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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zu verbergen.« Trevor hatte einen letzten kurzen Anfall von Gewissensbissen gehabt. Den nächsten Besuch würde er vielleicht abhören lassen, aber diesen hier nicht. Er würde Wes und Chap einfach sagen, der Wärter habe den Koffer mit hinaus genommen - so etwas geschehe manchmal.
    »Egal«, sagte Spicer. Er musterte nacheinander die Umschläge, bis er an zwei kam, die etwas dicker waren als die anderen. »Ist das das Geld?«
    »Ja. Es sind ein paar Hunderter dabei.«
    »Warum? Habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Ich hab doch gesagt: Zwanziger und Fünfziger.«
    »Es ging nicht anders. Ich hab nicht damit gerechnet, dass ich so schnell so viel Bargeld brauchen würde.«
    Spicer las die Absenderangaben auf den anderen Briefen. Dann fragte er mit spöttischem Unterton: »Und was war in Washington?«
    »AI Konyers ist eine harte Nuss. Mailbox America ist sieben Tage die Woche rund um die Uhr geöffnet. Es ist immer eine Aufsicht da, und es gibt viel Publikumsverkehr. Die Sicherheitsmaßnahmen sind gründlich. Es wird wohl eine Weile dauern.«
    »Wen hast du darauf angesetzt?«
    »Einen Detektiv aus Chevy Chase.«
    »Sag mir den Namen.«
    »Wie meinst du das: Sag mir den Namen?«
    »Sag mir den Namen von dem Detektiv.«
    Trevor war ratlos - seine Phantasie ließ ihn im Stich. Spicer hatte irgendwelche Hintergedanken, seine dunklen Augen funkelten. »Ich weiß ihn nicht mehr«, sagte Trevor.
    »In welchem Hotel bist du abgestiegen?«
    »Was soll das, Joe Roy?«
    »Sag mir den Namen von dei nem Hotel.«
    »Warum?«
    »Ich habe das Recht, es zu wissen. Ich bin dein Mandant. Ich zahle deine Spesen. In welchem Hotel bist du abgestiegen?«
    »Im Ritz-Carlton.«
    »In welchem?«
    »Weiß ich nicht. Im Ritz-Carlton eben.«
    »Es gibt zwei davon in Washington. Welches war es?«
    »Ich weiß es nicht. Nicht in der Innenstadt.«
    »Welchen Flug hast du genommen?«
    »Jetzt komm schon, Joe Roy - was soll das?«
    »Welche Fluggesellschaft?«
    »Delta.«
    »Und die Flugnummer?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Du bist gestern zurückgekommen. Vor weniger als vierundzwanzig Stunden. Was war deine Flugnummer?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Und du bist ganz sicher, dass du wirklich in Washington warst?«
    »Natürlich war ich in Washington«, sagte Trevor, aber die Lüge ließ seine Stimme ein wenig zittern. Er hatte sich nicht vorbereitet, und seine Ausreden brachen schneller in sich zusammen, als er sie erfinden konnte.
    »Du weißt die Flugnummer nicht, du hast vergessen, wie das Hotel heißt, in dem du abgestiegen bist, und du kannst dich nicht an den Namen des Detektivs erinnern, mit dem du zwei Tage lang zusammen warst. Du hältst mich anscheinend für ziemlich dumm.«
    Trevor gab keine Antwort. Er dachte an das Mikrofon in seinem Aktenkoffer und daran, was für ein Glück es war, dass der Koffer vor der Tür stand. Dieser Wortwechsel war etwas, das Wes und Chap lieber nicht hören sollten.
    »Du hast getrunken, stimmt’s?« sagte Spicer angriffslustig.
    »Ja«, antwortete Trevor. Das war zur Abwechslung mal nicht gelogen. »Ich hab mir unterwegs eine Dose Bier gekauft.«
    »Oder zwei.«
    »Ja, zwei.«
    Spicer stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor, bis sein Kopf über der Mitte des Tisches war. »Ich hab schlechte Nachrichten für dich, Trevor. Du bist gefeuert.«
    »Was?«
    »Entlassen. Rausgeschmissen. Weg vom Fenster.«
    »Du kannst mich nicht feuern.«
    »Ich hab’s gerade getan. Gemäß einer einstimmigen Entscheidung der Bruderschaft. Wir werden den Direktor davon in Kenntnis setzen, damit dein Name von der Anwaltsliste gestrichen wird. Das ist dein letzter Besuch, Trevor.«
    »Aber warum?«
    »Weil du lügst, weil du trinkst, weil du unzuverlässig bist, weil deine Mandanten dir nicht mehr vertrauen.«
    Das entsprach den Tatsachen, doch es traf Trevor hart. Er war nie auf den Gedanken gekommen, sie könnten den Mut haben, ihn zu feuern. Er biss die Zähne zusammen und sagte: »Und was ist mit unserem kl einen Geschäft?«
    »Wir machen einen sauberen Schnitt. Du behältst dein Geld, und wir behalten unseres.«
    »Und wer soll euer Verbindungsmann draußen sein?«
    »Das lass unsere Sorge sein. Du kannst jetzt wieder einem ehrbaren Beruf nachgehen, wenn du dazu imstande bist.«
    »Was weißt du von einem ehrbaren Beruf, Joe Roy?«
    »Geh einfach, Trevor. Steh auf und verschwinde! Hat mich sehr gefreut.«
    »Na gut«, murmelte er. Seine Gedanken waren ein einziges Durcheinander, doch zwei schoben

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