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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Gericht einen Fall vorzutragen?« knurrte T. Karl ihn von der Seite an.
    »Nein, Sir.«
    »Dann müssen Sie sich -«
    »Ruhe!« sagte Spicer. »Das Gericht hat sich vertagt. Verschwinde.«
    T. Karl klappte das Protokollbuch zu, schob seinen Stuhl zurück und stürmte hinaus. Die Frotteesandalen schlurften über die Fliesen, und die Locken seiner Perücke hüpften auf und ab.
    »Was können wir für dich tun?« fragte Yarber.
    Der junge Mann schien den Tränen nahe. Er hielt eine Pappschachtel in den Händen, und die drei wussten aus Erfahrung, dass sie die Papiere enthielt, die ihn hierher gebracht hatten. »Ich brauche Hilfe«, wiederholte er. »Ich bin letzte Woche eingeliefert worden, und mein Zellengenosse hat gesagt, dass Sie mir bei meiner Berufung helfen können.«
    »Hast du keinen Anwalt?« fragte Beech.
    »Ich hatte einen. Aber der war nicht gut. Das ist einer der Gründe, warum ich hier bin.«
    »Und warum bist du hier?«
    »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht.«
    »Hast du einen Prozess gehabt?«
    »Ja. Einen langen.«
    »Und die Geschworenen haben dich schuldig gesprochen?«
    »Ja. Mich und einen Haufen andere. Sie sagten, wir hätten eine Verschwörung gebildet.«
    »Eine Verschwörung, um was zu tun?«
    »Um Kokain zu schmuggeln.«
    Also noch ein Drogentäter. Sie hatten es plötzlich eilig, wieder zu ihren Briefen zu kommen. »Wie viel hast du gekriegt?« fragte Yarber.
    »Achtundvierzig Jahre.«
    »Achtundvierzig Jahre! Wie alt bist du?«
    »Dreiundzwanzig.«
    Die Briefe waren für den Augenblick vergessen. Sie sahen sein trauriges junges Gesicht und versuchten sich auszumalen, wie es in fünfzig Jahren aussehen würde. Bei seiner Entlassung würde er einundsiebzig sein - es war fast unvorstellbar. Jeder der drei Richter würde, wenn er Trumble verließ, jünger sein als dieser Junge.
    »Nimm dir einen Stuhl«, sagte Yarber. Der junge Mann zog einen Stuhl heran und setzte sich vor den Tisch. Selbst Spicer empfand jetzt ein wenig Mitgefühl für ihn.
    »Wie heißt du?« fragte Yarber. »Alle nennen mich Buster.«
    »Also gut, Buster. Was hast du getan, um dir achtundvierzig Jahre einzuhandeln?«
    Die Geschichte brach wie ein Sturzbach aus ihm heraus. Er balancierte die Schachtel auf den Knien, sah zu Boden und begann zu erzählen. Weder er selbst noch sein Vater waren je mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Sie hatten in Pensacola eine kleine Werft gehabt. Sie hatten das Meer geliebt, sie waren hinausgefahren und hatten gefischt, und sie waren glücklich gewesen, eine Werft zu haben. Eines Tages verkauften sie ein gebrauchtes Fischerboot, ein 50-Fuß-Boot, an einen Amerikaner aus Fort Lauderdale, der 95000 Dollar in bar bezahlte. Das Geld ging auf das Firmenkonto, oder jedenfalls nahm Buster das an. Ein paar Monate später war der Mann wieder da und kaufte ein zweites Boot, diesmal ein 38-Fuß-Boot für 80000 Dollar. In Florida war es nichts Ungewöhnliches, ein Boot bar zu bezahlen. Sie verkauften auch ein drittes und viertes Boot an diesen Mann. Buster und sein Vater wussten, wo sie gute gebrauchte Fischerboote fanden, die sie überholen und renovieren konnten. Sie arbeiteten gern zusammen. Nach dem fünften Boot kamen Beamte von der Drogenfahndung. Sie stellten Fragen, gaben unbestimmte Drohungen von sich und wollten die Bücher einsehen. Busters Vater weigerte sich zunächst, fragte aber dann einen Rechtsanwalt, der ihnen riet, die Bücher nicht herauszugeben. Monatelang geschah gar nichts.
    Buster und sein Vater wurden an einem Sonntagmorgen um drei Uhr von einem Pulk von Kerlen verhaftet, die kugelsichere Westen trugen und genug Waffen hatten, um ganz Pensacola als Geisel zu nehmen. Sie wurden halb bekleidet aus ihrem Haus am Meer gezerrt. Überall blitzten rote und blaue Lichter. Die Anklageschrift umfasste 160 Seiten und war drei Zentimeter dick. Sie enthielt 81 Anklagepunkte und besagte, sie hätten sich verschworen, um Kokain ins Land zu schmuggeln. Buster hatte eine Kopie davon in seiner Schachtel. Er und sein Vater wurden darin kaum erwähnt. Dennoch waren sie angeklagt, zusammen mit dem Käufer der Boote und fünfundzwanzig anderen Leuten, von denen sie noch nie gehört hatten. Elf davon waren Kolumbianer. Drei waren Anwälte. Alle außer Buster und seinem Vater lebten in Süd-Florida.
    Der Staatsanwalt bot ihnen einen Deal an: Sie würden je zwei Jahre bekommen, wenn sie sich schuldig bekannten und gegen die anderen Angeklagten aussagten. Aber wessen sollten sie sich schuldig bekennen? Sie

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