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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Darby,PA19082.
    Um zwei oder drei Tage zu sparen, wurde der Brief mit einem Stempel des Hauptpostamts von Philadelphia versehen und nach Jacksonville geflogen, wo Klockner ihn persönlich in Aladdin Norths kleinem Postfach in Neptune Beach deponierte. Es war ein Montag.
    Am nächsten Tag holte Trevor nach seinem Mittagsschlaf die Post ab, verließ Jacksonville in westlicher Richtung und fuhr den gewohnten Weg nach Trumble. Dort wurde er am Empfang wie üblich von Mackey und Vince begrüßt und trug sich in die Besucherliste ein, die Rufus ihm hinschob. Er folgte Link zum Besucherraum. Spicer erwartete ihn in einem der kleinen Anwaltszimmer.
    »Ich kriege hier langsam Druck«, sagte Link, als sie eintraten. Spicer sah nicht auf. Trevor hielt Link zwei Zwanziger hin, die dieser blitzschnell einsteckte.
    »Wer macht Druck?« fragte Trevor und klappte den Aktenkoffer auf. Spicer las in einer Zeitung.
    »Der Direktor.«
    »Mann, er hat meine Besuchszeiten eingeschränkt. Was will er denn noch?«
    »Kapierst du nicht?« sagte Spicer, ohne den Blick von der Zeitung zu heben. »Link ist sauer, weil er nicht genug kriegt. Stimmt’s, Link?«
    »Stimmt vollkommen. Ich weiß ja nicht, was ihr hier für seltsame Dinge treibt, aber wenn ich mal anfange, mir den Aktenkoffer da ein bisschen genauer anzusehen, steckt ihr ganz schön in der Scheiße.«
    »Sie werden gut bezahlt«, sagte Trevor.
    »Das finde ich nicht.«
    »Wie viel willst du?« fragte Spicer und fixierte ihn.
    »Tausend pro Monat, in bar«, sagte er und sah Trevor an. »Ich hol’s mir in Ihrer Kanzlei ab.«
    »Tausend Dollar und unsere Post wird nicht kontrolliert?« fragte Spicer. »Genau.«
    »Und keiner erfährt was davon?«
    »Ja.«
    »Gut. Und jetzt raus.«
    Link lächelte ihnen zu und ging hinaus. Er postierte sich vor der Tür und sah, wohl wissend, dass die Überwachungskamera ihn im Bild hatte, hin und wieder durch das kleine Fenster.
    Drinnen lief alles ab wie immer. Der Austausch der Briefe dauerte nur ein paar Sekunden. Aus stets demselben abgegriffenen braunen Umschlag zog Joe Roy Spicer die ausgehende Post und reichte sie Trevor, der die eingegangenen Briefe aus dem Aktenkoffer nahm und sie seinem Mandanten gab.
    Diesmal waren es sechs. Manchmal waren es zehn, selten weniger als fünf. Obgleich Trevor weder eine Liste führte noch Kopien anfertigte oder irgendwelche Unterlagen hatte, die als Beweis hätten dienen können, dass er irgendetwas mit diesem krummen Ding der Bruderschaft zu tun hatte, wusste er, dass es im Augenblick zwanzig bis dreißig potenzielle Opfer gab. Er erkannte einige der Namen und Adressen wieder.
    Nach Spicers genauen Unterlagen waren es einundzwanzig Opfer. Einundzwanzig Erfolg versprechende Opfer und weitere achtzehn, bei denen die Aussichten nicht so gut waren. Insgesamt beinahe vierzig Brieffreunde, die ihre wahren Neigungen verbargen. Einige fürchteten sich sogar vor ihrem eigenen Schatten, andere wurden von Woche zu Woche kühner, und einige waren drauf und dran, alles stehen und liegen zu lassen und sich in Rickys oder Percys Arme zu werfen.
    Das Schwierigste war, die Geduld zu bewahren. Die Sache funktionierte, Geld wechselte den Besitzer, und die Versuchung war groß, zu schnell zu viel herauszupressen. Beech und Yarber waren bienenfleißig und arbeiteten stundenlang an ihren Briefen, während Spicer die Arbeit koordinierte. Es erforderte eine gewisse Disziplin, einen neuen Brieffreund - einen mit Geld - an den Haken zu bekommen und ihn mit so vielen schönen Worten zu bearbeiten, dass er einem vertraute.
    »Wäre nicht bald mal wieder was fällig?« fragte Trevor.
    Spicer betrachtete die neuen Briefe. »Erzähl mir nicht, dass du pleite bist«, sagte er. »Du verdienst mehr als wir.«
    »Mein Geld ist genauso gebunkert wie eures. Ich hätte bloß gern mehr davon.«
    »Ich auch.« Spicers Blick fiel auf den Umschlag mit Brants Absender in Upper Darby, Pennsylvania. »Ah, ein Neuer«, murmelte er und öffnete ihn. Er las den Brief und war überrascht von seinem Ton. Keine Angst, keine überflüssigen Worte, kein vorsichtiges Herantasten. Dieser Mann wollte was erleben.
    »Wo ist Palm Valley?« fragte er.
    »Fünfzehn Kilometer südlich der Strande. Warum?«
    »Was für ein Ort ist das?«
    »Eins von diesen eingezäunten Reservaten mit Golfplatz für reiche Pensionäre. Die kommen fast alle aus dem Norden.«
    »Wie viel kosten die Häuser?«
    »Tja, ich bin noch nie dort gewesen. Die haben ein verschlossenes Tor, und

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