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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nichts ausplaudern würden.
    Richter Spicer konnte schließlich einen der Gefängnispsychologen davon überzeugen, dass die Jungs einen privaten Streit zu regeln hatten und Zeugen aus dem Verwaltungstrakt dabei unerwünscht waren. »Wir versuchen, die Angelegenheit zu regeln«, flüsterte er, »aber das wird nur funktionieren, wenn wir ungestört bleiben.«
    Die Bitte wurde nach oben weitergegeben, und beim dritten Termin war die Cafeteria bis auf den letzten Platz mit Zuschauern besetzt, von denen die meisten auf ein Blutvergießen hofften. Der einzige Vertreter der Strafvollzugsbehörde war ein Wärter, der dösend in der letzten Reihe saß.
    Beide Parteien besaßen umfassende Erfahrungen mit Gerichten, und so war es nicht weiter überraschend, dass sowohl Mr. T-Bone als auch Zorro ohne Anwalt erschienen waren. Richter Beech versuchte fast eine Stunde lang, eine der Würde des Gerichts angemessene Ausdrucksweise durchzusetzen, gab seine Bemühungen aber schließlich auf. Der Kläger gab wilde Beschuldigungen von sich, die er nicht einmal mit Hilfe von tausend FBI-Beamten hätte beweisen können, und die Verteidigung des Beklagten war nicht weniger laut und absurd. Mr. T-Bone machte Punkte, indem er zwei schriftliche Aussagen vorlegte, unterschrieben von Zeugen, deren Namen nur den Richtern enthüllt wurden und die erklärten, sie hätten gesehen, wie Zorro versucht habe, sich zu verstecken, während er in ein winziges Handy gesprochen habe.
    In seiner wütenden Antwort bezeichnete Zorro diese Aussagen und diejenigen, die sie gemacht hatten, mit Wörtern, die die Richter noch nie gehört hatten.
    Der K.O.-Schlag kam aus heiterem Himmel. In einem Antrag, um den ihn der geschickteste Anwalt beneidet hätte, legte Mr. T-Bone schriftliche Beweise vor. Jemand hatte seine Telefonrechnung ins Gefängnis geschmuggelt, und aus dieser ging schwarz auf weiß hervor, dass genau 54 Gespräche mit Teilnehmern im Südosten von Atlanta geführt worden waren. Seine Anhänger, die bei weitem in der Mehrheit waren - auch wenn ihre Loyalität sich im Handumdrehen in nichts auflösen konnte -, brachen in lauten Jubel aus, bis T. Karl seinen Plastikhammer schwang und wieder Ruhe herstellte.
    Zorro hatte Schwierigkeiten, sich auf die veränderte Situation einzustellen, und sein Zögern besiegelte sein Schicksal. Er wurde verurteilt, den Richtern das Handy innerhalb von 24 Stunden auszuhändigen und Mr. T-Bone die Ferngesprächsgebühren in Höhe von 450 Dollar zu erstatten. Sollte das Handy nicht vor Ablauf der gesetzten Frist bei den Richtern abgegeben werden, würde der Gefängnisdirektor davon informiert werden, dass Zorro nach Ansicht des Gerichts im Besitz eines illegalen Telefons sei.
    Außerdem wurde angeordnet, dass die beiden Kontrahenten stets - auch bei den Mahlzeiten - einen Abstand von fünfzehn Metern voneinander einzuhalten hatten.
    T. Karl schlug mit dem Hammer auf den Tisch, und die Zuschauer drängten lautstark zu den Ausgängen. Er rief den nächsten Fall auf - einen Streit, bei dem es um kleine Spielschulden ging - und wartete darauf, dass sich die Menge entfernte. »Ruhe!« rief er, doch der Lärm nahm nur noch zu. Die Richter wandten sich wieder ihren Zeitungen und Magazinen zu.
    »Ruhe!« rief er noch einmal und schlug mit dem Hammer auf den Tisch.
    »Nun sei doch endlich still!« schrie Spicer T. Karl an. »Du machst ja mehr Krach als sie!«
    »Das ist meine Aufgabe«, gab T. Karl zurück, und die Locken seiner Perücke hüpften in alle Richtungen.
    Als die Cafeteria sich geleert hatte, war nur noch ein Gefangener anwesend. T. Karl sah sich um und fragte ihn schließlich: »Sind Sie Mr. Hooten?«
    »Nein, Sir«, sagte der junge Mann.
    »Sind Sie Mr. Jenkins?«
    »Nein, Sir.«
    »Hab ich mir gedacht. Der Fall Hooten gegen Jenkins ist hiermit wegen Nichterscheinens der beiden Parteien abgewiesen«, verkündete T. Karl und nahm mit großer Gebärde einen entsprechenden Eintrag im Protokoll vor.
    »Wer bist du?« fragte Spicer den jungen Mann, der allein da saß und sich umsah, als wäre er nicht sicher, ob er hier willkommen war. Die drei Männer in den blassgrünen Roben sahen ihn jetzt an, ebenso der Narr mit der grauen Perücke, dem dunkelroten Pyjama und den lavendelfarbenen Frotteesandalen, die er ohne Socken trug. Wer waren diese Leute?
    Er stand langsam auf und trat schüchtern vor, bis er vor dem Richtertisch stand. »Ich brauche Hilfe«, sagte er so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte.
    »Haben Sie dem

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