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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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seit vier Monaten nicht mehr in Trumble gewesen und dabei war sie früher alle drei Wochen gekommen. Er hatte Alpträume, in denen sie den Garten umpflügte und nach dem Geldversteck suchte. Er war beinahe überzeugt, dass sie nichts von dem Geld wusste, aber es blieben doch ein paar Zweifel. Zwei Tage vor seinem Strafantritt hatte er getrunken und die 90000 Dollar erwähnt. Er konnte sich nicht mehr an den Wortlaut erinnern. Sosehr er sich auch das Hirn zermarterte - es fiel ihm nicht mehr ein, was er ihr erzählt hatte.
    Nach dem ersten Kilometer zündete er sich noch eine Marlboro an. Möglicherweise hatte sie inzwischen einen Freund. Rita Spicer war eine attraktive Frau, an manchen Stellen vielleicht etwas mollig, aber das war nichts, über das 90000 Dollar einen nicht hinwegsehen ließen. Was wäre, wenn sie und ihr Geliebter das Geld gefunden hatten und bereits dabei waren, es auf den Kopf zu hauen? Einer von Joe Roys übelsten und immer wiederkehrenden Alpträumen war eine Szene aus einem schlechten Film: Rita und ein ihm unbekannter Mann standen im strömenden Regen und gruben mit Schaufeln den Garten um. Warum es in seinem Traum regnete, wusste er nicht. Aber es war immer Nacht. Ein Gewitter tobte, und im Licht der Blitze konnte er sehen, wie sie gruben und dem Schuppen immer näher kamen.
    In einem Traum saß ihr neuer Freund auf einem Bulldozer und schob Erde vor sich her, während Rita Spicer dabei stand und mit der Schaufel hierhin und dorthin zeigte.
    Joe Roy sehnte sich nach Geld. Er fühlte es geradezu in seinen Händen. Solange er in Trumble war, würde er aus den Opfern ihrer Erpressung so viel herausholen, wie er nur konnte, und dann würde er das vergrabene Geld holen und nach Las Vegas fliegen. Niemand in seiner Heimatstadt sollte das Vergnügen haben, mit dem Finger auf ihn zu zeigen und zu flüstern: »Da ist der alte Joe Roy. Sieht so aus, als hätten sie ihn aus dem Knast entlassen.« Nein, wirklich nicht. Er würde das Leben genießen. Mit ihr oder ohne sie.

VIER
    Teddy betrachtete die Pillenfläschchen. Sie waren am Rand des Tisches aufgereiht wie kleine Scharfrichter, die nur darauf warteten, ihn von seinen Schmerzen zu befreien. Ihm gegenüber saß York und las von seinem Notizblock ab.
    »Er hat bis drei Uhr morgens telefoniert«, sagte York, »und zwar mit Freunden in Arizona.«
    »Mit wem?«
    » Bobby Lander, Jim Gallison, Richard Hassel - die üblichen eben. Seine Geldgeber.«
    »Auch mit Dale Winer.«
    »Ja, mit dem auch«, sagte York und staunte über Teddys Gedächtnis. Teddy hatte jetzt die Augen geschlossen und massierte seine Schläfen. Irgendwo zwischen ihnen, irgendwo tief in seinem Gehirn, waren die Namen von Lakes Freunden, Vertrauten und Geldgebern, seinen Wahlkampfhelfern und Highschool-Lehrern ordentlich gespeichert und bei Bedarf abrufbereit.
    »Irgendwas Ungewöhnliches?«
    »Nein, eigentlich nicht. Nur die üblichen Fragen, wie man sie von einem erwartet, der über einen so überraschenden Schritt nachdenkt. Seine Freunde waren verwundert, teilweise sogar schockiert und ein bisschen zurückhaltend, aber davon werden sie sich schon erholen.«
    »Haben sie nach Geld gefragt?«
    »Natürlich. Er hat ausweichend geantwortet und gesagt, das werde kein Problem sein. Sie waren skeptisch.«
    »Hat er irgendwas ausgeplaudert?«
    »Kein Wort.«
    »War er besorgt, wir könnten mithören?«
    »Ich glaube nicht. Er hat elf Anrufe von seinem Büro und acht von seinem Haus geführt. Keinen einzigen von seinem Handy.«
    »Faxe? E-Mails?«
    »Nein. Er hat zwei Stunden mit Schiara konferiert, seinem -«
    »Seinem Stabschef.«
    »Genau. Sie haben im Grunde die Kampagne geplant. Schiara will, dass er kandidiert. Sie wollen Nance aus Michigan als Vize.«
    »Keine schlechte Wahl.«
    »Es sieht nicht schlecht aus. Wir überprüfen ihn gerade. Er hat sich mit dreiundzwanzig scheiden lassen, aber das war vor dreißig Jahren.«
    »Kein Problem. Ist Lake bereit?«
    »Auf jeden Fall. Er ist ja schließlich Politiker. Man hat ihm den Schlüssel zum Königreich angeboten. Er schreibt bereits Reden.«
    Teddy nahm eine Tablette aus einem der Fläschchen, schluckte sie ohne Flüssigkeit hinunter und zog die Augenbrauen zusammen, als wäre sie etwas Bitteres. Dann glättete er mit der Hand die Falten auf seiner Stirn und sagte: »Sagen Sie mir, dass wir nichts übersehen haben. Dass dieser Typ keine Leichen im Keller hat.«
    »Keine Leichen. Wir haben ihn sechs Monate lang überwacht. Weit und breit

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