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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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weiß? Vielleicht kann er es unter Kontrolle halten.«
    »Aber er muss wissen, dass Sie im Bilde sind. Sonst versucht er es vielleicht noch mal. Wenn er weiß, dass wir ihn beobachten, wird er sich zurückhalten. Vielleicht.«
    »Und inzwischen geht die Welt vor die Hunde. Atomwaffen werden verkauft und über Grenzen geschmuggelt. Wir beobachten sieben kleine Kriege, drei weitere stehen unmittelbar bevor. Allein im letzten Monat haben sich ein Dutzend neue terroristische Gruppen gebildet. Im Nahen Osten bauen Verrückte Armeen auf und horten Öl. Und wir sitzen hier und befassen uns stundenlang mit drei verurteilten Richtern, die in diesem Augenblick wahrscheinlich Romme spielen.«
    »Sie sind nicht dumm«, sagte York.
    »Nein, aber ungeschickt. Sie haben den Falschen an der Angel.«
    »Wahrscheinlich haben wir uns den Falschen ausgesucht.«
    »Nein. Die haben sich den Falschen ausgesucht.«

NEUNZEHN
    Die Aktennotiz kam per Fax vom Regionalabteilungsleiter der Strafvollzugsbehörde in Washington. Empfänger war der Gefängnisdirektor von Trumble, M. Emmitt Broon. In knappen, formelhaften Worten teilte der Abteilungsleiter dem Direktor mit, er habe bei der Durchsicht der Besucherliste von Trumble festgestellt, dass die Häufigkeit der Besuche eines gewissen Trevor Carson, der als Anwalt für drei der Insassen fungiere, Anlass zur Besorgnis gebe. Mr. Carson besuche seine Mandanten inzwischen fast täglich.
    Zwar habe jeder Gefangene ein von der Verfassung garantiertes Recht auf Besuche seines Anwalts, doch stehe es andererseits im Ermessen der Gefängnisleitung, einer allzu exzessiven Inanspruchnahme dieses Rechts entgegenzuwirken. Mit sofortiger Wirkung seien Anwaltsbesuche daher nur noch dienstags, donnerstags und samstags zwischen 15 und 18 Uhr gestattet. Falls gute Gründe geltend gemacht würden, werde man selbstverständlich Ausnahmen gewähren.
    Die neue Regelung werde zunächst für neunzig Tage gelten. Nach Ablauf dieser Zeit werde man eine Neueinschätzung der Situation vornehmen.
    Dem Gefängnisdirektor war das sehr recht. Auch ihn hatten Trevors beinahe tägliche Besuche misstrauisch gemacht. Er hatte bereits die Wärter und die Beamten am Empfang befragt, in dem vergeblichen Versuch herauszufinden, wozu diese Besuche eigentlich dienen sollten. Link, der Wärter, der Trevor gewöhnlich zum Anwaltszimmer begleitete und bei jedem Besuch zwei Zwanziger kassierte, sagte dem Direktor, der Anwalt und Mr. Spicer sprächen über Fälle und Berufungen und so weiter. »Juristisches Zeug eben«, sagte Link.
    »Und Sie durchsuchen jedes Mal seinen Aktenkoffer?« fragte der Direktor. »Jedes Mal«, sagte Link.
    Höflichkeitshalber wählte der Direktor die Nummer des Anwalts in Neptune Beach. Es meldete sich eine Frau, die recht barsch sagte: »Anwaltskanzlei.«
    »Ich möchte bitte Mr. Trevor Carson sprechen.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Emmitt Broon.«
    »Tja, Mr. Broon, Mr. Carson macht gerade ein Nickerchen.«
    »Ich verstehe. Könnten Sie ihn vielleicht wecken? Ich bin der Direktor des Bundesgefängnisses in Trumble und muss ihn sprechen.«
    »Einen Augenblick.«
    Er musste lange warten, und als sie wieder an den Apparat kam, sagte sie: »Es tut mir leid - ich konnte ihn nicht wecken. Kann er sie später zurückrufen?«
    »Nein. Ich schicke ihm ein Fax.«
    Die Idee zu einem Gegenschlag kam York an einem Sonntag auf dem Golfplatz, und im Verlauf des Spiels, bei dem sein Ball hin und wieder auf dem Fairway, häufiger jedoch im Sand und zwischen den Bäumen landete, nahm der Plan Gestalt an und wurde geradezu brillant. Am vierzehnten Loch verabschiedete York sich von seinen Mitspielern und rief Teddy an.
    Sie würden sich die Taktik ihrer Gegner aneignen und diese von AI Konyers ablenken. Sie hatten nichts zu verlieren.
    York entwarf den Brief und beauftragte einen der fähigsten Fälscher in der Abteilung Dokumente damit, ihn handschriftlich auf einer weißen, aber teuren Briefkarte aufzusetzen. Der Absender wurde auf den Namen Brant White getauft.

    Lieber Ricky!
    Ich habe deine Anzeige gelesen - sie hat mir gefallen. Ich bin 55, in Topform und suche mehr als einen Brieffreund. Meine Frau und ich haben gerade ein Haus in Palm Valley gekauft, nicht weit von Neptune Beach. Wir werden in drei Wochen dorthin fahren und zwei Monate bleiben. Wenn du interessiert bist, schick mir ein Foto. Wenn es mir gefällt, schreibe ich dir weitere Einzelheiten.
    Brant

    Der Absender lautete: Brant, P.O. Box 88645, Upper

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