhte auf dem Geld. »Sind Sie auf der Flucht vor den Bullen oder so?«
    »Nein. Und ich bin unbewaffnet. Ich hab’s bloß eilig.«
    »Warum?«
    »Ich stecke gerade in einer üblen Scheidung, und ich hab ein bisschen Geld. Meine Frau will alles haben, und sie hat einen sehr gerissenen Anwalt. Ich muss einfach verschwinden.«
    »Sie haben Geld, aber keinen Wagen?«
    »Also, Sammy - willst du oder willst du nicht? Wenn du nein sagst, gehe ich zu der Raststätte da drüben und finde jemanden, der schlau genug ist, mein Geld zu nehmen.«
    »Zweitausend.«
    »Du machst es für zweitausend?«
    »Ja.«
    Der Wagen war klappriger, als er befürchtet hatte. Es war ein alter Honda, den weder Sammy noch die fünf Vorbesitzer jemals gewaschen hatten. Doch die A1A war frei, und die Fahrt nach Daytona Beach dauerte genau 98 Minuten,
    Um 3 Uhr 20 hielt der Honda vor einem die ganze Nacht geöffneten Waffelgrill. Trevor stieg aus, dankte Sammy und sah ihm nach, als er davonfuhr. Drinnen trank er einen Kaffee, unterhielt sich mit der Kellnerin und bat sie um das Telefonbuch. Dann bestellte er Pfannkuchen und machte mit seinem neuen Handy ein paar Anrufe.
    Der nächste Flughafen war Daytona Beach International. Kurz nach vier hielt Trevors Taxi vor dem Terminal für Privatflugzeuge. Dutzende kleiner Maschinen standen ordentlich aufgereiht auf der Rollbahn. Sicher konnte man eine von ihnen kurzfristig chartern. Trevor brauchte nur eine, vorzugsweise eine zweimotorige.

NEUNUNDZWANZIG
    Das hintere Schlafzimmer des Hauses war zu einem Konferenzraum umfunktioniert worden. Man hatte vier Klapptische zusammengeschoben, um eine große Tischfläche zu erhalten, die mit Zeitungen, Magazinen und Doughnut-Schachteln bedeckt war. Jeden Morgen um halb acht trafen sich Klockner und seine Leute hier, um bei Kaffee und Frühstücksgebäck die Ereignisse der Nacht zu besprechen und den Tag zu planen. Wes und Chap waren immer anwesend, außerdem sechs oder sieben andere Agenten, je nachdem, wer gerade aus Langley hierher abkommandiert war. Auch die Techniker aus dem vorderen Zimmer nahmen manchmal an diesen Besprechungen teil, obwohl Klockner nicht darauf bestand. Jetzt, wo Trevor auf ihrer Seite war, brauchten sie nicht mehr so viele Leute, um ihn zu überwachen.
    Das dachten sie jedenfalls. Vor halb acht war keine Bewegung in seinem Haus auszumachen, was bei einem Mann, der sich abends oft betrank und morgens spät aufstand, nichts Ungewöhnliches war. Um acht Uhr, als Klockner im hinteren Zimmer seine Lagebesprechung abhielt, rief einer der Techniker unter dem Vorwand, eine falsche Nummer gewählt zu haben, bei Trevor an. Nach dreimaligem Läuten schaltete sich der Anrufbeantworter ein, und Trevors Stimme sagte, er sei nicht da, und man solle bitte eine Nachricht hinterlassen. Das kam gelegentlich

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